Ein Fluch aus der Vergangenheit. Joachim Bräunig
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„Ich erwähne das hauptsächlich, weil es diesbezüglich bereits mehrere Verwechslungen gegeben hat, und für die Anfertigung von Protokollen oder anderer Belege ist die richtige Namensbezeichnung von nicht unwesentlicher Bedeutung“, erwähnte Schroeder.
„Ich hoffe, bezüglich der Erweiterung unserer Mordkommission sind die wichtigsten Fragen geklärt. Ich schlage vor, dass sich Herr Schroeder einen Arbeitsplatz in eurem Zimmer einrichtet, und erwarte, dass ihr ihm dabei behilflich seid. Frau Schneider wird Ihnen das benötigte Material zur Verfügung stellen. Ihren Computer können Sie in der Abteilung Technik abholen, die Mitarbeiter wissen Bescheid. Ich werde jetzt das neueste Verbrechen mit euch besprechen. Bei diesem, der Tötung eines Mannes in Angermünde, kann es sich um ein Gewaltverbrechen oder einen Unfall mit Todesfolge handeln. Genaueres erwarte ich vom Obduktionsbericht, den uns Frau Kesser heute noch zustellen wird“, führte Ullmann aus, als die Tür zum Dienstzimmer aufging und ein Polizist Frau Schneider eine Mappe mit der Bitte zur Weitergabe an den Hauptkommissar übergab. Der Hauptkommissar blätterte in der Akte und schaute, nachdem er sie durchgelesen hatte, seine Mitarbeiter mit festem Blick an. „Diese Akte enthält genauere Angaben zur Person, die heute Nacht tot aufgefunden wurde. Der Mann ist verheiratet und in Finowfurt wohnhaft. Er ist selbstständiger Versicherungsvertreter und gegenwärtig zu einer Schulung in Angermünde angemeldet. Er ist 35 Jahre alt und gemeinsam mit drei weiteren Versicherungsvertretern im ‚Hotel am Seetor‘ als Gast eingetragen. Die vier Personen sollen befreundet sein und jährlich gemeinsam die Schulung besuchen. Frau Meister und ich haben heute Morgen den Tatort besichtigt und erste Erkenntnisse gewonnen sowie Befragungen durchgeführt, deren Ergebnisse uns nach jetzigem Erkenntnisstand nicht wesentlich weiterhelfen. Ich werde gemeinsam mit Jana nach Finowfurt zu der Ehefrau der getöteten Person fahren, wobei wir über weitere Details sprechen können. Frau Meister wird Herrn Schroeder mit ‚oe‘ in den Fall einweisen und weitere Nachforschungen zum ‚Hotel am Seetor‘ in Angermünde durchführen. Belegungszahl, Gästeliste und so weiter, Sie wissen Bescheid, Frau Meister. Ich bitte Sie, das Umfeld von Lutz Schimmel bezüglich seiner beruflichen und privaten Tätigkeit zu durchleuchten, wir müssen von diesem Mann so viel wie möglich erfahren“, schloss der Hauptkommissar die Dienstberatung und alle Mitarbeiter gingen an ihre Arbeitsplätze.
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Am gleichen Tag, als in Angermünde der Leichnam von Lutz Schimmel aufgefunden wurde, herrschte auf dem Gestüt der Familie Büttner Hochbetrieb. Das Gestüt lag in der Schorfheide nahe dem Ort Oderberg und umfasste ungefähr zweihundert Hektar. Das Gebiet der Schorfheide erstreckte sich von Eberswalde bis nach Friedrichswalde und war ein Teilgebiet des Barnimer Landes. In dem Gebiet der Schorfheide befand sich in der Nähe von Joachimsthal ein Biosphärenreservat, das nur zum Teil begehbar war. Die Schorfheide beherbergte seltene Gehölze und viele urwüchsige Pflanzen, welche nur in dieser Gegend beheimatet waren. Durch dieses Gebiet führten mehrere Rundwege, welche zum Großteil, besonderes an Wochenenden, von vielen Fahrradfahrern zu Ausflügen genutzt wurden. Es war ein zur inneren Ruhe einladendes Gebiet und zeigte besonders im Frühjahr und im Sommer seine ganze Pracht und Schönheit. Die Rundwege führten an vielen bekannten Sehenswürdigkeiten und alten Gebäuden vorbei. Eine besondere Sehenswürdigkeit war das Kloster Chorin, welches sich am Rand der Schorfheide befand. Am 2. September 1258 übereignete das markgräfliche Brüderpaar Johann I. und Otto III. dem Zisterzienserkloster Lehnin ein umfangreiches Gebiet im damaligen Barsdin, einschließlich der Burg Oderberg. Dafür sollte ein Kloster errichtet werden. Gemäß den damaligen Regeln der Zisterzienser mussten deren Klöster abseits von Siedlungen in abgeschiedenen Wald- oder Sumpfgebieten errichtet werden.
Neben ihrer Hauptaufgabe, dem Dienst an Gott, war es die Pflicht des Ordens, den Lebensunterhalt durch die Arbeit ihrer eigenen Hände zu sichern und Wildnis in Kulturland umzuwandeln. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war die Klosteranlage baulich vollendet. Dabei sind drei Bauabschnitte zu unterscheiden, die durch Wechsel von Material und Ziegelformaten bestimmt wurden. Im Osten wurde mit dem Bau des Klosters begonnen, deren verwendete Ziegel rot gefärbt waren. Im zweiten Bauabschnitt waren die Ziegel fleischfarben getönt. Der dritte Bauabschnitt ist durch die Verwendung von gelblichen Ziegeln gekennzeichnet. Im Westflügel wurde ein vollständiger Kreuzgang errichtet. Am Westflügel schlossen sich der Bau des südlichen Ostflügels sowie der Bau des Südflügels mit Brunnenhaus und Abt-Haus an. Das vom See und von sumpfigen Wiesen umgebene Klosterareal verbesserten die Mönche durch umfangreiche Wasserbaumaßnahmen. Die erforderliche Senkung des Wasserspiegels wurde mit dem Bau eines Dammes zwischen dem Chorinsee und der Ragöse bewirkt.
Die gesamte Bausubstanz muss während des Dreißigjährigen Krieges erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Im Jahre 1665 wurde die gesamte Kirche als baufällig bezeichnet. Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu baulichen Sicherungen und gestalterischen Verbesserungen. Im Laufe der nächsten Jahre erfolgten weitere bauliche Verbesserungen des Klosters und der gesamten Anlage, einschließlich der Neueindeckung des Daches.
In der Gegenwart finden im Kloster Trauungen und geführte Rundgänge durch die Anlage statt. Die Klosteranlage erweckt, aufgrund ihrer guten Pflege, einen sehr erfrischenden Eindruck und gibt den Touristen das Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Die Trauungen erfolgen in der ehemaligen Sakristei. Die Klosteranlage ruft bei den vielzähligen Besuchern stets Bewunderung über die Leistungen der Mönche beim Bau des Klosters hervor. Unter Berücksichtigung, dass die gesamte Außenanlage einschließlich der erforderlichen Wasserversorgung von den Mönchen geschaffen wurde und unter Beachtung der zum damaligen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel, ist den Touristen ihre Bewunderung deutlich anzusehen.
Neben dem Kloster Chorin gibt es in der Schorfheide weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten, wobei dieses Gebiet nur durch kleine Ortschaften, wie zum Beispiel Joachimsthal und Chorin, besiedelt ist. Das Gestüt der Familie Büttner befand sich in der Nähe von Joachimsthal. Es beherbergte Stallungen für mindestens zwanzig Pferde, zwei große Koppeln, ein mehrstöckiges Wohngebäude, ein Gästehaus mit zwölf Übernachtungsmöglichkeiten und kleiner Küche zur Selbstanfertigung kleiner Mahlzeiten und ein langes Auslaufgelände zum Einreiten der Pferde. Zur Reinigung und zum Betrieb der Gästezimmer hatte die Familie Büttner eine Frau angestellt, zudem gehörten drei professionelle Jockeys zum Betrieb des Gestütes. Die Familie Büttner betrieb dieses Gestüt bereits seit zwanzig Jahren und die Gestütsinhaberin Katja Büttner hatte es von ihren Eltern vor zwanzig Jahren übernommen.
Sie hatte ihr ganzes Leben auf dem Hof ihrer Eltern verbracht und war im Prinzip mit den Pferden aufgewachsen und wusste daher über ihre Bedürfnisse sowie ihre Eigenheiten bestens Bescheid. Ihre Eltern hatten sie frühzeitig mit ihren Plänen der Übernahme des Gestütes vertraut gemacht und ihr die notwendigen Kenntnisse beigebracht. Nach ihrem Abitur hatte sie Zoologie studiert und sich dabei auf die Aufzucht und die Ausbildung der Pferde als Rennpferde, einschließlich der Gestaltung des Trainings und der Zucht der Tiere spezialisiert. Unter Pferdezucht versteht man die geplante und durchdachte Vermehrung von Pferden mit dem Ziel, Gesundheit, Leistungsvermögen und -bereitschaft und bestimmte Rassemerkmale zu erhalten oder zu verbessern. Das vom Züchter erstrebte Ideal ist, ein Pferd zu schaffen von so vollkommener Gesundheit und Harmonie zwischen äußerem und innerem Leben, dass alle Kräfte frei bleiben für Wollen und Wirken im Dienste des Menschen.
Dem Gestüt Büttner war es in den zurückliegenden Jahren mehrmals gelungen, gute Pferde zu züchten, die wiederholt im Pferderennsport Titel geholt hatten. Das Gestüt hatte einen guten Ruf und war in der glücklichen Lage, ein Überangebot an Zuchtanfragen zu erhalten, sodass sie einige Angebote nicht annehmen konnten und sich die Besitzer der Pferde aussuchen konnten.
Die Pferdezucht hat eine weit