Zwei gegen Ragnarøk. Hans-Jürgen Hennig

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Zwei gegen Ragnarøk - Hans-Jürgen Hennig

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war Gerda, Hildas Tante. „Hilda, komm zu mir. Komm schon Kleine, das ist ja alles nicht so schlimm“ – und Gerda streckte ihre Arme nach Hilda aus.

      Hilda schluchzte auf, stürzte sich in Gerdas Arme und drückte ihren Kopf ganz fest an sie. Gerdas Tochter, Elfa, stand daneben und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Gerda nahm Hilda an der Hand und zog sie mit. „Komm“, sagte sie, „das kriegen wir schon wieder hin. Du lebst ja noch und deine Arme sind auch noch dran.“ Gerda streichelte Hildas Kopf, dann sah sie an sich hinunter und entdeckte auf ihrem Kleid die moddrigen Spuren von Hildas Umarmung. Sie zog erst erschrocken die Augenbrauen nach oben, doch dann lachte sie wieder und rief den Leuten zu: „Es ist vorbei, geht nach Hause“ – und lief ihrer Tochter und Hilda hinterher.

      Für Hilda wurde der Weg zur elterlichen Hütte unendlich lang, außerdem fand sie den Matsch an ihrem ganzen Körper eklig und dass es in ihren Schuhen bei jedem Schritt schmatzte, fand sie auch ganz schlimm. Überall standen gaffende Leute, die sich vor Lachen die Bäuche hielten.

      Dass Gerda und Elfa sie jetzt an der Hand hielten, ließ Hilda ihr Leid leichter ertragen und ihre Wut verging langsam. An der Hütte angekommen, riss Gerda die Tür auf und rief hinein: „Hilda, komm mal raus, ich bringe dir Arbeit. Haha, und was für welche.“

      Dann schaute sie etwas verdutzt, denn niemand antwortete. Es war niemand zu Hause. Die meisten Männer waren zum Fischen im Fjord und die große Hilda, war dann wohl im Langhaus.

      Als Gerda und Elfa die kleine Hilda wieder weiter zogen, in Richtung Langhaus, konnte Hilda sich nicht mehr halten und begann hemmungslos zu weinen. Gerda tröstete sie so gut sie konnte: „Weine doch nicht mehr. Das lässt sich doch alles beheben. Du wäschst dich und alles ist wieder gut. Im Laufen drückte sie die aufgelöste Hilda immer wieder an sich.

      Wie erwartet, war im Langhaus reges Treiben. Gleich neben dem Eingang stand die große Kornmühle, an der zwei Frauen arbeiteten. Dann sahen sie Hildas Mutter, die in der Nähe einer Feuerstelle Schafswolle zu Garn spann.

      Als sie ihre Tochter an Gerdas Hand erblickte, sprang sie von ihrem Stuhl auf und rief: „Ach, du meine Güte, was ist denn das für ein Aufzug“, und lief ihnen entgegen.

      „Meine kleine Hilda, was ist denn mit dir los? Wo bist du denn reingefallen?“

      Sie drückte ihre Tochter an sich, als sie sah, wie jämmerlich Hilda dreinschaute. Die Tränen hatten helle Spuren in ihrem schlammbeschmierten Gesicht hinterlassen und sie schluchzte immer noch.

      „Was hast du denn angestellt? Hast du dir wehgetan?“

      Da mischte sich Gerda ein: „Das ist alles nicht so schlimm. Sie ist von der großen Eiche gefallen, in die Schweinesuhle, mitten zwischen die Schweine.“

      Dann erzählte sie Hildas Mutter ganz kurz, was geschehen war und dass das halbe Dorf über Hildas Unglück amüsiert hatte.

      Die anderen Frauen hatten mit ihren Arbeiten aufgehört, kamen neugierig näher und machten große Ohren, damit ihnen der neuste Dorfklatsch ja nicht entginge.

      Mutter Hilda kniete sich vor ihrer Tochter nieder und drückte sie an ihre Brust: „Nun wird alles wieder gut, meine kleine Sonne. Du kannst gleich wieder lachen. Wir werden dich hier gemeinsam saubermachen und du wirst wieder wie neu aussehen.“

      Sie nahm Hildas Gesicht in ihre Hände und küsste die Tochter auf den verschmierten Mund. Da musste selbst Hilda lachen, als sie sah, dass nun auch ihre Mutter ein dreckiges Gesicht hatte.

      Gerda stand lächelnd daneben und rief den anderen Frauen zu: „Macht mal Feuer unter dem großen Kessel und tüchtig viel Wasser rein. Den großen Holzbottich braucht ja wohl heute niemand, dann packen wir Hilda rein und machen aus ihr ein neues Mädchen.“

      Ein paar Frauen stimmten freudig zu; das war ja etwas Abwechslung und Gerda klatschte vor Freude in die Hände. „Ja, Mädels, jetzt wird es lustig!“

      Mutter Hilda beruhigte ihr Töchterchen und begann, ihr behutsam, die bemodderte Kleidung auszuziehen. Gerda und die anderen Frauen füllten einen Kessel und schoben einen riesigen Holzbottich, der immer für den Badespaß benutzt wurde, in die Nähe des großen Feuers.

      Eine der Frauen kam mit einem Fell und hängte es Hilda um die Schultern. Sie tätschelte Hildas Wange und sagte: „Hildchen, hier, nimm, damit du nicht frierst, bis das Wasser warm ist.“

      Elfa setzte sich neben Hilda und lachte sie an: „Wenn du mich lässt, komme ich mit in den Bottich. Ich bade so gerne.“

      In der Vorfreude auf das gemeinsame Bad begann Hildas Gesicht wieder zu strahlen und alles Leid war vergessen. Sie freute sich jetzt richtig auf den Badespaß, weil es mit Elfa zusammen viel lustiger war, als alleine in dem Bottich abgeschrubbt zu werden.

      Plötzlich stand auch Kibba, die kleine Schwester vom dicken Arnor bei ihnen und grinste über das ganze Gesicht. „Ich habe gehört, dass heute gebadet wird. Da will ich auch mitmachen.“

      Hilda guckte verwundert. „Spricht sich das im ganzen Dorf herum, wenn ich mal baden muss? Kibba, du bist ja gar nicht dreckig“

      Kibba lachte laut auf: „Das kann ich aber ganz schnell machen. Ich kann mich so schnell dreckig machen, so schnell kannst du gar nicht gucken. Meine Mutter sagt das jedenfalls immer. Schau mal!“, und sie wischte mit beiden Händen über den Fußboden und anschließend schmierte sie sich den Dreck ins Gesicht.

      Die umstehenden Frauen kreischten laut auf und Kibbas Mutter, Birta, rief: „So, so, sag ich das immer?“, dann prustete sie auch laut los, bis sie sich an ihrem eigenen Lachen verschluckte.

      Hildas Mutter rief: „Na dann Mädels, zieht mal die Sachen aus. Wir schrubben euch gemeinsam durch, bis ihr wie Silberstücke glänzt“ – und sie hielt dabei eine dicke Wurzelbürste hoch.

      Hilda war froh, dass sich ihr Ärger und die Pein in dieser fröhlichen Runde wie in Luft auflösten und freute sich jetzt richtig auf das Bad.

      Gerda rief: „Wir haben genug warmes Wasser. Es kann losgehen!“

      Die Frauen gossen heißes und kaltes Wasser in den Bottich, bis die richtige Badetemperatur erreicht war. Als die Mädchen dabei waren, hinein zu klettern, rief plötzlich Fifillas Stimme vom Eingang her:

      „Mädels, wartet einen Moment. Ich habe gehört, was hier los ist, und da will ich doch meiner kleinen Freundin etwas bringen, dass ihr den Badespaß noch angenehmer macht. Hier sind ein paar Blüten und Kräuter für einen guten Badeaufguss. Wenn ihr nachher durch das Dorf lauft, werdet ihr duften, dass die Leute denken, der Frühling sei zurückgekehrt.“

      Alle schauten neugierig zu Fifilla, die mit einem geheimnisvollen Lächeln, aus einem Beutel zwei Hände voll getrockneter Kräuter in einen Eimer tat und sie dann mit heißem Wasser übergoss. Mit dem aufwallenden Dampf strömte ein süßer Duft von Blüten und Sommerkräutern durch das Haus, der allen Nasen schmeichelte.

      Ein mehrstimmiges „Aaaah“ – und „Hmmm“, kam aus den Frauenmündern.

      Hildas Mutter rief lachend: „He, wie wäre es denn, wenn wir noch einen Bottich aufstellen? In diesem Duft würde ich auch gerne baden. Gerda, du auch?“

      „Ja, und ich auch, ich auch“, riefen plötzlich die Frauen begeistert.

      Fifilla lachte: „Mädels, dann macht mal rasch noch

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