Ein Fluch aus der Vergangenheit. Joachim Bräunig
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„Sie kennen sich schon länger?“
„Ja, seit zwei Jahren“, lächelte das Mädchen.
„Kennen Sie die getötete Person?“, fragte Ullmann.
„Nein, der Mann ist uns unbekannt. Wir glauben, sicher zu wissen, dass er nicht aus der näheren Umgebung stammt. Angermünde ist ein kleines Nest und im Prinzip kennen sich hier alle. Wir beide stammen aus Angermünde und bilden uns ein, fast jeden zu kennen.“
„Welchen Beruf üben Sie aus?“
„Julia hat ihre Lehre als Bürokauffrau beendet und arbeitet seit einigen Wochen in einem Anwaltsbüro. Ich versuche zurzeit, selbst auf die Beine zu kommen. Ich habe KFZ-Schlosser gelernt und würde gerne eine eigene Werkstatt eröffnen. Meine Eltern unterstützen mich nach Kräften dabei und wir haben bereits ein Objekt als Werkstattraum gefunden.“
„Haben Sie an dem Getöteten Veränderungen vorgenommen?“
„Wie meinen Sie das?“, fragte der junge Mann entsetzt.
„Haben Sie den Toten bewegt?“
„Keinesfalls, wir waren viel zu sehr vom Anblick geschockt.“
„Haben Sie ihn irgendwie angefasst?“, forschte der Kommissar weiter.
„Ich sagte doch, nein“, kam die barsche Antwort.
„Mir geht es um eventuelle Fingerabdrücke Ihrerseits an der Kleidung des Getöteten.“
„Von uns werden Sie nichts finden.“
„Was haben Sie nach der Auffindung der Person getan?“
„Wir waren maßlos erschrocken und haben längere Zeit gebraucht, um die Situation zu erfassen. Danach habe ich per Handy die Polizei informiert und diese wies uns an, am Fundort zu verweilen. Die Polizei war innerhalb von fünf Minuten bei uns und legte fest, dass wir den Ort nicht verlassen dürfen. Die Polizei hat sehr schnell alles abgesperrt und wir haben uns an diesen Tisch der Terrasse des Cafés gesetzt“, erläuterte der junge Mann.
„Haben Sie andere Personen im Umfeld des Fundortes gesehen?“
„Nein“, antwortete diesmal das Mädchen.
„Haben Sie Geräusche, vielleicht von sich entfernenden Personen, gehört?“
„Nein, wir haben weder jemanden gesehen noch gehört, wobei ich dazu sagen möchte, dass wir vor lauter Entsetzen nicht darauf geachtet haben, aber Auffälligkeiten gab es keine. Außerdem musste ich Julia beruhigen, da sie Angst hatte. Wie Sie schon vermuteten, hätte der Täter noch in der Nähe sein können, und deshalb fühlten wir uns bis zum Eintreffen der Polizei, die, wie bereits erwähnt, sehr schnell vor Ort war, selbst nicht sicher.“
„Sie haben sich völlig richtig verhalten und wir möchten uns bei Ihnen für ihre Aufmerksamkeit bedanken. Meine Kollegin wird Ihre Personalien, für eventuelle Nachfragen, aufnehmen und danach können Sie nach Hause gehen. Ich bitte Sie jedoch, Stillschweigen über das Gesehene zu wahren, möglicherweise hat der Täter Sie gesehen.“
„Sie meinen, wir sind in Gefahr?“, fragte das Mädchen entsetzt.
„Das glaube ich nicht, ich ersuche Sie dennoch, uns sofort über mögliche Auffälligkeiten in Ihrer Umgebung in den nächsten Tagen zu informieren“, sagte Ullmann und überreichte dem jungen Paar seine Visitenkarte, in der Hoffnung, nie wieder von den jungen Leuten zu hören.
Der Kommissar nickte seiner Kollegin zu und entfernte sich Richtung Freitreppe. Nachdem Kommissarin Meister die Daten der Jugendlichen erfasst hatte, ging sie zu ihren Vorgesetzten und erkundigte sich nach den weiteren Schritten der Ermittlung.
„Wir haben die Daten der toten Person, ihren Namen und ihre Wohnanschrift. Ich werde unseren Präsidenten über den Fall informieren und ihn bitten, einen Mitarbeiter zu der Frau des Mannes zu schicken, da ich davon ausgehe, dass er verheiratet ist. Außerdem glaube ich, an seinem Ringfinger einen Abdruck eines Ringes gesehen zu haben. Möglicherweise erfahren wir von seiner Frau, wieso ihr Mann an diesen Ort gekommen ist, denn er ist in Finowfurt wohnhaft.“
„Hoffentlich stimmt der Präsident zu“, zweifelte Frau Meister.
„Dessen bin ich mir sicher“, schmunzelte Ullmann.
„Befragen wir jetzt die Bootsbesitzer.“
„Ja, wir teilen uns die Aufgabe. Sie befragen die Besitzer des ersten Bootes und ich gehe zum zweiten. Ich denke, ich muss die Besitzer erst wecken“, sagte Ullmann und ging.
Beide schlenderten zu den verankerten Booten und die Kommissarin Frau Meister hatte Glück, denn soeben stieg ein Mann aus der Luke auf das Deck. Sie winkte dem Mann zu und bat ihn, auf das Boot kommen zu dürfen, da sie mit ihm sprechen wolle. Der Mann stimmte zu und half ihr über die flache Reling an Bord des wunderschönen Motorbootes. Dann bat er sie, auf einem der Stühle an Deck Platz zu nehmen, und erkundigte sich nach ihrem Anliegen, wobei er Richtung Freitreppe blickte und über die Bewegung der Mitarbeiter der Spurensicherung in ihren weißen Kombis irritiert schien.
„Wann haben Sie Ihr Boot an diesem Ort geankert?“, wollte sie wissen.
„Sind Sie von der Schifffahrtsbehörde?“, fragte der Mann skeptisch.
„Nein, entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Meister und ich arbeite als Kommissarin bei der Mordkommission in Brandenburg.“
„Oje, ich habe nichts verbrochen“, erwiderte der Mann und schaute zu seiner Frau, die in diesem Augenblick an Deck erschien.
„Ich hoffe nicht. Also, seit wann ankern Sie vor Ort?“
„Wir haben gestern gegen achtzehn Uhr angelegt und haben die Genehmigung dazu. Sie müssen wissen: Dieser Platz ist im Sommer im Prinzip unser Stammplatz. In den Wintermonaten bringen wir unser Boot bei einer Segelschulgemeinschaft unter“, sprach der Mann.
„Wann sind Sie zu Bett gegangen?“, fragte Frau Meister.
„Das ist ja wohl unsere Sache“, knurrte die Frau.
„Es ist mir persönlich gleichgültig, aber ich befrage Sie im Rahmen der Ermittlungen eines schweren Gewaltverbrechens“, verschärfte die Kommissarin ihre Stimme.
„Es wird gegen vierundzwanzig Uhr gewesen sein. Hat ihre Frage mit den Bewegungen dieser utopisch anmutenden Leute an der Freitreppe zu tun?“, wollte der Bootsbesitzer wissen.
„Ja.“
„Wir helfen Ihnen gern, wenn wir können.“
„Haben Sie heute Nacht Geräusche oder einen Streit an der Freitreppe gesehen oder gehört?“
„Nein“, kam die schnelle Antwort.
„Sind Sie sich sicher?“
„Also, ich glaube, mir kam etwas seltsam vor“, sprach die Frau. „Ich habe heute Nacht, als ich vom Schnarchen meines Mannes aufwachte, einen Schrei gehört.“
„Ich