Die Weisheit der Götter. Rupert Schöttle
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Neben zahlreichen Aufführungen bei den Salzburger Festspielen, am Opernhaus Zürich und in Wien, wo er 1992/1993 an der Staatsoper etwa den gesamten Ring des Nibelungen aufführte, umfasst seine umfangreiche Diskografie zahlreiche Einspielungen der verschiedensten Bühnenwerke. Mit den Wiener Philharmonikern nahm er etwa Wozzeck, Lulu, Fidelio,
Der fliegende Holländer und Salome auf, mit dem Cleveland Orchestra, als dessen Ehrendirigent er fungiert, Das Rheingold und Die Walküre. Selbstverständlich für einen Dirigenten seines Rufs hat er auch sämtliche Symphonien von Beethoven, Brahms und Schumann sowie zahlreiche andere Werke des symphonischen Repertoires eingespielt.
Christoph von Dohnányi ist auch heute noch keineswegs von Altersweisheit beseelt, noch immer gleicht er dank seines messerscharfen Verstands zuweilen einem Agent Provocateur, etwa wenn er sich so explizit wie kaum ein anderer über die Originalklangbewegung auslässt. Obgleich er einräumt, einiges durch die historische Spielpraxis gelernt zu haben, glaubt er, dass diese Rückbesinnung auch zum Teil einem „Marktlücken“-Denken entspringt.
Und in seiner Begründung dafür blitzt in einem Interview mit Joachim Reiber wieder der „Bilderstürmer“ aus Frankfurter Zeiten in ihm auf: „Retrospektive kann nur interessant sein im Sinne der Gegenwart … Wenn man aus Geschichte lernen kann für heute – ja. Aber Geschichte wiederherstellen – nein!“
Doch auch bezüglich der modernen Musik hat er Unerwartetes zu vermelden. Obwohl er, durchaus berechtigt, als analytischer Vertreter seiner Zunft gilt und ihm dadurch auch der Ruf eines Dirigenten der Moderne vorauseilt, ist er unterdessen der Meinung, dass nach dem Zweiten Weltkrieg „nur sehr weniges geschrieben worden“ ist, wovon er glaubt, „dass es einen wirklich großen Bestandsfaktor beinhaltet, aber da kann man sich sehr irren“, wie er gegenüber Dieter David Scholz sagte. Dennoch ist er der Meinung, dass „heute … leider sehr wenig komponiert [wird], und noch weniger Großes“.
Anlässlich seines 85. Geburtstages antwortete er in einem Interview mit der „Presse“ auf die Frage, ob er seinen Beruf als „Altersjob“ empfände: „Wenn ich nicht immer wieder etwas Neues in der Musik entdeckte, würde ich nicht mehr dirigieren, dann hätte ich Besseres zu tun.“
FRAGEN AN CHRISTOPH VON DOHNÁNYI
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, mit irgendeinem Komponisten, ob tot oder lebendig, einen Abend zu verbringen, mit wem wollten Sie sich treffen und was würden Sie ihn fragen?
Bach, um ihm dieselbe Frage zu stellen.
In welcher Zeit hätten Sie als Komponist am liebsten gelebt?
Ich kenne, oder glaube, sie ein bisschen zu kennen: in unserer Zeit.
Auf der Bühne entfernt man sich immer mehr vom Urtext, während man sich im Orchestergraben diesem immer mehr nähert. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
„Urtext“ – meist doch nur Wörter oder Notenköpfe. Zwischen den Zeilen findet man den „Urtext“.
Seit dem 20. Jahrhundert besteht das Konzertprogramm zu 90 Prozent aus Musik schon längst verstorbener Komponisten. Worin liegt Ihrer Meinung nach die Begründung dafür?
Erstens stimmt das nur regional und zweitens: Geschäft, Geschäft, Geschäft …!
Es gibt immer mehr sehr gute Orchester und immer weniger herausragende Dirigenten. Woran liegt das?
Persönlichkeit ist die Sache.
Welche gesellschaftliche Aufgabe hat die Musik in der heutigen Zeit?
Die, die sie wohl immer hatte. Primär Unterhaltung, für wenige etwas anderes.
Wären Sie kein Dirigent geworden, welchen Beruf hätten Sie ergriffen?
Wenn man in einer Partnerschaft glücklich ist, fällt es schwer, über andere nachzudenken.
Welcher Dirigent ist Ihr Vorbild und warum?
Für jeweils anderes ein anderer.
Was war Ihr bewegendstes Musikerlebnis?
Das ist die Frage nach dem „schönsten“ Tag im Leben.
Was hören Sie in Ihrer Freizeit?
Kinder spielen und Flugzeuge, oder die Unterhaltungen der Fische im Aquarium.
Womit verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?
Ich habe Höhenangst, also nicht beim Bergsteigen.
Sind Interpretationsschemata dem Zeitgeist unterworfen?
Ich möchte sagen: „hoffentlich“.
Welche Art von wissenschaftlicher Forschung würden Sie unterstützen?
Forschung, die zur Früherkennung von Krebsgeschwüren der Politik in der Geschichte der Menschheit führen könnte.
Würden Sie noch einmal geboren, was würden Sie anders machen? Vielleicht es diesmal in einer anderen Welt versuchen?
Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Kommt darauf an, ob ich die Insel wieder verlassen dürfte. Wenn nicht, ginge ich gar nicht dorthin!
Welches Motto steht über Ihrem Leben?
Das weiß der Himmel.
DER ZAUBERLEHRLING
GUSTAVO DUDAMEL
* 26. Jänner 1981, Barquisimeto, Venezuela
Hollywood hätte eine solche Biografie nicht besser erfinden können.
In einem Entwicklungsland, dessen Bevölkerung zu einem großen Teil unter der Armutsgrenze lebt, ersinnt ein Musikwissenschaftler ein Programm, mit dem er die grassierende Gewalttätigkeit unter den Jugendlichen eindämmen will, indem er sie ein Instrument erlernen lässt, um sie von der Straße zu holen und deren soziales Bewusstsein durch das gemeinsame Musizieren zu stärken. Innerhalb dieses Systems wächst ein talentierter Geiger heran, der sich, gerade einmal zwölfjährig, unversehens als Leiter seines Orchesters wiederfindet, als der etatmäßige Dirigent kurzfristig verhindert ist und er dazu aufgefordert wird, ihn zu vertreten. Dabei wird sein außergewöhnliches Talent entdeckt, woraufhin er eine spektakuläre Blitzkarriere macht und binnen