Schule aus, Neuseeland ruft 2.. Philip Raillon
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Ein nächster Höhepunkt sollen die Clifden Caves sein. Die nicht erschlossene Höhlenformation bei Clifden lockt uns. Zwar solle man sich, so empfiehlt der Reiseführer, vorher in der nächsten Touristen-Info erkundigen, doch diese liegt kilometerweit entfernt in Tuatapere. Wir versuchen daher unser Glück auf eigene Faust – aber nach zehn Metern ist Schluss. Zu dunkel, unsere Lampe nicht hell genug und man müsste schon jetzt kriechen. Stattdessen statten wir einer der groß ausgeschilderten Brücke einen Besuch ab. Die 1899 erbaute Clifden Suspension Bridge bietet allerdings auch nicht viel mehr als eine 114 Jahre alte Flussüberquerung. Es scheint nicht ganz grundlos zu sein, dass hier kaum Touristen sind. Interessant wäre sicherlich der tiefste See Neuseelands, der Lake Hauroko, gewesen. Allerdings schrecken uns die dreißig Kilometer Schotterpiste ab: Wir wollen Eddie nicht unnötig belasten.
Der Eingang der Clifden Caves
Der nächste Halt auf der Southern Scenic Route ist Tuatapere. Obwohl dieses Farmer-Städtchen mit etwa 700 Einwohnern gar nicht allzu klein ist, ist Tuatapere, plump gesagt, „das letzte Loch“. Es wirkt verarmt, verlassen und bietet auch sonst nicht viel. Einzige Ausnahme sind natürlich die bekannten Tuatapere-Würstchen, die auch tatsächlich nicht schlecht sein sollen, wie wir hören. Wir lassen uns diesen Gaumenschmaus aber mit deutscher Bratwurst-Arroganz entgehen und schauen stattdessen in der Touristen-Info vorbei. Mit ziemlich großer Sicherheit gehören wir zu den ersten Besuchern des Tages. Trotzdem telefoniert die Dame hinter dem Schreibtisch durchgehend, ohne jegliches Interesse zu zeigen – und das für eine halbe Stunde, bis wir entnervt gehen. Angeschlossen an das Informations-Büro ist ein kleines „Museum“, das vor uns ebenfalls von niemandem besucht worden ist – und das schon seit Tagen. Als wir den kühlen und verstaubten Raum betreten, wollen die Neon-Röhren nicht so richtig angehen. Manche flackern verzweifelt, andere haben schon ganz den Geist aufgegeben. Zu sehen sind Exponate aus der Zeit der Baumfäller-Arbeiten in Tuatapere: verrostete Motorsägen. Der Besuch des Museums lohnt sich also aus historischen Gesichtspunkten nicht wirklich – um einmal zu sehen, was man alles als „Museum“ bezeichnen kann, ist ein Besuch aber recht amüsant (auch wenn man ein Stück weit Verständnis haben muss für ein Land, das erst im späten 18. Jahrhundert von Europäern besiedelt wurde).
Whitebait mit Ei und Toast
Ein Stück außerhalb von Tuatapere an einem Steinstrand direkt neben einem verbeulten Warnschild vor Tsunamis fallen uns Leute auf, die mit großen Keschern im Wasser stehen. Halb im Meer, halb in einer Flussmündung ziehen sie das Netz durch die hereinspülenden Wellen. Mit fragenden Blicken nähern wir uns. Erfreulicherweise fängt eine Frau nicht nur irgendwelche Tiere, sondern auch unsere Blicke auf. Sie erklärt, sie fische „Whitebaits“. Whitebaits, das sind junge Fische verschiedener Arten, die von Mitte August bis Ende November (an der Westküste kürzer) von vielen Neuseeländern wie verrückt gekeschert werden. Die Leute stecken sich teilweise ihre Claims ab – überall sieht man in der Nähe des Meeres die „Wassermänner“ stehen – meist tatsächlich Männer. Man kann die kleinen, durchsichtigen Fische entweder selbst essen oder aber zu horrenden Preisen verkaufen. Auch wir dürfen später bei der Familie in Cromwell diese Spezialität probieren. In einer Art Omelett kommen die Fische aufs Brot. Wer sich nicht lange Gedanken über die kleinen Äuglein, die einen aus dem Omelett anstarren, macht, der beißt herzhaft hinein und schmeckt den leicht fischigen Geschmack. Wir sind dank der Dame bei Tuatapere und dem Whitebait-Abendbrot in Cromwell eine Kiwi-Erfahrung reicher.
Monkey Island heißt eine Insel, zu der man bei Ebbe hingehen kann und neben der ein kostenloser Campingplatz liegt, so beschreibt es unserer Campingführer. Klasse, denken wir uns und planen, dort die Nacht zu verbringen. Als wir die Insel sehen, ist die Enttäuschung groß: Es ist zwar eine Insel – sie liegt aber gerade mal zwanzig Meter vom Ufer entfernt und ist winzig. Wir fahren daher weiter zum Surfer-Paradies Colac Bay und kommen unterwegs weiter an ziemlich trostlosen Ortschaften – oder besser Häuseransammlungen – vorbei. Was wir bis dahin nicht wissen: In Colac Bay darf man umsonst die Nacht verbringen. Wild campen, ganz legal. Man muss nur die Bucht entlang fahren und sich dann auf die Wiese nahe den Toiletten stellen. Bei kaltem Wind stehen wir dort zwar in dieser Nacht ziemlich einsam, aber wir werden nicht müde auf das Wasser hinauszuschauen: Wir sehen leider keine der im Meer vor der Südküste lebenden Hector-Delfine. Dafür gibt das hereinziehende Unwetter einige schöne Farbenspiele her.
Eddie schützt vor dem kalten Wind
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