Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch

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Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch

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mich fast sprachlos. Jeder noch so winzige Makel der jeweiligen Partner wurde bis aufs Kleinste analysiert und herzhaft darüber gelacht.

      Ich lästere zwar auch gern, aber dagegen war ich ein Waisenknabe.

      »Grüß Gott, ist hier noch frei?«, wehten leise, zarte Worte, die ihren bayrischen Einschlag schwer verleugnen konnten, an mein Ohr. Aus meinen Gedanken über Frau Müller gerissen, schaute ich auf und vor mir stand sie, Frau Müller.

      »Ja bitte«, sagte ich nur kurz und schnappte mir wieder mein Hochglanzheft mit den vielen bunten Anzeigen und träumte von vergangenen Zeiten.

      »Hab dich hier schon oft gesehen«, kam es leicht bayerisch über den Hochglanzrand geschwappt.

      »Wohne hier um die Ecke. Ist bequem für mich und hier schmeckt es einfach lecker. Besonders für jemanden, der selbst keine funktionierende Küche hat, ist es sehr verlockend«, antwortete ich höflich und riss mein Hochglanzheft noch höher als vorher, als wollte ich einen Schutzwall aufbauen. ›Alles, aber keine Frau Müller heute Abend, ich will einfach meine Ruhe haben!‹

      »Du fällst hier sehr auf, mit deiner Größe und dieser lustigen Frisur.«

      ›Nerv!!!‹ Frau Müller gab einfach keine Ruhe und gleich im zweiten Satz mit meiner Frisur anzufangen, verschob ihre Minuspunkte noch weiter Richtung ihres Busenansatzes, der mir einladend aus ihrem Dekolleté entgegengrinste.

      »Biste auch Künstler?«, ging es locker weiter, »War nicht ernst gemeint mit deiner Frisur. Sieht einfach lustig aus, fällt sogar hier, in dieser Ansammlung von Künstlern und solchen, die es sein wollen, auf.«

      Frau Müller konnte sogar etwas charmant sein und besser gestimmt legte ich meinen Schutzwall zur Seite. Na gut, sie würde ja sowieso keine Ruhe geben, und wenn man mal wieder ein weibliches Wesen kennenlernen wollte, musste man auch etwas dafür tun. Aber ich wollte doch keine flüchtigen Bekanntschaften mehr. Vor Anja war das laufend so gewesen, immer wieder Neue, immer wieder Schönere. Aber selbst das wurde im Lauf der Zeit irgendwie langweilig. Langsam hatte damals sogar ich begriffen, dass es noch etwas anderes geben musste. Man las viel davon, in fast jedem Song wurde davon erzählt, ich wollte die große Liebe auch endlich einmal erleben. Mein Inneres sehnte sich immer mehr danach, auch wenn es oben bei mir noch nicht so richtig ankam. Aber ein wenig romantisch war ich ja schon immer veranlagt und romantisch sollte sie ja sein, die Liebe. Jedenfalls was ich davon so hörte und sah.

      »Versuche mich schon seit Längerem als Musiker, mal mehr oder weniger erfolgreich und vorher war ich Grafiker, stapelte ich etwas tief.«

      »Habe ich mir schon manchmal gedacht, als ich dich hier so allein oder mit so einem komischen dicken Typen sitzen sah. Bist also nicht nur vom Äußeren ein richtig cooler Typ.«

      ›Wow, die geht aber ran!‹ »War mein Kumpel Fred, den du manchmal mit mir hier gesehen hast. Hat mir bei der Renovierung die letzten Wochen geholfen. Ganz lieber Kerl«, gab ich etwas ausweichend zurück, musste erst mal klare Gedanken fassen, wie das hier weitergehen sollte.

      Von unten, Richtung Klein-Paul kam es fast verzweifelnd, ›Wieso überlegst du noch, wie es hier weitergehen soll? Wirst du alt, mach das doch nicht soooo kompliziert!!! Denk dir einfach den Kopf weg oder stell ihn dir so toll vor wie den restlichen Körper. Dürfte für dich als Grafiker ja kein Problem sein!‹

      Und wie zur Bestätigung zuckte Klein-Paul mehrmals, als meine Augen sich, ganz unbemerkt von mir, an dem einladenden Dekolleté mit dem riesigen Inhalt festgefressen hatten.

      ›Mein lieber kleiner Paul‹, schoss es wütend nach unten zurück, ›hatten wir uns nicht schon so oft vorgenommen und an einem Tag, der noch nicht mal so lange zurückliegt, eigentlich fest geschworen, nicht immer alles mitzunehmen, was sich uns förmlich aufdrängt, besonders nach Muggen? Die ganzen Probleme hinterher, wenn bei dir die Luft raus war und du wieder normal denken konntest! Ich will das einfach nicht mehr, unsere gemeinsame Lust genießen und dann oft in enttäuschte Augen zu blicken, wenn man danach sagte, es war toll aber ich bin doch leider schon vergeben, frei erfundene Handynummern weitergab oder sich andere Lügen zum schnellen Absprung von der jeweiligen Geliebten ausdenken musste.‹

      ›Jaaaa …, war schon manchmal ganz schön gemein …‹

      ›Dieser bewusste Tag, an dem wir uns ganz fest versprochen hatten, mein Lieber, anders zu leben. Hatten wir damals auch lange gehalten, unser Versprechen. Besonders als dann Anja in unserem Leben auftauchte und wir fast zum ersten Mal glaubten, angekommen zu sein.‹

      ›Hab ich nicht‹, kam es kleinlaut von unten zurück.

      ›Denk einfach noch einmal schnell an diesen Auslöser unseres Versprechens zurück und dann gib endlich Ruhe! Für heute zumindest.‹

      ›… ich riss an diesem bewussten Tag, nach einer Mugge in einem fremden Bett, blind vor Lust, Pommel die Sachen vom Leib. Und da Pommel - so wollte sie genannt werden - noch schneller war als ich bei ihr, waren wir beide, mein Lieber, nicht mehr zu bremsen.‹ Auch hatte ich damals noch keine Ahnung, was zwar erotische, aber mit verstecktem XXL-Stretch versehene Bodys alles kaschieren können.

      Als ich nach einiger Zeit endlich wieder normal denken konnte und auch mein Blick nicht mehr vor Lust verschleiert war, lag Pommel mit gespreizten und angezogenen Beinen vor mir. Busen und Bauchspeck ergaben fast gleichmäßig große, dicke, wellenförmige Erhebungen körperabwärts. Pommels Mund öffnete sich mit einem zärtlichen Lächeln und im tiefsten sächsisch hauchte sie mir entgegen: »… war das scheen mei guder … kommsde morschen wieder zu mir...? … wäre so scheen …!«

      ›… und die Barbiepuppen und Berge von Plüschtieren im Bett dieser mehr als dreißig Jahre zählenden Pommel, die ich erst jetzt richtig wahrnahm, lachten uns beide, mein lieber kleiner Paul, förmlich aus … Also halt dich bitte zurück, mein Lieber!‹

      ›Hast ja Recht …‹, kam es fast entschuldigend von unten.

      »Was ist denn mit deiner Küche los, ist da was kaputt gegangen oder kannst du nicht kochen?«, holte mich Frau Müller, spöttisch grinsend, in das hier und heute zurück.

      »Bin übrigens die Lotte« und blitzartig streckte sie ihre Hand über den Tisch. Ich konnte gerade noch meinen Schoppen Rotwein vor ihrer spontanen Vorstellung retten. Leicht irritiert ergriff ich diese … ›Frau Müller hat ja einen sehr kräftigen Händedruck!‹, stellte ich erschrocken fest und war sehr froh, als dieses Händchendrücken, was viel länger dauerte als notwendig, von ihr beendet wurde.

      »In meiner Küche ist nichts kaputt, ist nur nicht so komplett eingerichtet«, versuchte ich es zu erklären. »Vor allem ohne Kühlschrank ist es sehr schwer.«

      »Wieso hast du keinen Kühlschrank?«

      Die wollte wirklich alles wissen.

      »Bin erst vor drei Wochen hier auf der Karli in ein neues Leben gestartet. Hab vieles bei meiner Ex gelassen«, log ich spontan, konnte bei Frau Müller ja trotzdem ein paar Pluspunkte sammeln, auch wenn sie mir ab Hals aufwärts gar nicht zusagte. Sie war einfach nicht mein Beuteschema. Und dazu noch aus Bayern …!

      »Du bist ja ein ganz Lieber«, kam es ebenso spontan aber äußerst liebevoll aus diesem schmalen, knochigen Gesicht mit der viel zu spitzen Nase zurück.

      Die Frisur ging ja gerade noch, obwohl mir Frauen mit kürzerem Haar noch nie so gefallen haben. Zumindest die Farbe stimmte. Karminrot, meine Vorzugshaarfarbe, genau wie bei Anja.

      »Na

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