Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer
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Situationsbezogene Antwort 3
Die Ausdehnung der Produktionsleistung von Installationsmeister Röhrl durch die vermehrte Installation von Pelletheizungen in einem bestimmten Jahr ist für sich betrachtet natürlich nur ein winziger Beitrag zur Steigerung der volkswirtschaftlichen Produktionsleistung. Für die Gesamtheit aller Installationsbetriebe oder gar berufs- und betriebsübergreifend für den gesamten Handwerksbereich ergeben sich volkswirtschaftlich aber durchaus relevante Beiträge. Unabhängig aber von der absoluten Höhe des volkswirtschaftlichen Leistungsbeitrages geht es um die volkswirtschaftliche und damit auch die gesellschaftliche „Ortsbestimmung“ des einzelnen Handwerksbetriebes, letztlich also um das Selbstverständnis seines Eigentümers, in diesem Fall von Installationsmeister Röhrl.
Konkret kann sich die Ausdehnung der Produktionsleistung von Installationsmeister Röhrl je nach Kundengruppe auf allen Ebenen der volkswirtschaftlichen Produktionsleistung, wie sie z. B. mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen wird, niedergeschlagen haben. Sie kann einen direkten oder indirekten Einfluss gehabt haben.
Ein direkter volkswirtschaftlicher Produktionseinfluss durch Installationsmeister Röhrl kann zunächst über die private Konsum- und Investitionsgüterproduktion erfolgt sein. Wurden Pelletheizungen vermehrt in privaten Haushalten z. B. zur Heizung der Wohnräume installiert, so wurde dadurch die volkswirtschaftliche Produktion privater Konsumgüter ausgedehnt. Die Installation von Heizungen in privaten Unternehmen hat dagegen die Produktion der privaten Investitionsgüter gesteigert. Auf alle Investitionsgüter bezogen sind dadurch die privaten Bruttoinvestitionen gestiegen, unter Abzug der bereits im Installationsjahr angefallenen Abschreibungen aber auch die Nettoinvestitionen, die zum Ende des betreffenden Jahres in der Bilanz der Unternehmenskunden den Sachkapitalbestand erhöht haben. Der Auftrag der Stadt München hat zu entsprechenden Veränderungen bei den staatlichen Investitionen geführt. Da annahmegemäß neben den Bruttoinvestitionen auch die Nettoinvestitionen gestiegen sind, erhöhte sich neben dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch das Nettoinlandsprodukt (NIP). Und letztlich hat auch der Auftrag aus Österreich über einen gestiegenen Export das BIP wie auch das NIP positiv beeinflusst. Da der Betrieb von Installationsmeister Röhrl in München ansässig ist, gilt er als Inländer. Die von ihm ausgehende Steigerung der volkswirtschaftlichen Produktionsleistung hat demnach auch das Nettonationaleinkommen (NNE) (das alte „Nettosozialprodukt“) erhöht. Unterschiede im Beitrag zum NIP und NNE würden sich künftig erst dann ergeben, wenn Installationsmeister Röhrl einen Zweigbetrieb in Österreich errichten würde, um gestiegenen Aufträgen aus Österreich besser nachkommen zu können.
Ein indirekter volkswirtschaftlicher Produktionseinfluss durch Installationsmeister Röhrl kann grundsätzlich über die von ihm produzierten Investitionsgüter erfolgen. Im Unterschied zu Konsumgütern dienen sie nämlich wieder der Produktion, d. h., es kann ein weiterer positiver Beitrag zur volkswirtschaftlichen Produktionsleistung entstehen. Er könnte sich z. B. in einer höheren Produktionsleistung der Unternehmen äußern, in denen die Heizungen installiert wurden. Auch deren zwangsläufig gestiegener Bedarf an Pellets wirkt sich positiv auf die volkswirtschaftliche Produktionsleistung aus. Ähnliches gilt für die in einer Schule installierten Heizungen, deren Abschreibungen die Herstellungskosten der staatlichen Produktion (z. B. die Produktion von Bildungsleistungen) und damit – bei Nichtausschluss, also öffentlichen Gütern – den Staatskonsum erhöhen. Wir werden uns mit solchen Zusatzeffekten (Multiplikatoreffekten) im Abschnitt 5.2.5 beschäftigen.
Situationsbezogene Frage 4
Wie hat Installationsmeister Röhrl mit der Ausdehnung seiner Produktion zur volkswirtschaftlichen Einkommensentstehung und -verwendung beigetragen?
1.2.4 Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto und die volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen
Einkommen entsteht durch Produktion
Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto ergibt sich durch Konsolidierung der Einkommenskonten des privaten und staatlichen Sektors. Es informiert darüber, wie das gesamtwirtschaftliche Einkommen entstanden ist und wie es verwendet wurde. Was die Einkommensentstehung betrifft, so dürfte schon nach dem bisher Gesagten klar sein, dass der Realwert des entstandenen Einkommens im Kern nichts anderes darstellt als die produzierte Gütermenge. Daraus wiederum folgt, dass die Entstehungsseite des Einkommens buchungstechnisch die rechte Seite des Einkommenskontos sein muss, da sie zum größten Teil die Gegenbuchung zum gesamtwirtschaftlichen Produktionskonto (vgl. Abschnitt 1.2.3) aufzunehmen hat. Dort war die produktionsbedingte Einkommensentstehung auf der linken Seite in Gestalt der Nettowertschöpfung als Summe der Faktoreinkommen, aber auch in Gestalt der indirekten Steuern abzüglich Subventionen als Netto- Staatseinnahmen sichtbar geworden. Die linke Seite des gesamtwirtschaftlichen Einkommenskontos informiert dann über die Verwendung des Einkommens, die wiederum güterbezogen und bei den Konsumausgaben die Gegenbuchung zum Produktionskonto ist.
Die Tatsache, dass es sich bei den Einkommensbeziehern um (natürliche und juristische) Personen und den Staat handelt, lässt außerdem den Schluss zu, dass das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto nach dem Inländerkonzept zu führen ist. Da das gesamtwirtschaftliche Produktionskonto andererseits auf dem Inlandskonzept basiert, wird nach der Gegenbuchung eine Korrektur erforderlich. Sie erfolgt über die von Inländern aus der übrigen Welt bezogenen Nettoprimäreinkommen (PEN←üW) (siehe unten).
Das gesamtwirtschaftliche Einkommenskonto nach dem Inländerkonzept hat folgende Gestalt:
Aus dem gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto lassen sich die folgenden volkswirtschaftlichen Einkommensgrößen gewinnen:
Nettonationaleinkommen
Nettonationaleinkommen (NNE) = Primäreinkommen (PE) = NIP plus Saldo der Primäreinkommen (Nettoprimäreinkommen) aus der übrigen Welt (Faktoreinkommen der Inländer im Ausland minus Faktoreinkommen der Ausländer im Inland (PEN←üW)). Im gesamtwirtschaftlichen Einkommenskonto setzt sich das NNE aus den Positionen 1., 2. und 3. auf der rechten Seite zusammen. In Symbolen: NNE = NIP + PEN←üW.
Das NNE wurde früher (vor 1995) auch als Nettosozialprodukt zu Marktpreisen bezeichnet.
Volkseinkommen
Volkseinkommen (VE) = NNE − (Tind – Z)= Arbeitnehmerentgelte für den Produktionsfaktor Arbeit plus Unternehmens- und Vermögenseinkommen für die Produktionsfaktoren Boden und Kapital. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nach dem Inländerkonzept sind also das Gegenstück zu den Betriebsüberschüssen bzw. Selbstständigeneinkommen nach dem Inlandskonzept. Das Volkseinkommen wurde früher (vor 1995) auch als Nettosozialprodukt zu Faktorkosten bezeichnet, um deutlich zu machen, dass es um die Einkommen der Eigentümer der Produktionsfaktoren geht, die aus Sicht des volkswirtschaftlichen Einkommenszahlers als Kosten zu interpretieren sind.
Lohn- und Profitquote
Der Anteil der Faktoreinkommen aus Arbeitskraft am Volkseinkommen wird als Lohnquote, der Anteil der Faktoreinkommen aus Boden und Kapital am Volkseinkommen als Profitquote bezeichnet. Als grobe aktuelle Werte können 70 % bzw. 30 % gelten.
Da das Volkseinkommen (VE) noch nicht die staatliche Beeinflussung des Einkommens (z. B. durch die Steuerbelastung) berücksichtigt und demnach den Einkommensbeziehern noch nicht voll für ihre Kaufentscheidung zur Verfügung steht, lässt sich noch eine weitere Einkommensgröße bilden:
Verfügbares Einkommen als Großteil der