Affären einer Pharmareferentin. Ute Richter

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Affären einer Pharmareferentin - Ute Richter

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ging Susi sofort ins Bett. Ihr letzter Gedanke vorm Einschlafen war, dass sie unbedingt neue Bettwäsche kaufen müsste. Danach schlummerte sie ins Land der Träume.

      Am folgenden Morgen hatte Susi keine Lust aufzustehen. Als der Wecker schellte, fühlte sie eine innere Unruhe.

      Dieser Abend würde für sie sicher unvergesslich bleiben, denn Dr. Albertino war der erste Mann in ihrem ABC-Plan.

      In der morgendlichen Nüchternheit, die sie durchströmte, kam ihr das Ganze für einen Augenblick sogar etwas lächerlich vor. Ihre Antennen standen noch nicht auf Empfang, sie fühlte sich kaputt und ausgelaugt.

      Ob sie sich auf ein Abenteuer mit diesem kleinen Italiener einlassen sollte? Sie würde niemanden betrügen und somit kein schlechtes Gewissen haben müssen.

      Mit einem Schwung hüpfte sie aus ihrem Bett, stellte das Radio an und begann mit ihrer morgendlichen Toilette.

      Unter der Dusche stehend, betrachtete sie ihren Körper und überlegte krampfhaft, wann sie zum letzten Mal Sex hatte. Mein Gott war das lange her! Vielleicht anderthalb Jahre? Oder auch schon zwei? Hatte sie es überhaupt noch drauf, mit einem Mann in die Kiste zu steigen? Diese Unsicherheit bereitete ihr plötzliches Kopfzerbrechen.

      ‚Den Tag ruhig angehen lassen‘, dachte sie.

      Am Abend wollte sie fit sein und sehr gut aussehen. Was stand auf dem heutigen Tourenplan?

      Ihr erster Termin war bei einer arroganten und sehr unsympathischen Allgemeinmedizinerin namens Wagenbrecht.

      Diese Dame mittleren Alters war der Horror eines jeden Vertreters. Das hatte Susi gerade noch gefehlt! Sie nahm sich fest vor, cool zu bleiben und sich keinesfalls von dieser Person, den Tag verderben zu lassen. Mit gemischten Gefühlen betrat sie das Wartezimmer und schon packte sie eine Art Panikanfall.

      Sie ging zu einer der Arzthelferinnen und piepte mit dezenter Stimme: „Für neun Uhr hatte ich einen Termin bei Frau Doktor Wagenbrecht!“ „Moment bitte, Sie sehen doch was hier los ist!“ antwortete diese schroff. Susi fühlte sich wie in der Höhle des Löwen und wäre am liebsten weggelaufen, doch sie blieb, denn genau das gehörte zu ihrem Job! In nur wenigen Minuten würde sie wieder in ihrem Auto sitzen und sich auf den bevorstehenden Abend mit Dr. Albertino freuen können. Plötzlich wurde sie aufgefordert, ins Sprechzimmer zu kommen – von Frau Doktor persönlich.

      Mit einer eleganten Geste schwang Susi ihre Aktentasche unterm Arm und betrat das gefürchtete Terrain. Doch sie traute ihren Augen nicht, denn diese Wagenbrecht schien heute unheimlich gut drauf zu sein. Sie begrüßte Susi beinah herzlich mit einem kräftigen Handschlag. Das Beratungsgespräch lief gut ab, und beide hatten dieses Mal keine Unstimmigkeiten miteinander. Kaum zu glauben, dass so etwas möglich sein konnte.

      Beim Verabschieden war Susis Angst verflogen und endlich durfte sie den Raum, dieser viel gefürchteten Dame, verlassen.

      Schon an der Tür angekommen, vernahm sie eine Frage aus dem Hinterhalt: „Was ist das eigentlich für ein Gestank, den sie mir hier zumuten?“ „Meinen Sie mein Parfüm?“ fragte Susi unsicher und schaute sich um. „Falls sie mich nochmals konsultieren möchten, dann bitte ich sie hiermit eindringlich, ohne diesen penetranten Geruch zu erscheinen. Von diesem Gestank wird einem ja übel. Nun muss ich wegen ihnen noch das Fenster aufreißen, finden sie das normal?“ fauchte die Doktorin vor Wut. Susi stammelte ein paar Worte der Entschuldigung, und zog sich zurück, indem sie die Tür von außen zumachte.

      Erst als sie in ihrem Auto saß, realisierte sie sich, was vorgefallen war. Diese Wagenbrecht war wirklich der Teufel in Person. Musste sie sich das gefallen lassen? Dabei hatte sie viel Geld ausgegeben für ihr neues Parfüm.

      Kein Wunder, dass diese alte Ziege keinen Mann abbekommen hatte. Minuten später beruhigte sich Susi wieder, denn ihr fiel ein, dass auch sie keinen Mann mehr hatte!

      Bei den weiteren Arztbesuchen passierte nichts Außergewöhnliches an diesem Tag.

      Auf dem Stellplatz vor ihrer Wohnung angekommen, fiel ihr die Tasche aus der Hand.

      Lippenstift, Puder, Schlüssel etc. verstreuten sich über den rissigen und auch staubigen Boden unterm Auto.

      Plötzlich klingelte ihr Handy. Sie fand es zwischen den beiden Vorderrädern und auf dem Display erschien die Nummer von ihrem Chef, den viel geliebten Mutz.

      Der hatte ihr heute noch gefehlt, was er wohl schon wieder von ihr wollte? „Hallo, Herr Mutz, wie geht’s?“ fragte Susi unterm Auto liegend. Am anderen Ende war eine ziemlich piepsige Stimme wahrzunehmen: „Guten Tag Frau Reuther, wir gehen morgen zusammen auf Tour! Ich bin acht Uhr bei Ihnen vor der Tür und fahre dann mit Ihnen mit. Sie haben doch hoffentlich einen vollen Terminkalender? Anschließend müssen wir uns über Ihre Verkaufszahlen unterhalten. Haben Sie noch Fragen?“

      „Nein!“ antwortete Susi kurz entschlossen.

      „Also dann bis morgen!“ erwiderte Mutz und legte auf, bevor Susi sich verabschieden konnte.

      Sie war total von den Socken, den ganzen Tag würde er ihr wieder auf die Nerven gehen, dieser Gnom von einem Möchte-Gern-Typen. Sie fand ihn zum Kotzen und musste doch immer schleimen, um ihn bei Laune zu halten. ‚Hoffentlich geht das morgen gut!‘ dachte Susi.

      Sooft kam es gar nicht vor, dass er mit ihr mitfuhr. Dennoch, wenn es dann soweit war, brach sie regelrecht in Panik aus.

      Die Umsätze waren momentan nicht so gut, denn die Urlaubszeit und das damit verbundene Sommerloch prägten den Verkauf. Wiedermal wurde ihr bewusst, was sie doch für einen erbärmlichen Job hatte.

      Für heute hatte sie die Nase voll. Zuerst diese überdrehte Wagenbrecht und jetzt noch diese Witzfigur von Mutz. Wie lange würde sie dies alles noch ertragen können?

      Inzwischen dachte sie an den bevorstehenden Abend mit Dr. Albertino.

      Ganz bestimmt wollte er nicht nur essen mit ihr!? Hoffentlich nicht!!! Susi ließ der Fantasie freien Lauf und erinnerte sich an seinen letzten Blick auf ihren Hintern, als sie sein Sprechzimmer verließ. Dieser war ziemlich eindeutig ihrer Meinung nach. Natürlich wollte er mehr von ihr – ganz klar!

      In Windeseile ging sie duschen, rasierte die Beine und auch andere diverse Körperteile, die es nötig hatten. Sie wollte umwerfend aussehen, um diesen aparten Italiener verführen zu können.

      Mittlerweile war es 19.00 Uhr und sie musste sich beeilen, wenn sie pünktlich sein wollte.

      Zufrieden schaute sie in den Spiegel und fühlte sich unheimlich sexy in dem neuen roten Kleid. Ihr Haar trug sie hochgesteckt, was sie noch einen Hauch anziehender machte.

      Irgendwie ähnelte Albertino diesem smarten Typ aus der Fernsehwerbung von der Cappuccino-Reklame, der da immer sagte: „Aber ich habe doch gar keinen Wagen … “

      Susi wurde zunehmend nervöser, innerhalb weniger Minuten musste sie loslaufen und das brachte sie beinah um den Verstand. Ihr Herz klopfte wie verrückt vor lauter Aufregung. Beinah hätte sie die Kontrolle über sich selbst verloren.

      Voller Anspannung verließ sie ihre Wohnung, lief durch die noch stark frequentierten Straßen bis sie endlich am Ziel anlangte.

      ‚Hier muss es sein‘, dachte sie und riss die Eingangstür entschlossen auf. Keiner sollte merken, wie stressig sie sich fühlte. Selbstbewusst wollte sie erscheinen

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