Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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wir einfach den Badetag mal auf heute.“

      „Oh ja, das wird lustig. Wer holt mit mir den Trog von der Schmiede?“, rief Gerda.

      Hilda verfolgte das Geschehen um sie herum mit wachsendem Interesse. Die Frauen waren ja ganz aus dem Häuschen. Sie und ihre zwei Freundinnen war plötzlich nicht mehr der Mittelpunkt, aber hier bahnte sich ein großer Badespaß an und es würde dann bestimmt noch viel lustiger werden. Die Frauen lachten, scherzten und manche sprangen herum, wie junge Mädels. Alle waren sie mit Begeisterung dabei, das gemeinsame Bad herzurichten. Die Frauen waren froh über diese willkommene Abwechslung von der alltäglichen Arbeit.

      „Fifilla, hast du auch noch genug von deinen Wunderkräutern für uns alle?“, rief eine der Frauen.

      „Ja, Birta. Ich ahnte doch, dass ihr so eine Gelegenheit nicht auslassen würdet und ich habe vorsorglich genügend von der Kräutermischung eingepackt. Damit ihr auch die Haare wieder glänzend bekommt, habe ich noch etwas anderes mitgebracht. Hier schaut mal, gute Seife, nach meinem Geheimrezept. Wenn ihr nachher duftet wie Freya, werden sich eure Männer aber heute Abend freuen.“

      „Na dann freue ich mich aber auch“, lachte Gerda und stellte den Trog ab, den sie mit anderen Frauen von der Schmiede geholt hatte. Sie rieb sich vor Freude die Hände und fragte: „Ist schon genug Wasser warm?“

      Durch die begeisterten Frauen entstand, im Langhaus, ein richtig aufgeregtes Gewusel. Zwei kamen mit einem Tragejoch, an dem je zwei Eimern mit Wasser hingen und Rannveig rief: „Das reicht jetzt.“ Sie klatschte in die Hände und rief: „Fein, dann stinke ich endlich mal nicht mehr nach Gerberei!“

      Im großen Kessel begann das heiße Wasser zu dampfen und die Schwaden zogen wie Nebel durchs Langhaus. Mutter Hilda legte noch ausreichend Holz nach, damit es rundum schön warm wurde und begann heißes Wasser in die bereitgestellten Badebottiche zu schöpfen. Fifilla bereitete noch für jedes Badefass einen Aufguss aus ihren Kräutern und der Blumenduft, zog mit den Dampfschwaden bis in jeden Winkel des Hauses. Die Frauen machten jetzt allesamt genießerische und verträumte Gesichter. Die drei Mädchen saßen vergnügt im duftenden Wasser und Mutter Hilda schrubbelte ihre Tochter sorgfältig sauber. Klein Hilda genoss die Wärme des Wassers, den wunderbaren Duft und sie begann Elfa und Kibba mit Wasser zu bespritzen. Der aufsteigende Duft von Fifillas Kräutermischung war einfach himmlisch und das Gekicher der drei Mädchen steckte nun auch die Frauen an. In kurzer Zeit war das ganze Haus mit fröhlichen Stimmen, dem Lachen der Frauen, Wassergeplätscher und dem süßen Duft von Sommerblüten erfüllt.

      Zur gleichen Zeit waren die Männer und ein paar Jungen zum Fischfang auf dem Fjord unterwegs. Bei tief hängenden Wolken, kaltem Seewind und Nieselregen, waren sie jetzt alle durchgekühlt und beeilten sich, so schnell wie möglich in ihre warmen Hütten zu kommen. Falki war mit seinen Freunden Alfger, Arnor und Sölvi auch mitgefahren und auf dem Heimweg redeten sie über ihren Erfolg beim heutigen Fischfang. Selbst Sölvi, der sonst immer sehr blass war, hatte gerötete Wangen und war stolz auf seine Arbeit und auf den riesigen Leng17, den er ganz alleine aus dem Wasser gezogen hatte. Die vier beeilten sich und liefen schon vor den anderen Männern nach Hause, weil diese noch den Fang in große Körbe aufteilen wollten. Die Jungen hatten zwar Regenkleidung aus geöltem Ziegenleder an und die Kapuzen weit über den Kopf gezogen, so das man ihre Gesichter kaum sehen konnte, aber ihnen war so kalt, dass sie nur schnell ins Warme wollten.

      Da blieb Falki plötzlich vor seinen Freunden stehen und breitete die Arme aus und rief: „Halt!“ Falki hatte von allen Jungen die feinste Nase. Er schnüffelte geräuschvoll in der Luft herum und meinte dann: „Riecht ihr das nicht? Das riecht ja wie eine blühende Sommerwiese.“

      Da schnüffelten auch die anderen Jungen und bemerkten endlich den für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Duft, der ihnen entgegen wehte.

      Falki zog die Augenbrauen hoch. „Das kommt vom Langhaus. Was machen die den da? Los Leute, hin, da gibt’s was Besonderes!“ – und er lief auch schon los, die anderen Jungen hinterher.

      Dort angekommen, hörten sie schon von draußen, dass drinnen etwas Unübliches im Gange war. Sie blieben am Eingang stehen und spähten durch die Türritze. Was sie sahen, ließ die Jungen über beide Ohren grinsen.

      Arnor maulte: „Ich hau ab, ich will nach Hause, ins Warme. Mir ist so kalt.“

      Sölvi hing noch immer mit seinen Augen am Türschlitz, dann drehte er sich zu Arnor um und sagte mit seinem schelmischen Grinsen: „He, Arnor, da drinnen ist es bestimmt wärmer als bei dir zu Hause und etwas warmes Wasser würde dir auch gut tun. Hmm, uns allen würde das gut tun, merkt ihr nicht, wie wir stinken?“

      „Stimmt sagte Falki, ihr stinkt alle wie tote Makrelen, die drei Tage in einer Ecke lagen.“

      „Falki, du hast wirklich Recht“, stimmte Alfger zu und klopfte ihm auf die Schulter.

      „Ich habe für uns beschlossen, dass wir nicht mehr stinken sollten. Los Jungs, rein hier, haha, das wird ein Spaß“, und im selben Moment riss er auch schon die Tür auf und stürmte in die dampfende Badeszene.

      Da standen nun vier durchgefrorene und nach Fisch stinkende Jungen vor den drei großen Badezubern und machten runde Augen. Die badenden Frauen waren überrascht und machten nicht weniger große Augen.

      Die kleine Hilda reagierte als Erste und rief: „Falki, komm her. Oh, das ist so schön. Komm auch baden!“

      Fifilla, die den Jungen am nächsten stand und schon in ein dickes Tuch gewickelt war rief mit gespielter, ernster Stimme: „Macht wenigstens die Tür richtig zu, damit die Wärme nicht verfliegt und dann rein mit euch ins warme Wasser. Ihr stinkt ja wie eine Ladung verdorbener Fische!“

      So war die Situation schnell entspannt und die Frauen machten einen Bottich für die vier Jungen frei. Gerda sorgte noch mal für Nachschub an warmem Wasser und begann dabei ein Lied zu summen. Gerdas Lied glättete auch die letzten Unmutsfalten auf den Gesichtern einiger Frauen, die durch den Überfall der Jungen etwas erschrocken waren. Nach und nach stimmten immer mehr Frauen in den Gesang ein und jeder wusste, dass dieser Tag ihnen lange im Gedächtnis bleiben würde.

      Falki saß mit seinen Freunden im warmen Wasser und Arnor meinte: „Wenn das nach dem Fischen immer so enden würde, möchte ich lieber Fischer werden, als in der Schmiede ständig Eisen zu verprügeln.“

      Nachdem sich die größten Wogen der Freude gelegt hatten, begann Hilda den Jungen zu erzählen, was ihr heute passiert war und dass darum überraschend Badetag war. Als die Jungen in ihrem Trog auch anfingen zu lachen, klatschte Hilda mit der Hand aufs Wasser.

      „Ihr Blödköppe, lacht ihr mich jetzt auch aus? Hört mal, da oben auf dem Baum bin ich eingeschlafen. Ist das nicht merkwürdig?“

      Alfger lachte erneut und spöttelte: „Arme kleine Hilda, bist so müde, dass du auf einem Baum einschläfst.“

      Hilda schaute erst etwas böse, dann sagte sie: „Das war ja nicht alles, da waren noch so uralte Frauen, drei Stück.“

      Nun lachte Falki: „Hihi, drei alter Frauen auf der Eiche? Wie sind die denn da hochgekommen, mit ‘ner Leiter?“

      Hilda stieß Falki derb an. „Manno, es war doch ein Traum, aber irgendwie doof. Die saßen da, in ihren schwarzen Kleidern, auf den Ästen und haben einen komischen Spruch gesagt und die haben auch vorhergesagt, dass ich runterfallen würde.“

      Als Hilda abends mit ihren Eltern und Falki beim Essen saß, ging die Tür auf und Alvitur kam herein.

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