Perelandra. C. S. Lewis
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Читать онлайн книгу Perelandra - C. S. Lewis страница 6
»Ich verstehe.«
»Denken Sie nur nicht, ich sei auserwählt worden, nach Perelandra zu gehen, weil ich etwas Besonderes sei. Man weiß nie, oder erst viel später, warum dieser oder jener für irgendeine Aufgabe auserwählt worden ist. Und wenn man es erfährt, hat man gewöhnlich keinen Grund zur Eitelkeit. Ganz gewiss wird niemand wegen der Eigenschaften ausgewählt, die er selbst als seine besonderen Stärken betrachtet. Ich denke eher, dass ich hingeschickt werde, weil die beiden Kerle, die mich nach Malakandra entführt haben, dadurch, ohne es zu wollen, einem Menschen Gelegenheit gegeben haben, die Sprache zu lernen.«
»Welche Sprache meinen Sie?«
»Hressa-Hlab natürlich. Die Sprache, die ich auf Malakandra gelernt habe.«
»Aber glauben Sie denn, dass diese Sprache auch auf der Venus gesprochen wird?«
»Habe ich Ihnen nichts davon erzählt?«, fragte Ransom und beugte sich vor. Wir saßen jetzt am Tisch und hatten
unsere Mahlzeit aus kaltem Fleisch, Bier und Tee fast beendet. »Das überrascht mich, denn ich habe es schon vor zwei oder drei Monaten entdeckt, und aus wissenschaftlicher Sicht ist es einer der interessantesten Aspekte der ganzen Angelegenheit.
Es scheint, dass wir uns mit der Annahme, Hressa-Hlab sei die eigentliche Sprache der Marsbewohner, gründlich getäuscht haben. Eigentlich müsste man diese Sprache Alt-Solarisch nennen, oder Hlab-Eribol-ef-Cordi.«
»Was in aller Welt wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass es für alle vernunftbegabten Lebewesen auf den Planeten unseres Sonnensystems ursprünglich eine gemeinsame Sprache gab. Ich meine die Planeten, die immer bewohnt waren und von den Eldila die ›Niederen Welten‹ genannt werden. Die meisten Planeten waren natürlich nie bewohnt und werden es nie sein, jedenfalls nicht in unserem Sinne. Diese ursprüngliche Sprache ging auf unserer Welt, auf Thulkandra, im Verlauf der ganzen Tragödie verloren. Keine der jetzt bekannten menschlichen Sprachen hat sich aus ihr entwickelt.«
»Aber was ist mit den beiden anderen Sprachen auf dem Mars?«
»Ich muss gestehen, dass ich darüber nichts weiß. Eines jedoch weiß ich und könnte es wohl auch philologisch beweisen. Diese anderen Sprachen sind unvergleichlich jünger als Hressa-Hlab, vor allem Surnibur, die Sprache der Sorne. Ich glaube, es ließe sich zeigen, dass Surnibur eine für malakandrische Verhältnisse relativ neue Entwicklung ist. Wahrscheinlich ist es erst in einer Zeit entstanden, die etwa unserem Kambrium entspricht.«
»Und Sie glauben, auf der Venus wird Hressa-Hlab oder Alt-Solarisch gesprochen?«
»Ja. Ich kann also bereits die Sprache, wenn ich ankomme. Das macht vieles leichter, obwohl – als Philologe finde ich es eher enttäuschend.«
»Aber Sie haben keine Ahnung, was Sie tun sollen oder was für Verhältnisse Sie antreffen werden?«
»Nicht die geringste Ahnung. Wissen Sie, bei manchen Aufgaben darf man vorher nicht zu viel wissen … Vielleicht muss man Dinge sagen, die nicht richtig zur Wirkung kämen, wenn man sie vorbereitet hätte. Und was die Verhältnisse betrifft, nun, so weiß ich nicht viel. Es ist warm, und ich werde nackt sein. Unsere Astronomen wissen überhaupt nichts über die Oberfläche von Perelandra. Die äußere Schicht der Atmosphäre ist zu dick. Die Hauptfrage scheint zu sein, ob der Planet sich um seine eigene Achse dreht oder nicht, und wenn ja, mit welcher Geschwindigkeit. Es gibt zwei Theorien. Ein Mann namens Schiaparelli glaubt, der Planet brauche für eine Umdrehung um die eigene Achse dieselbe Zeit wie für eine Umkreisung Arbols – ich meine der Sonne. Die anderen glauben, er drehe sich in dreiundzwanzig Stunden einmal um sich selbst. Das ist eines der Dinge, die ich herausfinden werde.«
»Wenn Schiaparelli Recht hat, dann wäre es auf der einen Seite der Venus immer Tag und auf der anderen immer Nacht, nicht wahr?«
Er nickte nachdenklich. »Und es gäbe eine eigenartige Übergangszone«, sagte er nach kurzer Pause. »Stellen Sie sich das einmal vor. Man käme in ein Land immer währenden Zwielichts, und mit jeder Meile würde es kälter und dunkler. Und dann könnte man nicht weitergehen, weil es keine Luft mehr gäbe. Ich frage mich, ob man an der Grenze, gerade noch im Hellen, stehen und in die unzugängliche Nacht
hineinblicken könnte? Und vielleicht ein paar Sterne sehen – der einzige Ort, wo dies überhaupt möglich wäre, denn auf der Tagseite wären sie natürlich nie zu sehen … Wenn es dort eine technische Zivilisation gibt, dann haben sie vielleicht eine Art Tauchanzüge oder U-Boote auf Rädern, um auf die Nachtseite vorzudringen.«
Seine Augen blitzten, und selbst ich, der ich hauptsächlich daran gedacht hatte, wie ich ihn vermissen würde und wie wohl die Chancen stünden, ihn lebend wiederzusehen, erschauderte vor Staunen und Wissbegierde. Dann sprach er weiter.
»Sie haben mich noch nicht gefragt, welche Rolle Ihnen zufällt«, sagte er.
»Heißt das etwa, dass ich mitkommen soll?«, sagte ich und erschauderte wieder, diesmal jedoch aus den genau entgegengesetzten Gründen.
»Keineswegs. Sie sollen mich hineinpacken und zur Stelle sein, um mich bei der Rückkehr wieder auszupacken – wenn alles gut geht.«
»Einpacken? Ach so, ich hatte diese Sache mit dem Sarg vergessen. Ransom, wie um alles in der Welt wollen Sie in diesem Ding reisen? Wie wird es angetrieben? Wie steht es mit Luft – und Nahrung – und Wasser? Es bietet gerade genug Platz, dass Sie darin liegen können.«
»Der Oyarsa von Malakandra selbst wird die Antriebskraft sein. Er wird den Behälter einfach zur Venus bewegen. Fragen Sie mich nicht wie. Ich habe keine Ahnung, welche Organe oder Werkzeuge sie benutzen. Aber ein Geschöpf, das seit mehreren Milliarden Jahren einen Planeten in seiner Umlaufbahn hält, wird wohl im Stande sein, mit einer Kiste fertig zu werden!«
»Aber was werden Sie essen? Wie werden Sie atmen?«
»Er sagt, keines von beiden sei nötig. Soweit ich verstanden habe, werde ich mich in einem scheintoten Zustand befinden. Aber das ist seine Sache.«
»Und Sie sind damit einverstanden?«, fragte ich, denn wieder beschlich mich eine Art Grauen.
»Wenn Sie fragen, ob mein Verstand darauf vertraut, dass er mich (sofern kein Unfall passiert) wohlbehalten auf Perelandra absetzt, dann ist die Antwort ja«, sagte Ransom. »Wenn Sie fragen, ob meine Nerven und meine Fantasie ebenso darauf vertrauen, dann, fürchte ich, ist die Antwort nein. Man kann viel von Anästhesie halten und trotzdem in Panik geraten, wenn einem die Maske über das Gesicht gezogen wird. Mir ist zu Mute wie einem Mann, der an ein Leben nach dem Tod glaubt, zu Mute sein mag, wenn er einem Erschießungskommando vorgeführt wird. Vielleicht ist es eine gute Übung.«
»Und ich soll Sie in dieses verwünschte Ding packen?«, fragte ich.
»Ja«, sagte Ransom. »Das ist der erste Schritt.