100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1. Erhard Heckmann

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100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1 - Erhard Heckmann

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bei der Übergabe auch auf Deutsch erklärt. Einen prüfenden Blick verlangen nicht nur die Füllstände für Gas, Benzin und Motoröl, sondern auch Kratzer im Lack, Beulen oder Beschädigungen der Windschutzscheibe, denn Mängel müssen in den Mietvertrag und sind sie noch so klein! Zu prüfen ist auch der absolut feste Sitz der Herdabdeckung, Schranktüren und Schubkästen.

      Zwei Personen sind mit einem Fahrzeug für drei gut unterwegs, weil es bequemer ist. Als gute Alternative und wendige Lösung gelten auch die „Luxus“-Camper, zumal Modelle mit Alkovenbett den (einfachen) Umbau der Sitzecke für die Nacht nicht erfordern und zur Standardausrüstung ebenfalls alles Wichtige gehört. Wer aber wirklich „billig“ reisen möchte, der braucht zum Auto oder Motorrad ein Zelt.

      Fällt die Entscheidung jedoch zugunsten eines Wohnmobiles muss zeitig gebucht werden, um weder auf spürbare Frühbucherrabatte, niedrige „Flex-Raten“ (statt der Festpreise liegt hier die Auslastung der Flotte bei Buchung zu Grunde) noch günstige Flugpreise verzichten zu müssen. Das setzt allerdings eine „fertige Tour“ voraus, inklusive der eventuell eigenen Internetbuchungen bei Piloten, Bären-Guide oder Outfittern, denn viele Reisebüros können oder wollen diese Extras gar nicht erledigen, weil sie sich in der Regel vor Ort nur selten wirklich auskennen, und im Hinterland schon gar nicht.

      Die meisten Campingplätze liegen in schöner Landschaft und garantieren mit viel Platz, Grill, Tisch-/Bank-Kombination und Feuerholz am Ende eines wunderschönen Tages auch die richtige Atmosphäre für den Feierabend. Der Komfort reicht von maximaler Top-Ausstattung bis hin zu sehr einfachen Campgrounds, die oft auch die schönste Umgebung vorweisen. Vorbuchen muss man sie in der Regel nicht. Es gibt immer noch einen zweiten oder dritten, und stehen kann man auch anderswo. In den touristischen Ecken gilt aber die Faustregel „rechtzeitig einzutreffen“. Die in Europa gewohnte Enge ist unbekannt und wird nur selten praktiziert. Wenn jedoch Lachs und Heilbut in Valdez Hochsaison haben, dann regiert dort nicht der Camper sondern der „Fischer“, der nur einen Platz zum parken braucht und nach wenigen Tagen mit einigen Hundert Kilos Filet in den Gefriertruhen wieder nach Hause fährt.

      Ob man ein Land überhaupt auf eigene Faust entdecken kann oder nicht, muss vorher geklärt werden. Für Nordamerika ist die Antwort ein ganz klares Ja. Die Entfernungen haben allerdings ganz andere Maßstäbe als zu Hause, und der gründlich vorbereitete Traveller wird wissen, dass die Wege im Yukon oder die der menschenleeren Northern Territories nicht mit den üblichen Touristen-Routen vergleichbar sind und sich darauf einstellen. Die Straßen sind durchweg gut, die Ausschilderungen ebenfalls. Die meisten der Gravel-Roads (Schotter) werden auch gepflegt, doch kann das schon ein oder mehrere Jahre her sein. Je nachdem, wo sie sich befinden. Ungewohnte Verkehrsregeln gibt es nicht viele: Fußgänger haben Vorrang sobald sie auch nur einen Fuß auf die Straße gesetzt haben; Schulbusse mit blinkender Anlage dürfen nicht überholt werden und „Freie Fahrt“ gibt es nirgendwo. Auf den Highways berechtigt jede Spur zum überholen und die „4-Way“-Kennzeichnung einer Kreuzung verlangt, dass jedes Fahrzeug anhält und in der gleichen Folge des Kommens den Ort auch wieder verlässt.

      Für Städte wie Calgary, Anchorage, Halifax oder Vancouver reicht der kostenlose Stadtplan vom Touristenbüro, und jenseits der großen Städte im Osten Kanadas, die aber mit Metropolen wie „LA“ auch nicht vergleichbar sind, ist der Rest „Provinz“, wobei es im Yukon, in Alaska oder den Northwest-Territories noch wesentlich einsamer wird. Für amerikanische Großstädte empfehlen sich jedoch gute Karten, weil dort Ausfahrten oft nur ausgeziffert sind und nicht wenige Straßen nur eine Fahrtrichtung erlauben. Die generellen Tempobeschränkungen wirken sich jedoch geringer aus als man glaubt, weil es das aus der Heimat gewohnte starke Verkehrsaufkommen nur in den ganz großen Zentren gibt.

      Unterkünfte reichen von der Luxus-Lodge bis zur Farm; Motels und Campingplätze sind dort wo man sie braucht, Supermärkte und Tankstellen ebenfalls. Wo die Besiedlung dünner wird weicht der große und üppige Supermarkt kleineren Allround-Läden und an die Straßenseite gesellen sich Entfernungshinweise bis zur nächsten Tankstelle.

      Wie man den Reiseverlauf dokumentiert ist Geschmackssache. Ein Deckblatt für den schnellen Überblick ist jedoch hilfreich. Mein persönlicher Streckenverlauf enthält alles, was ich entlang des Weges ansehen oder wo ich etwas unternehmen möchte. Dazu Straßennummern, Kilometerentfernungen, Ortschaften, Trailheads für geplante Wandertouren, Anfahrtsskizzen zu Fähren, Startplätzen gebuchter Buschflieger und ähnlicher Vorhaben. Für das weniger besiedelte Hinterland auch Abzweigungen, markante Brücken, Seen und Flüsse zur besseren Orientierung, als auch die Öffnungszeiten entlegener Grenzübergänge zwischen Kanada und USA. In der Routenführung der Streckenabschnitte erscheinen diese Dinge in Form von Ziffern; die nötigen Stichworte dazu auf der Folgeseite.

      Zugegeben, eine so durchgeführte Reiseplanung ist zeitaufwendig, aber sie enthält „alle machbaren Wünsche“, man fährt nirgendwo unwissend vorbei und was ausgelassen wurde, erschien von Anfang an uninteressant. Und noch eins gilt es zu bedenken: Solche maßgeschneiderten Wunschreisen werden in dieser Form nicht angeboten. Und wenn es sie denn gäbe, wären sie preislich unerschwinglich. Hier länger bleiben, anderswo etwas weglassen; nur anfahren, was sich vorher gut gelesen hatte; eine geplante Alternative nutzen, wenn das Wetter nicht mitspielt oder Außerplanmäßiges spontan einbauen und anhalten, wenn ein herrliches Plätzchen zum Frühstück oder wandern einlädt, all das ist weder bei einer Pauschal-Selbstfahrertour noch einer Gruppenreise machbar. Beide steuern in der Regel nur touristische Höhepunkte an und Trekkingveranstalter beschränken sich auf kleinere Gebiete und erwandern diese intensiv. Es sind Alternativen, aber ein Ersatz für die maßgeschneiderte, ganz persönliche Tour sind sie nicht.

      Und wann ist die beste Reisezeit? Klammert man die „heißen“ amerikanischen Bundesstaaten aus, geht sie von Mai bis September. Im Norden beginnt der kurze Herbst schon Ende August, und im September befinden sich Alaska und der Yukon schon auf dem Weg vom Sommer zum Winter. Dafür sind die meisten Touristen bereits zu Hause, die Preise gehen nach unten und die Farben des Indian Summers sind mehr als Ersatz für einen frischen Morgen oder kühlen Abend. Alles vermittelt auch das Gefühl der Eile. Die Lachse laichen, ehe die Flüsse zufrieren, Elchbullen treiben den Harem zusammen, Caribous starten ihre Wanderungen und die Bären sind durch das wochenlange „Powerfressen“ dick und fett. Es ist eine phantastische Jahreszeit, zumal hier und dort bereits die Aurora Boralis über den Himmel tanzt. Der Hochsommer ist teurer, doch entschädigt der Hohe Norden die gestiegenen Preise mit seinen hellen Nächten. Auch das ist ein Erlebnis und ein Geschenk der Natur.

      Mit dem Wetter kann man Glück haben oder auch nicht. Kanada hat heiße Sommer mit bis zu dreißig Grad, aber auch regnerische Tage mit weniger als der Hälfte. Während es in den Küstenbergen tagelang regnen kann, gehören Zentralalaska und der Yukon zu den trockeneren Regionen. „Richtig staubig“ zeigen sich aber nicht nur Teile des amerikanischen Mittleren – und Südlichen Westen, sondern die Ausläufer des Nordamerikanischen Wüstengürtels reichen auch bis ins trockene Okanagan-Tal von British Columbia. Wer jedoch im westlichen Kanada und in Alaska in der Natur tagelang unterwegs sein will, der muss sich anziehen können wie eine Zwiebel und neben festem und bequemem Schuhwerk auch für einen Regenguss eine Lösung haben. Und dann bleibt nur noch eins: Sich auf wunderschöne Urlaubstage zu freuen …

       Gletscher, Flüsse aus Eis

      Kanada, aber wohin soll die Reise führen?

      Es war ein Tagesflug von New York City an die Niagarafälle der 1999 die Idee gebar, auch Kanada auf vier Rädern zu bereisen. Ein Land also, das uns damals völlig unbekannte war und nun viel lesen erforderte, um die richtige Reiseroute herauszufinden. Dabei wurde sehr schnell klar, dass Kanada vor allem eins hat: Land! Und das ist riesig. Etwa 26 Mal so groß wie Deutschland. Von Ost nach West sind es rund 5.500 Kilometer und etwa neunhundert weniger von den Niagarafällen bis hinauf zur Nordspitze

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