Perelandra. C. S. Lewis

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Perelandra - C. S. Lewis

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Welt. Nirgends Land – von einem Horizont zum anderen keine Spur eines Ufers.

      Der Donner war ohrenbetäubend, und Ransom bekam kaum genug Luft. Alle möglichen Dinge schienen mit dem Regen herunterzukommen – anscheinend Lebewesen. Sie sahen wie seltsam luftige und anmutige, gewissermaßen veredelte Frösche aus und schillerten wie Libellen, aber er war nicht in der Lage, genauere Beobachtungen anzustellen. Er spürte jetzt die ersten Anzeichen von Müdigkeit, und von der Farborgie in der Atmosphäre war ihm ganz wirr im Kopf.

      Wie lang dies alles dauerte, konnte er nicht sagen, aber das Nächste, was er deutlich wahrnahm, war, dass der Seegang nachließ. Er hatte den Eindruck, sich am Rand eines Wassergebirges zu befinden und in tiefer gelegenes Land hinabzublicken. Lange kam er nicht in dieses Tiefland hinunter; was im Vergleich mit den Wellen, die er bei seiner Ankunft erlebt hatte, wie ruhiges Wasser aussah, erwies sich als eine nur geringfügig niedrigere Dünung, sobald er hineingeriet. Es schien hier viele von den großen treibenden Dingern zu geben. Aus der Ferne wirkten sie wie ein Archipel, doch wenn er näher kam und sie auf den noch immer hohen Wogen reiten sah, glichen sie eher einer Flotte. Schließlich aber gab es keinen Zweifel mehr, dass der Seegang nachließ. Der Regen hörte auf, und die Wellen erreichten nur noch atlantische Höhen. Die Regenbogenfarben verblassten und wurden zusehends durchsichtiger. Der goldene Himmel schien, schwach zuerst, hinter ihnen durch und breitete sich dann schließlich wieder von Horizont zu Horizont aus. Der Seegang ließ weiter nach. Ransom atmete freier, aber nun war er wirklich erschöpft und begann, sich Sorgen zu machen.

      Eines der großen treibenden Dinger glitt nur wenige hundert Schritt entfernt eine Welle hinab. Ransom betrachtete es gespannt und überlegte, ob er wohl darauf steigen und sich dort ausruhen könnte. Er hatte die Befürchtung, dass es lediglich Teppiche aus Wasserpflanzen oder die obersten Äste unterseeischer Wälder waren, unfähig, ihn zu tragen. Aber während er dies dachte, wurde das Ding von der Dünung emporgehoben und geriet zwischen ihn und den Himmel. Es war nicht flach. Von seiner bräunlich gelben Oberfläche erhob sich eine Reihe gefiederter und wogender Gebilde von unterschiedlicher Höhe dunkel vor dem mattgoldenen Glanz des Himmelsgewölbes. Dann, als das Ding, das sie trug, über den Wellenkamm glitt, kippte alles auf eine Seite und war nicht mehr zu sehen. Aber da, keine dreißig Meter entfernt, glitt ein anderes zu ihm herab. Er schwamm darauf zu und merkte, wie matt und lahm seine Arme waren, und zum ersten Mal packte ihn wirkliche Angst. Als er sich dem Ding näherte, sah er, dass sein Rand unzweifelhaft aus Pflanzen bestand; es zog nämlich einen dunkelroten Saum aus Röhren, Ranken und Blasen hinter sich her. Ransom griff danach, doch er war noch nicht nahe genug. Er schwamm verzweifelt, denn die Insel glitt mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Meilen an ihm vorbei. Er griff wieder zu und bekam eine Hand voll peitschenartiger roter Ranken zu fassen, doch sie entglitten ihm wieder und zerschnitten ihm fast die Haut. Dann warf er sich mitten hinein und versuchte wie wild, irgendetwas zu packen. Eine Sekunde lang war er in einer Art Pflanzenbrühe aus blubbernden Röhren und platzenden Blasen; dann griff seine Hand etwas Festeres, etwas wie sehr weiches Holz. Schließlich lag er völlig außer Atem und mit aufgeschlagenem Knie bäuchlings auf einer festen Oberfläche. Er zog sich noch ein kleines Stückchen weiter. Ja – kein Zweifel: man brach nicht ein; es war etwas, worauf man liegen konnte.

      Anscheinend war er sehr lange auf dem Bauch liegen geblieben, ohne etwas zu tun oder zu denken. Als er seine Umgebung wieder wahrnahm, war er jedenfalls ausgeruht. Als Erstes entdeckte er, dass er auf einer trockenen Oberfläche lag, die bei näherer Betrachtung und abgesehen von der kupferfarbenen Tönung eine gewisse Ähnlichkeit mit Heidekraut hatte. Als er mit den Fingern ein wenig darin wühlte, stieß er auf etwas, das wie trockene Erde zerbröckelte. Doch davon gab es nur sehr wenig, denn gleich darunter lag eine Schicht aus zähen, ineinander verflochtenen Fasern. Dann rollte er sich auf den Rücken und merkte, dass die Oberfläche, auf der er lag, außerordentlich elastisch war. Es war nicht nur die federnde, heideartige Vegetation; Ransom hatte den Eindruck, als sei die ganze schwimmende Insel unter dieser Vegetation eine Art Matratze. Er wandte sich um, sozusagen landeinwärts, und einen Augenblick lang glaubte er, festes Land zu sehen. Er blickte ein langes, einsames Tal hinauf, dessen kupferfarbener Grund zu beiden Seiten von sanften, mit vielfarbigen Wäldern bestandenen Hängen gesäumt war. Aber noch während er dieses Bild in sich aufnahm, wurde das Tal zu einem langen, kupferfarbenen Höhenrücken, von dem die Wälder sich nach beiden Seiten abwärts senkten. Natürlich hätte er damit rechnen müssen, aber er sagte, ihm sei vor Schrecken beinahe übel geworden. Das Ganze hatte auf den ersten Blick wie eine wirkliche Landschaft ausgesehen, und er hatte vergessen, dass er sich auf einer schwimmenden Insel befand – einer Insel mit Hügeln und Tälern, wenn man so will, aber Hügeln und Tälern, die ständig ihre Plätze wechselten, sodass man eine Art Landkarte nur mithilfe eines Kinematographen hätte erstellen können. Und eben das ist die Eigenart der schwimmenden Inseln von Perelandra. Auf einer Schwarzweißphotographie, die die Farben und ständigen Formveränderungen nicht wiedergibt, sähen sie unseren irdischen Landschaften täuschend ähnlich, aber die Wirklichkeit ist ganz anders; denn sie sind zwar trocken und fruchtbar wie festes Land, aber sie haben die unbeständige Form des Wassers, auf dem sie treiben. Doch dem Anschein war schwer zu widerstehen. Mit seinem Verstand hatte Ransom zwar begriffen, was geschah, nicht aber mit seinen Muskeln und Nerven. Er stand auf, um ein paar Schritte landeinwärts zu gehen – bergab, wie es schien, als er aufstand –, und fiel sofort vornüber aufs Gesicht; das Kraut war so weich, dass er sich nicht verletzte. Er rappelte sich wieder auf, sah, dass er nun einen Steilhang hochsteigen musste – und fiel ein zweites Mal. Die Anspannung, die seit seiner Ankunft nicht von ihm gewichen war, löste sich wohltuend in einem leisen Lachen. Kichernd wie ein Schuljunge wälzte er sich auf der weichen, duftenden Oberfläche hin und her.

      Das ging vorüber. Und dann brachte er sich während der nächsten ein oder zwei Stunden erst einmal das Gehen bei. Es war viel schwieriger, als sich auf einem Schiff fortzubewegen, denn ob die See stürmisch ist oder ruhig, das Schiffsdeck bleibt eine ebene Fläche. Aber dies war, als lerne er auf Wasser zu gehen. Er brauchte mehrere Stunden, um vom Rand oder der Küste der schwimmenden Insel hundert Schritt landeinwärts zu gehen; und er war stolz, als er fünf Schritte gehen konnte, ohne zu fallen – mit ausgestreckten Armen und tief in den Knien, um die plötzlichen Veränderungen auszugleichen; sein ganzer Körper war angespannt und schwankte, so als würde er Seiltanzen lernen. Vielleicht hätte er schneller gelernt, wenn er nicht so weich gefallen wäre, wenn es nicht so angenehm gewesen wäre, nach einem Fall still liegen zu bleiben, zum goldenen Himmel aufzublicken, dem leisen, gleichmäßigen Rauschen des Meeres zu lauschen und den eigenartigen, köstlichen Duft der Kräuter zu atmen. Und es war höchst eigenartig, nachdem er Hals über Kopf in eine Mulde gepurzelt war, die Augen zu öffnen und sich unvermittelt auf der höchsten Erhebung der Insel wieder zu finden, von wo man wie Robinson Crusoe nach allen Seiten bis zur Küste blicken konnte. Man musste einfach ein wenig sitzen bleiben und den Ausblick genießen – und wieder innehalten, denn kaum schickte man sich an aufzustehen, waren Berg und Tal verschwunden, und die ganze Insel war eine ebene Fläche.

      Endlich erreichte er den bewaldeten Teil. Dort gab es eine Art Unterholz mit gefiederter Vegetation, die ungefähr die Höhe von Stachelbeerbüschen und die Farbe von Seeanemonen hatte. Darüber erhoben sich die höheren Gewächse; seltsame Bäume mit grauen und purpurnen Röhrenstämmen breiteten mächtige Baldachine über ihn, in denen orangene, silbrige und blaue Farbtöne vorherrschten. Mithilfe der Baumstämme konnte er sich jetzt leichter auf den Füßen halten. Die Düfte in diesem Wald hätte er sich nicht einmal im Traume vorstellen können. Es wäre irreführend zu sagen, sie hätten ihn hungrig oder durstig gemacht; sie weckten in ihm beinahe eine neue Art von Hunger und Durst, ein Verlangen, das vom Körper in die Seele zu fließen schien und das einfach himmlisch war. Immer wieder blieb er stehen, hielt sich an einem Ast fest, um nicht zu fallen, und atmete die Düfte ein, als ob das Atmen eine Art Ritus geworden wäre. Und zugleich bot die Waldlandschaft die wechselnden Kulissen von einem halben Dutzend Erdenlandschaften – bald ebenen Wald mit Bäumen so senkrecht wie Türme, bald einen tiefen Talgrund, in dem man einen Bach erwartet hätte, bald eine bewaldete Bergflanke und dann wieder eine Hügelkuppe, von der man durch schräg stehende Stämme die ferne See erblicken konnte. Bis auf die nicht organischen Geräusche der Wellen herrschte völlige Stille. Er empfand

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