Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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Besuchs?“

      „Ernir, hab Dank. Ich hab genug Fisch, aber wenn ich von dem dort etwas kosten darf, würde ich mich freuen“ – und dabei zeigte er auf ein besonders knusprig aussehenden Fisch.

      Ernir nickte. „Greif zu, wir haben heute genug.“

      Alvitur ließ sich den Fisch sichtlich schmecken, dann schaute er mit etwas ernstem Gesicht in die Runde und sein Blick blieb auf der kleinen Hilda haften.

      „Sag mal Mädchen, kannst du mir deinen Traum auf der Eiche noch einmal schildern? Sölvi hat mir davon erzählt. Das ist ja wirklich komisch, auf einem Baum einzuschlafen. Stimmts?“

      Hilda machte nun ein Gesicht, wie ein Kind, das bei etwas Unrechtem ertappt wurde.

      „Na ja, aber ich hab doch nichts Schlimmes gemacht. Ganz plötzlich war ich müde und ich habe ja auch nicht lange geschlafen, nur ganz kurz.“

      „Nein“, sagte Alvitur beschwichtigend, „du hast nichts unrechtes getan. Ich frage dich nur, weil mich dieser Traum interessiert und mich die drei alten Frauen sehr an die Nornen erinnern. Die kennst du doch?“

      Hilda riss die Augen auf und Falki rief wie ein Echo: „Die Nornen?“

      Hilda nickte. „Ja, du hast ja Geschichten erzählt, wo die Nornen drin vorkommen. Sehen die so aus? Ich hab die ja noch nie gesehen.“

      Alvitur griff über den Tisch und legte seine Hand auf Hildas Hand. „Wenn sie dir etwas gesagt haben, versuche dich mal zu erinnern, was es war. Ich würde es gerne hören.“

      Hilda guckte unsicher in der Runde herum und als ihre Mutter aufmunternd nickte, wiederholte sie die Worte aus dem Gedächtnis:

       Vom Baum wirst du fallen,

       verspottet von allen.

       Nimm hin deinen Schmerz

       er stärket dein Herz.

      Alvitur überlegte ein Weilchen, dann schüttelte er llächelnd den Kopf und sagte: „Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, dass sie sich dir einfach nur zeigen wollten. Das war keine bedeutende Weissagung und na ja, etwas gestärkt bis du ja nun. Jedenfalls siehst du nicht mehr wie ein trauriges Mädchen aus, das von Baum gefallen ist. Ich glaube, du kannst diesen Traum ruhig vergessen. Er hat keine weitere Bedeutung für dich.“

       STRUMPFHILDA

      Hilda war dabei, ihre Zöpfe zu flechten. Sie reckte dabei ihr Gesicht der wärmenden Sonne entgegen und summte vor sich hin. Zöpfe flechten fand sie zwar langweilig, aber dabei konnte sie wunderbar den Frühling genießen. So gut, wie jetzt, hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie spürte die Sonne auf der Haut und der Duft von frischem Grün machte, dass es ihr in Händen und Füßen kribbelte. Von ihrem erhöhten Sitz aus sah sie, dass es den anderen Menschen im Dorf wohl ähnlich ging; ihre Gesichter wirkten fröhlicher, als in dem ewigen Dämmerlicht des Langhauses. Hilda sprang vom Zaun und im Nu hatte sie sich zwei Hände voll Blumen von der Wiese gepflückt, Löwenzahnblüten und Gänseblümchen. Die Gänseblümchen mochte sie besonders, weil man sie auch essen konnte und außerdem sagte man auch, dass es die Blumen der Freya sind.

      Fifilla, die Kräuterfrau, hatte ihr auch erzählt, dass am Tage ihrer Geburt besonders viele Gänseblümchen geblüht hatten und sie das als ein Zeichen der Götter ansah. Sie hob die Hände und zählte an ihren Fingern; zehn Jahre war das her. Hilda hatte immer noch keinen Einfall, was sie heute wirklich machen wollte, so ging sie langsam den Weg hinunter, zum Fjord. Unterwegs pflückte sie immer mehr Blumen und begann, sich einen Kranz daraus zu flechten. Sie liebte es, am Ufer des Fjordes herumzustromern, weil es immer etwas zu entdecken gab und so schlich sie sich in den Schatten eines großen Holunderbusches, der weit ab von Arbeitsplätzen der Bootsbauer stand. Sie begann aufmerksam den Uferstreifen abzusuchen, um irgendwo ein Nest, oder Tiere zu entdecken.

      Gespannt schaute sie nach dem Möwennest, das sie schon vor ein paar Tagen hier entdeckt hatte und jetzt sah sie, dass fünf Eier darin langen. Ein rotbeiniger Strandläufer rannte flink über die Steine und Hilda musste kichern, als sie seine Beine sah.

      „Hihi, ich hab ja auch rote Strümpfe an“, dachte sie. Als sie aber ihre Füße sah, schaute sie plötzlich entsetzt drein, denn aus ihren schönen roten Strümpfen schaute am rechten Fuß die große Zehe heraus. Nun betrachtete sie ihre bestrumpften Füße genauer und innerlich fühlte sie schon, wie sie immer kleiner wurde; Mutters Worte hörte sie schon jetzt: „Meine liebe kleine Strumpfhilda …“ Unter den Füßen sah es noch schlimmer aus; Loch an Loch. Wie so oft lief sie auf Strümpfen durch das Dorf.

      Jetzt war ihre Frühlingsfreude fast dahin und mit gesenktem Kopf machte sie sich auf den Heimweg. Die Mutter würde ihr wohl wieder die Ohren lang ziehen.

      Wieder im Dorf, roch Hilda überall die Kochfeuer, frisches Holz und sah, wie die Leute emsig zwischen dem Langhaus und ihren Hütten hin und her liefen. Selbst die Dorfhunde scheinen vom Frühling neu beseelt zu sein und sprangen zwischen den Menschen herum, um ihre Aufmerksamkeit oder einen guten Happen zu erhaschen.

      Auf ihrem Weg nach Hause musste sie an einigen anderen Hütten vorbei, und vor einer saß Sven, der Fischer und rief: „Hallo, Strumpfhilda!“

      Weil Hildas Laune wegen der Löcher in den Strümpfen schon ziemlich gedrückt war, zog sie einen Flunsch und rief zornig zurück: „Ich bin Hilda und nicht Strumpfhilda!“

      Einen Augenblick später stand sie aber vor Steinars Schmiede und ihre gute Laune kehrte zurück. Neugierig schaute sie nach, ob sie ihren Bruder hier irgendwo entdecken konnte. Falki stand oft still in einer Ecke der Schmiede und schaute einfach nur zu, wie Steinar das Eisen bearbeitete. Steinar hatte immer beide Hände voll zu tun, selbst im Winter war er einer der Wenigen, die kaum zur Ruhe kamen. Falki war aber nicht hier und so ging sie langsam nach Hause. Auf dem Weg wurden ihre Schritte immer zögernder. So lange sie auch das Zusammentreffen mit der Mutter hinausschieben wollte, irgendwann musste sie ihr ja doch die löchrigen Strümpfe zeigen. Die Mutter würde wieder an ihren Zöpfen ziehen und mit ihr schimpfen, weil sie ständig ohne Schuhe umher lief.

      Als Hilda die Hütte erreicht hatte, tat sie so als ob alles ganz normal wäre und schlich sich an der Mutter vorbei. Sie suchte im Halbdunkel der Hütte nah ihren Schuhen und wollte sie schnell überziehen, bevor die Mutter ihre zerlöcherten Strümpfe sehen konnte.

      „Hilda, lauf mal schnell zu Steinar und bringe ihm das hier“, rief da ihre Mutter.

      „Ja, Mama, was ist das?“

      „Strümpfe für Steinar.“

      „Kann Birta, seine Frau, nicht selber stricken?“

      „Doch kann sie das, aber die arme Frau ist damit geplagt, dass ihre Augen nicht mehr so gut sehen können und da sieht das Gestrickte dann auch nicht so gut aus. Bei manchen Leuten werden die Augen mit den Jahren immer schlechter, bis sie den Löffel in der Hand nicht mehr sehen, wenn sie ihren Brei essen.“

      „Haha“, lachte Hilda. „Mama, zum Essen braucht man doch die Augen nicht. Ich kann doch auch mit geschlossenen Augen meinen Brei essen.“

      „Jaja, ich weiß, darum sieht dein Mund nach dem Essen auch immer so fein beschmiert aus, und nun lauf, bringe die Strümpfe zu Steinar, aber ziehe deine Strümpfe

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