Perelandra. C. S. Lewis
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Während er darüber nachdachte und überlegte, wie oft er sich – nicht auf Grund eines Verlangens, sondern gegen sein Verlangen und einem falschen Rationalismus gehorchend – auf der Erde immer wieder dieselben Genüsse verschafft hatte, merkte er, wie sich das Licht allmählich veränderte. Hinter ihm war es dunkler als zuvor, und vor ihm schimmerten Himmel und Meer mit einer neuen Intensität durch den Wald. Auf der Erde hätte er nicht mehr als eine Minute gebraucht, um den Wald zu verlassen; auf dieser schwankenden Insel brauchte er viel länger, und als er schließlich heraustrat, bot sich ihm ein außerordentliches Schauspiel. Den ganzen Tag hatte es an keinem Punkt des goldenen Himmels irgendeine Verände-rung gegeben, die auf den Sonnenstand hätte schließen lassen; jetzt aber zeigte der halbe Himmel ihn an. Die Sonnenscheibe selbst blieb unsichtbar, doch auf dem Seehorizont ruhte ein Bogen von so strahlendem Grün, dass er nicht hinsehen konnte; darüber breitete sich fast bis zum Zenit wie das Rad eines Pfaus ein gewaltiger Farbenfächer aus. Als Ransom sich umblickte, sah er, dass die ganze Insel in leuchtendes Blau getaucht war und dass sich über sie und fast bis ans Ende jener Welt sein eigener riesengroßer Schatten erstreckte. Die See, die jetzt viel ruhiger war, als er sie bisher gesehen hatte, dampfte in mächtigen blauen und purpurnen Schwaden zum Himmel empor, und eine milde, angenehme Brise spielte mit seinem Stirnhaar. Der Tag verglühte. Von Minute zu Minute wurde das Wasser ruhiger; Ransom spürte, wie die Stille immer tiefer wurde. Er setzte sich mit übereinander geschlagenen Beinen am Ufer der Insel nieder, der einsame Herrscher, wie es schien, über all diese Feierlichkeit. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, er könnte auf eine unbewohnte Welt geschickt worden sein, und der Schrecken darüber verlieh den verschwenderischen Genüssen einen bitteren Beigeschmack.
Wieder überraschte ihn ein Phänomen, das er hätte voraussehen können. Nackt zu sein und dennoch nicht zu frieren, zwischen köstlichen Fruchtbäumen zu wandeln und in duftendem Heidekraut zu liegen – dies alles hatte in ihm die Vorstellung vom warmen Halbdunkel einer Mittsommernacht geweckt. Aber noch ehe die großartigen, geheimnisvollen Farben im Westen erloschen waren, war der Himmel im Osten bereits schwarz. Nach wenigen Minuten hatte die Schwärze auch den westlichen Horizont erreicht. Im Zenit hielt sich noch eine Weile ein schwacher rötlicher Schimmer, in dessen Licht Ransom in den Wald zurückkroch. Man konnte buchstäblich »nicht mehr die Hand vor Augen sehen«. Und noch bevor er sich unter den Bäumen niedergelegt hatte, war es wirklich Nacht geworden – eine nahtlose Finsternis, nicht wie in der Nacht, sondern wie in einem Kohlenkeller. Absolute Schwärze, unermesslich und undurchdringlich, lastete auf seinen Augen. Es gibt keinen Mond in jenem Land, kein Sternenlicht dringt durch das goldene Dach. Aber die Finsternis war warm, und neue süße Düfte stahlen sich daraus hervor. Die Welt hatte jetzt keine Ausdehnung mehr; ihre Grenzen waren die Länge und Breite seines eigenen Körpers und der Flecken des weichen, duftenden Krauts, auf dem er wie in einer Hängematte sanft hin und her schaukelte. Die Nacht hüllte ihn wie eine Decke ein und hielt alle Einsamkeit fern. Diese Schwärze hätte auch in seinem eigenen Zimmer sein können. Der Schlaf kam wie eine Frucht, die einem in die Hand fällt, kaum dass man ihren Stiel berührt hat.
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