Dr. Love und die schüchterne Forelle. Michael Bresser
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Читать онлайн книгу Dr. Love und die schüchterne Forelle - Michael Bresser страница 10
»Hat er dir das bei einem gemeinsamen Trip verraten?«, gab Nadine zurück und schaufelte sich einen Löffel Rührei zwischen die schneeweißen Zähne.
»Du wirst lachen. Ich hatte einen Kumpel, dessen Bruder eine Frau kannte, die mit Keith in die Kiste gesprungen ist. Das war bei einem Auftritt in Hamburg. Und da hat er ihr die unglaublichsten Geschichten erzählt. Da hätte ich gerne Mäuschen gespielt.«
Mutter hielt sich an ihrer Tasse fest, und auch ich war mit Dads Erzählchen restlos überfordert.
»Genug geplaudert», sprang Nadine auf. »Interessant bei euch, aber zu Hause wartet meine Katze auf Verköstigung. Hasta la vista.«
»Ich bring dich zur Tür«, sagte ich und eilte ihr nach.
Als wir auf der Treppe standen, meinte sie: »Alter, mach dir nichts draus. Dein Vater ist ein viel größerer Idiot als du. Das erklärt alles. Danke für Bett und Futter. Trotzdem hoffe ich, dass man sich nie wiedersieht.»
Als ich an die elterliche Tafel zurückkehrte, sagte Gerhard:
»Ich hoffe, dass ich sie nicht vertrieben habe. Vielleicht ist sie zart besaitet und verträgt die offene Sprache der Apo-Studenten nicht.« Meine Mutter hatte ihn anscheinend ordentlich zusammengestaucht.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte ich und verfluchte ihn im Stillen.
Aber Nadine, die ich übrigens nie wiedersehen sollte, benutzte ich. Jede Woche erzählte ich meinen Eltern, wie toll sich die Beziehung mit Nadine entwickelte: Ich lernte ihre reizenden, vollkommen normalen Eltern kennen, wir fuhren nach Paris, tanzten die Nächte durch und verlobten uns auf einem Kreuzfahrtschiff vor der finnischen Küste. Ohne Familie und voller Romantik. Meine Eltern luden sie jede Woche ein. Doch Nadine arbeitete als Projektmanagerin für eine internationale Werbeagentur. Immer war sie unabkömmlich. Ich sagte meinem Vater, dass die Plädoyers für freie Liebe Nadine nicht besonders gefallen hätten. Sie sei eher zartbesaitet. Da verringerte sich die Häufigkeit der Erkundigungen über das Wohlergehen meiner Liebsten. Und der beste Effekt dieser kleinen Schwindelei: Die Kontaktanzeigen auf dem Lokus waren passé.
Das ist meine Liebesgeschichte mit Nadine, die in Zeitraffer vor meinem inneren Auge abläuft.
»Hallo, jemand zu Hause?«, holt mich Großmutter aus meinen Träumen.
»Nadine beaufsichtigt Werbeaufnahmen in Los Angeles«, flunkere ich. »Die ist etwa drei Wochen in den Staaten.«
»Also, ich weiß nicht, ob diese Nadine die Richtige für dich ist«, unkt Oma. »Immer auf dem Jück. Das hält doch die beste Beziehung nicht aus. Habt ihr euch schon mal über Familie ausgetauscht? Nun hast du eine feste Stellung, da wird es höchste Zeit für den nächsten Schritt.«
Ma springt mir zur Seite. »Nun setz den Jungen doch nicht unter Druck. Wir sind froh, dass Timo überhaupt eine Freundin hat. Das ergibt sich alles von selber. Erst einmal ist wichtig, dass er sein Studium geschafft hat und auf eigenen Füßen steht. Der Rest kommt.«
»Wir hatten es damals auch nicht so mit dem Heiraten«, bringt sich Gerhard in die Diskussion ein. Hoffentlich erzählt er nichts vom Summer of Love. »Die Zeiten haben sich gewandelt, Gott sei Dank.«
Ich gebe auch meinen Senf dazu: »Wir wollen uns Zeit lassen. Nadine ist nicht der Hochzeits-Typ, ich übrigens auch nicht.«
Oma schaut Opa tief in die Augen. Der nickt.
»Ja, so seid ihr jungen Leute«, lächelt Oma. »Aber wir haben uns etwas ausgedacht, um euch eine Hochzeit schmackhaft zu machen.«
Opa stößt mit dem Stock auf den Boden. »Nur ordentliche Verhältnisse führen zu Erfolg. Ich habe deine Großmutter in jungen Jahren geehelicht und es nicht bereut. Ich habe auch schwierige Zeiten durchgemacht. Da hat deine Oma mir immer den Rücken freigehalten. Es geht nichts über eine gesunde Ehe.«
Was meine Großeltern da sagen, kommt mir Spanisch vor. Was wollen die von mir? Gleich soll ich es erfahren.
»Es hat uns sehr missfallen, wie sich dein Vater in seiner Studentenzeit verhalten hat. Zum Schluss hat seine Rumtreiberei« – Oma wirft Gerhard einen finsteren Blick zu – »doch ein gutes Ende gefunden. Aber da mussten wir nachhelfen. Wir haben deinen Eltern dieses Haus geschenkt, damit sie heiraten. Im Grunde sind alle Menschen Kapitalisten, auch wenn sie anders daherreden.« Sie lächelt finster.
Was haben die bloß mit Heiraten. Onkel Udo hat in diesem Moment die Augen geschlossen, so dass ich ihm problemlos seinen Jägermeister klauen kann. Das Zeug schmeckt wirklich gut, finde ich jetzt. Nicht zu süß, nicht zu bitter, was will man mehr von einer Spirituose?
»Dein Vater hatte ja mit deiner Mutter eine feste Freundin, bei der man erwarten konnte, dass die Ehe hält. Bei dir Timo, kennen wir deine Nadine nicht persönlich. Deine Eltern erzählen zwar, dass sie ein nettes Mädchen ist. Aber ansonsten macht sie sich rar. Vielleicht will sie nichts mit deiner Familie zu tun haben. Nun gut. Die Zeiten haben sich geändert, die Frauen auch. Deine Großeltern sind durchaus moderne Menschen. Um es kurz zu machen: Wir schenken dir zweihunderttausend Euro, wenn du dich innerhalb von drei Monaten verlobst. Es muss nicht diese Nadine sein. Aber wir möchten gerne Urenkel haben.«
Mein Vater schluckt. »Ihr könnt meinen Sohn nicht kaufen. Der verdient sein eigenes Geld. Wenn er sich verlobt, tut er das aus freien Stücken.«
»Dich haben wir auch durch unser kleines Geschenk positiv beeinflusst«, sagt Oma kalt. »Jetzt hältst du den Mund, Gerhard.«
»Und als Zubrot«, grinst Opa »erhältst du einen Posten im Aufsichtsrat meiner Firma. Dann weiß ich, dass sich zumindest einer mit dem Familienerbe auseinandersetzt. Das gibt neben deinem Zeitungsgehalt ein schönes Sümmchen, mit dem du locker vier Personen ernähren kannst.«
Ich nehme die Jägermeisterflasche, setze an und trinke. Nach einer gefühlten Minute setze ich ab und komme mir sternhagelvoll vor.
»Jungchen«, sagt Oma. »Mit dem Alkohol solltest du dich etwas zurückhalten.«
Mensch, was wollen die von mir? Ich bekomme nichts gebacken. Keinen Studienabschluss, kein Job, keine Freundin. Wie soll ich in drei Monaten verlobt sein. Wenn ich nicht so breit wäre, hätte ich Panikattacken. Aber so ist mir alles egal.
»In dr-ei Monnaden bin isch verlobt«, lalle ich. »Oppa, mach den Scheck fettig.«
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