Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch

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Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch

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in Filmen sieht. Schon oft hatte ich mir bei manchen Streifen verstohlen eine kleine Träne aus den Augen gewischt und verschämt darauf geachtet, obwohl es ja meistens sehr dunkel ist im Kino, dass es ja niemand sieht. Oft hatte ich es in letzter Zeit auch bei meiner Nahrungstankstation auf der Karli neidisch bewundert: Pärchen, die sich bei der Begrüßung umarmten, als wenn sie sich schon Jahrzehnte lang nicht mehr gesehen hätten und sich dann den ganzen Abend bei endlosen Gesprächen ab und zu liebevoll berührten.

      Warum kann ich nicht endlich mal so leben? So wie die anderen, oder einige, oder einige der Einigen zumindest. Einfach miteinander glücklich sein, einander vertrauen, einander helfen und natürlich, wenn man dies gefunden hatte, endlos langen und wunderbaren Sex miteinander genießen können. Auch noch nach vielen Jahren so richtig scharf aufeinander sein.

      ›… träum weiter …‹ machte sich mal wieder jemand bemerkbar. ›Ist doch langweilig, du isst doch auch nicht Jahrzehnte lang nur Döner, willst doch auch eine abwechslungsreiche Kost.‹

      ›Aber die so leben, leben doch einfach viel ruhiger, viel einfacher, sind glücklich. Die sitzen jetzt nicht einsam auf einem Sandhaufen und starren mit großem Weltschmerz die Wände an …‹

      … mein Opa hatte mir mal, vor langer Zeit, in einer von geistigen Getränken gelockerten Stimmung etwas gestanden. ›Paul, wenn der Sex und die Politik stimmen, kannst du zusammen alt werden.‹ Eine recht einfache Weisheit, aber meine Großeltern lebten mir den Beweis dieser Aussage seit Jahrzehnten vor. Für mich wollte ich den Ausspruch meines Opas leicht korrigieren. Wenn Intellekt, Sex und Aussehen stimmen, denn an der Politik hatte ich durch viele Ereignisse längst das Interesse verloren. Das Aussehen musste für mich einfach stimmen, dazu war ich von den Damen, die mich meistens ausgesucht hatten und nicht umgekehrt, in meinem bisherigen Leben zu sehr verwöhnt worden. Und dass das Aussehen dann auf einmal zweitrangig sein sollte, wenn die große Liebe mit ins Spiel kommt, konnte ich für mich einfach nicht glauben. In der freien Natur kreuzen sich ja Huflattich und Lilie auch nicht freiwillig. ›Sorry für diese Einstellung‹, ging es mir durch den Kopf, ›damit sammelst du bestimmt Minuspunkte, aber lieber ehrlich bleiben, ist einfach besser so.‹

      Vielleicht lag meine romantische Stimmung auch an dem derzeitigen Buch, das ich mir für meine momentan einsamen Abende ausgesucht hatte. Es handelte von einem Pärchen, das sich erst spät gefunden hatte. Sie mussten lange um gegenseitiges Vertrauen kämpfen, da beide so gelebt haben wie ich bisher, und waren dann noch endlose Jahre glücklich, in allen Beziehungen miteinander, bis zum Schluss ihrer beider Leben. Einfach eine wunderbare und gut geschriebene Geschichte, die hoffentlich nicht frei erfunden war.

      ›… Gähn …, gähn …, wirst du alt, Paul!‹, kam es sofort von unten.

      ›Ruhe endlich, hier bestimme ich! Außerdem haben wir langsam andere Probleme, einfach existenziellere, mein Lieber, als dir einen bunten Speiseplan zu servieren.‹

      Ich musste mir endlich ernsthafte Gedanken machen, wie mein Konto wieder zu etwas größeren regelmäßigen Freudenfesten kommen könnte. Das Geld von den wenigen Muggen war meistens mit einem warmen Essen und zwei bis drei sparsamen Besuchen in meinem zweiten Wohnzimmer oder mit einer Monatskarte der LVB aufgebraucht.

      Immer öfter liebäugelte ich mit dem Gedanken, obwohl ich noch immer schwer an dem Erlebten zu arbeiten hatte, es noch einmal in der Werbung zu versuchen. Die äußerst großzügige Anja gab es ja zumindest in dieser Beziehung nicht mehr. Claudi hatte mich ebenfalls bei einem ihrer letzten Besuche bestärkt einen Neuanfang zu wagen, als das Thema meiner Existenzerhaltung zur Sprache kam. Auch hatte sie mir angeboten, mir eines ihrer vielen Zimmer in ihrem ›Himmelreich‹ bei einem Neuanfang kostenlos zur Verfügung zu stellen. Als kleine Gegenleistung dafür sollte ich nur ihr zukünftiger Marketingberater und Grafiker sein. Das war ja nun für mich überhaupt kein Problem. Nahm mir deshalb fest vor, diesen Neuanfang in den nächsten Wochen zu wagen. Simpler konnte ich es zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht bekommen.

      ›… und wann bin ich mal wieder mit in deinen Plänen?‹, kam es langsam nervend von unten. ›… du spinnst doch mit deinen Vorstellungen für eine langfristige und harmonische Partnerschaft. In deinem Alter sollte man langsam den Glauben daran verloren haben. Du solltest dir schnellstmöglich mal was suchen, sonst vertrocknet deine Lust, genau wie der komische Sandhaufen, auf dem wir nun seit Tagen sitzen.‹

      ›Nun halt endlich deinen spaßorientierten Mund! Soll ich dir mal beweisen, dass es das, von dem ich träume, gibt, nicht nur in Büchern oder Filmen?‹

      ›Ein guter Einfall‹, lachte ich innerlich. Erstens wusste ich nichts Rechtes mit dem restlichen Abend anzufangen und zweitens sollte dieser nervende Schwanz, der viel zu oft nur an seine zweite Verwendungsmöglichkeit dachte, endlich Ruhe geben. Hatte schon oft genug schlaflose Nächte wegen ihm verbracht. Die Pflege danach, manchmal notgedrungen, mit einer weißen, dicken Creme zur Regeneration seiner empfindlichsten Stellen, war noch das geringste Problem, in das er mich so oft gestoßen hatte.

      ›… wer hier wen gestoßen hat sollten wir endlich mal klarstellen, befürchte ich …‹ grinste es hämisch von unten.

      ›Komm, heute beweise ich es dir. Sollte ich heute erfolgreich sein, werde ich dir in Zukunft nicht mehr so häufig widersprechen.‹

      Siegessicher setzte ich mich vor meinen Computer. Vorsorglich hatte ich alle meine Spiele in einer Stunde der Verzweiflung und mit schwerem Herzen schon kurz nach meinem Einzug in die Höhle gelöscht. So etwas wie mit Anja sollte mir nicht so schnell wieder passieren, falls ich doch einmal die Chance bei meiner Traumfrau bekommen sollte. Schnell tippte ich in den Browser die alte Adresse ein, die mir nach längerem Überlegen zum Glück wieder einfiel. In diesem Portal hatte ich mich oft in langen, einsamen Stunden, bevor ich auch Anja hier kennengelernt hatte, herumgetrieben. Es war für mich immer wieder aufregend und sehr spannend, fast eine Herausforderung gewesen, was man nur mit der Kraft von gut gewählten Worten dort erreichen konnte.

      Gleichzeitig war es für mich als Werbefuzzi sehr interessant, ob ich auch hier mit Worten verführen konnte, also genau das, was meine damaligen Kunden von mir täglich bei der Präsentation von Anzeigen-, Spot- und Plakattexten erwarteten.

      Dieses Portal war eines der unzähligen Netzportale, wo es verschiedene Chatforen gab, in denen über Gott und die Welt philosophiert wurde. Hier konnte man vollkommen anonym, nur mit Nicknamen, der Welt seine Sorgen und Nöte mitteilen. Schon nach den ersten Minuten hatte ich damals Gefallen daran gefunden. Denn, nachdem man einen Nicknamen entdeckt hatte der einem sympathisch vorkam, diesen im Chat verfolgt hatte und was diese Person so von sich gab, hoffend, sie sei tatsächlich weiblich, konnte man diesen Menschen dann im Privatchat ohne andere Mitleser anschreiben. Vorher studierte ich immer ausführlich das dazugehörende Profil. Dort war meistens ersichtlich, ob ›in einer Beziehung lebend‹, ›Verheiratet‹ oder ›Single‹. Hatte mir damals einen Spaß daraus gemacht, mir eine kleine, verführerische Geschichte auszudenken und zu warten, was so passiert. ›Meistens war ich dann innerhalb von Minuten mit mehreren gleichzeitig im Privatchat, was oft nicht so einfach war…‹, lachte ich laut in Erinnerung.

      Beim Kennenlernen von Anja hier in diesem Portal hatte ich wohl schon damals etwas zu viel versprochen, das ich dann in der realen Welt nicht halten konnte.

      ›Also mein Freund, um dir zu beweisen, dass es die wahre Liebe viel öfter gibt, als ich zu träumen wage, werde ich heute versuchen, nur mit verheirateten Frauen zu chatten. Du wirst sehen, wir fliegen schneller raus, als du wachsen kannst. Da ist heute kein Spaß für uns beide angesagt.‹

      Eine Weile verfolgte ich die verschiedensten Foren und informierte mich bei interessant klingenden Nicknamen über die – hoffentlich – Userin im dazugehörigen Profil.

      Wenn ich so an früher dachte, kribbelte

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