Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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ihnen auch in nichts nach, aber dieser Felsen war ihr doch unheimlich. Falki und Alfger standen auf dem Vorsprung und erkundeten mit den Augen den weiteren Weg. Dort oben waren sie schon auf Höhe der umstehenden Baumwipfel. Falki band jetzt das Seil an der Birke fest und begann weiter in Richtung des Rabenhorstes zu klettern. Langsam, ganz geschickt jede Steinkante nutzend, schob er sich höher. Jede Ritze, jeden kleinen Vorsprung nutzend kam er dem Ziel näher.

      Die beiden Rabeneltern waren jetzt in heller Aufregung. Ein Rabe stand wild flatternd auf den Rand des Nestes und rief immerzu: „Arrr, Arrr“ – und der andere flog immer engere Kurven um Falkis Kopf. Dabei ließ er laufend seine Häufchen fallen. Aber unbeirrt schob sich Falki weiter nach oben.

      Beide Raben riefen jetzt im Chor, aufgeregt und schnell etwas, das wie ein unheimliches Rrrrrrraa, rrrrraa und ark, ark klang.

      Falki hatte ziemliche Mühe sich festzuhalten, ihr Geflatter und ihr lautes Gekreische irritierten ihn sehr. Die Spannweite ihrer Flügel war gewaltig, fast so groß, als wenn er seine Arme ausbreiten würde und der Schnabel des nach ihm stoßenden Raben hatte beachtliche Ausmaße. Falkis Auge brannte immer noch von der Rabenkacke. Grade wollte er es noch einmal auswischen, da passierte es: Falki rutschte auf dem Rabenkot, der überall unterhalb des Nestes auf den Felsen klebte, aus und verlor den Halt.

      Zum Glück war das Seil fest um die kleine Birke auf dem Felsvorsprung gebunden und so konnte er nicht weit fallen, aber es tat höllisch weh, als er nach einem gewaltigen Ruck pendelnd, unterhalb der Birke hing. Falki zappelte erst mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber dann schaffte er es wieder, Halt in der Wand zu finden. Alfger ließ ihm das andere Ende des Seiles herunter so das Falki sich auch daran festhalten konnte. Das Pendeln hörte auf und er konnte wieder nach oben klettern.

      Hilda hatte nach diesem Sturz Angst um ihren Bruder und rief von unten: „Falki, ich will doch keinen Raben mehr. Komm runter!“

      Falki hatte sich etwas erholt und setzte eine entschlossene Mine auf. „Jetzt erst recht! Es geht weiter!“ – und an Alfger: „Halte fest!“ Mit zusammengebissenen Zähnen begann er wieder an der Wand nach oben zu klettern. „Ich werde es schaffen“, sagte sich Falki, wie um sich selbst Mut zu machen.

      Der eine Rabe attackierte ihn laufend weiter, mit dem Schnabel und seinem Kot. Endlich erreichte Falki den Horst und zog sich das letzte Stück über den Rand der Felskante, um hineinschauen zu können. Der Rabe auf dem Nestrand protestierte mit ohrenbetäubendem Gekreische und begann mit dem Schnabel nach Falkis Hand zu hacken.

      Falki gab nicht auf. Er verbesserte seine Standfestigkeit und sagte mehr zu sich selbst: „Nur noch ein kleines Stückchen“, dann griff er beherzt in das Nest.

      Was er fand, überraschte ihn dermaßen, dass er fast wieder gestrauchelt wäre. Er zuckte überrascht zurück, aber dann griff er erneut zu. Falki spürte zwei nackte, kleine, warme Küken unter seinen Händen. Nein, die wollte er nicht rauben. Seine Finger tasteten weiter und da war es – das Ei.

      Sei Herz jubelte: Das Rabenei! Er fühlte es, ganz warm und glatt in seiner Hand. „Jetzt oder nie“, dachte er und griff zu. Falki verstaute es in seiner, mit weichem Moos ausgepolsterten Umhängetasche. Jetzt war er erleichtert und ohne sich weiter aufzuhalten, begann er nach unten zu klettern.

      Als ob die Rabeneltern zufrieden waren, dass er die Küken nicht mitgenommen hatte, beruhigten sie sich ziemlich schnell und der Rabe, der ihn laufend attackiert hatte, setzte sich auf einen Felsvorsprung und beäugte ihn aufmerksam.

      Kurze Zeit später erreichte Falki den Vorsprung, auf dem Alfger wartete. Erleichtert legte ihm Alfger seinen Arm auf die Schulter. „Ich wusste, dass du das schaffst. Wenn das Einer hier hoch schaffen kann, dann du, Falki.“

      Nach kurzer Verschnaufpause ließ Falki die Umhängetasche am Seil hinunter und Hilda nahm sie mit größter Vorsicht ab. Sie hatte große Angst, dass ihr das Ei zerbrechen könnte. Endlich, zu Hildas großer Erleichterung, sprangen die beiden Jungen vom letzten Sims herab. Unten angekommen, schauten sich alle drei erleichtert an. Hilda sprang auf Falki zu, küsste ihn stürmisch und drückte ihn ganz fest. „Falki, mein Falki, du bist der beste Bruder, den es gibt und der allerbeste Rabeneiklauer.“

      Falki lächelte stolz und erwiderte: „Haha, du hast ja nur einen.“

      Darauf wieder Hilda: „Ja, aber der ist wirklich der beste Bruder auf der ganzen Welt.“

      Nun strahlte Falki richtig und er hatte in diesem Augenblick das Gefühl zu wachsen.

      „Und ich“, maulte Alfger, „ich hab doch auch geholfen.“

      Hilda drückte auch ihm einen Kuss auf die Wange, nur das der etwas länger war, als bei Falki. „Danke du Lieber“, hauchte sie ihm ins Ohr. Dann wurde Hilda rot und drehte sich ganz schnell um.

      Die drei Freunde waren glücklich über ihr gelungenes Abenteuer und umarmten sich gemeinsam. Hilda konnte nun ihre Neugier nicht mehr zügeln und ganz vorsichtig machte sie Falkis Tasche auf und bestaunte das Ei. Es war hellgrün mit vielen braunen Flecken. Es war ganz warm und fühlte sich wunderbar glatt an.

      „Es ist wunderschön“ hauchte sie. „Falki, Alfger, schnell, wir müssen nach Hause. Das Ei darf doch nicht kalt werden, sonst stirbt das Küken darin.“

      Alfger wollte das Ei auch sehen und schaute neugierig in die Tasche, die Hilda danach aber blitzschnell wieder zu machte. „So, Schluss mit Gucken, da drinnen bleibt es warm“, und schob die Tasche vorsichtig unter ihre Tunika.

      Zufrieden und stolz machten sich die drei auf den Heimweg. Hilda war überglücklich, aber sie lief die ganze Zeit so vorsichtig, als ob sie eine Schale mit Wasser vor sich her tragen würde. Die Jungen neben ihr grinsten, weil sie wussten, wie Hilda sonst immer herum sprang, wenn sie zusammen unterwegs waren. Auf dem langen Rückweg begann Hilda zu grübeln: „Wie geht es nun weiter? Wie baue ich mir ein Nest und wie brüte ich das Ei überhaupt aus, …?“

      Eine ganze Weile hatte Hilda noch die Rufe der Rabeneltern im Ohr und fast ein schlechtes Gewissen. Im Gedanken rief sie ihnen zu: „Seid uns nicht böse, sorgt euch nicht weiter, ich werde mich gut um euer Küken kümmern.“

       SKYGGI

      Nach ihrem erfolgreichen Abenteuer erreichten die Freunde endlich den Dorfrand. Alle drei hatten vom schnellen Laufen gerötete Gesichter.

      Alfger und Falki schauten stolz drein, wie zwei siegreiche Krieger auf der Heimkehr und Hilda, die ihnen vorsichtigen Schritten folgte, war anzusehen, dass sie einen besonderen Schatz trug. Ihre Augen strahlten.

      Wenn Falki allerdings die Stellen seiner Sturzverletzung berührte, dann sah er für einen Moment doch nicht mehr ganz so glücklich aus. Das Seil, dass seinen Sturz abfing, hatte doch einige böse Stellen, rund um seine Hüften, hinterlassen.

      Alfgers Mutter, Einurd, lief ihnen mit einem Dorfhund über den Weg. Mit erfahrenem Blick sah sie den Dreien an, dass sie vor Spannung fast platzten. „Na, was habt ihr denn da zusammen ausgeheckt? Ihr strahlt ja so geheimnisvoll.“

      Die Freunde schauten sich an, grinsten und als Alfger Hilda zunickte, holte sie aus ihrer Tunika die Tasche mit dem Rabenei hervor. Sie hielt Einurd die Tasche hin.

      „Hier schau mal rein“ – und ganz vorsichtig öffnete sie ihr Geheimnis. Mit Verschwörerstimme flüsterte sie: „Einurd, schau, das ist ein Rabenei.“

      Der

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