Schule aus, Neuseeland ruft 2.. Philip Raillon

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Schule aus, Neuseeland ruft 2. - Philip Raillon

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falschen Kasten, den für die nationale Post …

      Alistair sortiert seine Merinos

      Wanderwege gibt es hier viele

      Sonne im Regenwald: Fiordland mal anders

      Kawarau Gorge

      Das erste Reiseziel ist Fiordland im Südwesten der Insel. Wir fahren durch die Kawarau Gorge mit den vielen Weinbergen und Obstplantagen des Gibbston Valley. Die felsigen Hügel oder Berge sind nur in Ansätzen zu erkennen, da es so neblig und wolkig ist. Dazu regnet es noch in Strömen. Dennoch halten wir kurz an der Kawarau Bridge – der ersten kommerziellen Bungee-Anlage Neuseelands. Wir bewundern kopfschüttelnd die Verrückten, die sich für 180 Dollar 43 Meter in die Tiefe stürzen. Zwei Sekunden freier Fall, ein lauter Schrei und das war‘s. Natürlich sind sie nicht aufgeschlagen, sondern der Sprung ist schlicht so schnell schon wieder vorbei. Auch wenn es nur 43 Meter sind, uns ist es definitiv zu hoch – und zu teuer. Also geht es weiter: Wir sparen uns den Abstecher nach Queenstown und Arrowtown, da wir hierfür noch genug Zeit haben werden, wenn wir in Cromwell leben. In Frankton müssen wir über eine einspurige Brücke, die eine Ampelreglung hat – es ist für uns die erste Ampel seit Christchurch und dementsprechend überrascht sind wir. Es geht die kurvenreiche Straße zwischen den felsigen Remarkables, einer Gebirgskette samt Skigebiet auf der linken Seite und dem Lake Wakatipu auf unserer rechten Seite, entlang. Auf dem nassen Weg, vorbei an Schafen, Kühen und vielem Rotwild, nach Te Anau, dem Hauptanlaufspunkt in Fiordland, ist uns beiden flau im Magen. Während es bei mir dabei bleibt, müssen wir für Maria zweimal mit Warnblinklicht am Straßenrand stoppen. Jetzt einen Magen-Darm-Virus? Wir können uns Schöneres vorstellen. Glücklicherweise bleibt es aber bei den beiden Notpausen. Trotzdem beenden wir diese Reiseetappe eher als ursprünglich geplant. Der günstige DOC-Campground wäre noch weitere anderthalb Autostunden entfernt gewesen. Stattdessen verbringen wir die Nacht in der Possum Lodge, einem kleinen Campingplatz am Lake Manapouri.

      Nebel über Lake Manapouri

      Fiordland – das ist eine große Region mit hohen, teils schneebedeckten, Bergen und unzähligen Fjorden, von denen aber nur zwei über den Landweg zugänglich sind: Doubtful Sound und der Klassiker Milford Sound. Doch auch ohne diese beiden Fjorde bietet die Region vieles: Mehrtageswanderungen – darunter mit dem Milford Track, dem Routeburn Track und dem Kepler Track drei der neun Great Walks Neuseelands – Bootstouren, zig Tages- oder Kurzwanderungen, Glühwürmchenhöhlen oder einfach nur relativ einsame DOC-Campingplätze. Diese und noch viele weitere Touristenangebote gibt es nicht grundlos. Daher wundert es nicht, dass es von Touristen nur so wimmelt. Wer Fiordland allerdings etwas ruhiger erleben will, der fährt nicht nur von Te Anau nach Norden bis zum Milford Sound, sondern auch nach Süden bis nach Invercargill. Wir starten also vom Lake Manapouri aus, der sich uns in mystischem Sonne-und-Wolken-Mix zeigt. Bei den vielen Touristenangeboten ist es gar nicht leicht, sich zu entscheiden. Ohnehin haben Maria und ich Schwierigkeiten, Entscheidungen zu fällen: Der viertägige Kepler Track klingt zwar interessant und ist wohl auch sehr lohnenswert – ärgerlicherweise hatte ich nur meine Regenjacke bei der Familie in Christchurch vergessen, wie mir erst jetzt auffällt. Und den Kepler Track ohne Regenjacke zu laufen ist keine gute Idee. Eine achtstündige Tagestour zum abgelegenen Doubtful Sound, inklusive des Besuchs eines der größten Kraftwerke Neuseelands, des „West Arm“, erscheint uns ebenfalls reizvoll. Schließlich ist der Doubtful Sound der größte Fjord Neuseelands und um einiges länger und breiter als der bekanntere Milford Sound. Allerdings ist uns die Tour mit über 200 Dollar pro Person zu teuer. Also wollen wir eine Bootsfahrt durch besagten Milford Sound machen, der kleiner, aber durch die steil abfallenden Klippen genauso beeindruckend oder sogar noch beeindruckender sein soll. Nur erkunden wir den Fjord mit dem Kajak oder einer Bootsfahrt? Maria würde gerne kajaken, allerdings habe ich noch nie in einem solchen Paddelboot gesessen. Wir entscheiden uns für die Bootstour und wollen auf dem Weg einige der kürzeren Wanderungen machen. Wer nicht eine der Touren mit dem Bus von Queenstown oder Te Anau bucht, ist gut beraten, vorher die Straßenverhältnisse zu überprüfen: Die Straße zum Sound ist des Öfteren wegen Schnee- oder Schlammlawinen gesperrt. Zwar sieht man am Rand immer wieder Stellen, wo der Asphalt von Bäumen und Felsbrocken begraben wurde, aber die Straße ist frei. Für die knapp 100 Kilometer soll man zwei Stunden einplanen – wir brauchen mit Sicherheit länger. Zu allem Überfluss knackt es beim Tanken in Te Anau plötzlich, und von meinem Sicherheitsgurt sind nur noch Einzelteile übrig. Ich fahre die nächsten Kilometer also nur mit Gurt zur Zierde und hoffe, dass uns keine Streife begegnet und ich keinen Unfall baue – ein Airbag fehlt Eddie nämlich ohnehin.

       Milford Track: Wo die Berge die Wolken kitzeln

      „Der Milford Track ist ein Klassiker“, sagt Marcel Hainke. Gemeinsam mit seiner Freundin Lisa Schönhoff hat mein Freund diesen Great Walk gemacht: Vier Tage für 53 Kilometer im tiefsten Fiordland. Die Wanderung ist nicht nur ein Klassiker, sie gilt auch als eine der schönsten Wanderungen der Welt. Das ist nicht nur dem vielen Wasser geschuldet, das in großen Wasserfällen immer wieder in der Nähe des Weges hinunterstürzt. Auch die Vielfalt sei beeindruckend: „Von ruhigen Flussläufen, wo man barfuß ins kalte Fiordland eintauchen kann, geht es über weiches Moos hinauf auf die steilen Berge“, sagt der 25-jährige Marcel. Gerade die Southern Alps mit dem Schnee auf ihren Spitzen und den tiefen Schluchten dazwischen seien absolut beeindruckend gewesen. „Der Punkt da oben auf dem Gipfel in etwa 1200 Meter Höhe – einfach toll. Diese Eindrücke könnten aus einer Werbung stammen!“

      Dass es in Fiordland häufig regnet, ist keine Neuigkeit. Im Jahr kommt es an durchschnittlich 200 Tagen nass vom Himmel. Marcel und Lisa hatten Glück: Die ersten drei Tage hatten sie Sonnenschein und Wolken, aber keinen Regen. Denn sind die Klamotten einmal nass, läuft es sich nicht nur unangenehm – man bekommt sie auch nicht mehr trocken. Und das, obwohl der Milford Track keine Alternative zum immerhin bescheidenen Luxus lässt: „Es gibt keine Campingplätze, nur Hütten“, erklärt Marcel. Darin seien die Nächte kurz – aber die Abende umso lustiger, da man sich immer mit denselben Personen den Ess- und Schlafbereich teile. Denn die Wanderung kann man nur vom festen Startpunkt aus, dem Glade House am Nordufer des Lake Te Anau, beginnen, und dann geht man in Richtung Milford Sound, wo der Weg an einem Punkt des Fjordes endet, den man mit einer gewöhnlichen Touristen-Bootstour gar nicht kennenlernt.

      Da es keinen Gegenverkehr gibt, wirke der Great Walk sehr leer. „Man bewegt sich nun mal immer in dieselbe Richtung“, so Marcel. Doch der Wanderstrom hat auch seinen ganz klaren Nachteil: Einmal mit einem Schnarcher im Schlafsaal, immer mit diesem Schnarcher im Schlafsaal – und eine schlaflose Nacht kann bei dem Fußmarsch mit viel Gepäck auf dem Rücken sehr nervig sein.

      Bei aller Schönheit der Landschaft, Abenteuerlust und Abgeschiedenheit. Wenn es hier regnet, dann regnet es. An Marcel und Lisas viertem Tag schüttet es dann auch. „Dadurch war für uns der letzte Tag der anstrengendste. Auf dieser Etappe kam noch nervliche Erschöpfung hinzu“, so Marcel. Stellenweise, so erzählt der Wittener, mussten sie durch knietiefes Wasser waten. Spätestens nach drei Stunden wurde es nur noch von Schritt zu Schritt schlimmer. Doch da bleibt nur die Flucht nach vorne. Im Nachhinein kann man dann aber mit Stolz behaupten, den bekannten Milford Track gemeistert zu haben.

      Für den Milford Track muss man die Hüttenplätze, genauso wie für die anderen Great Walks auch, reservieren. Da es bei dieser Viertageswanderung

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