Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch
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Читать онлайн книгу Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch страница 15
»Ich wünsch dir ganz, ganz viel Glück bei der Suche, liebe Claudi!« ›Schade, dass wir leider etwas zu verschieden ticken …‹, dachte ich traurig.
»Danke Paul …, aber meine Chancen diesen Menschen zu finden, sind einfach viel, viel geringer. Ist es doch schon bei euch normalen Heteros schwer genug, diesen einen Menschen zu finden und ihr habt Milliarden Möglichkeiten. Ich habe nur einen winzigen Bruchteil davon, diesen einen Partner mit meinen Neigungen und Voraussetzungen zu finden. Ich bin manchmal so verzweifelt, zum Glück bauen mich dann die unvergesslichen Momente auf der Bühne wieder auf.«
›Wie kann ich Claudi nur gute Dienste leisten?‹, überlegte ich, ›Schon immer hatte ich diesen inneren Drang in mir, allen lieben Menschen, die mir über den Weg laufen, zu helfen.‹ Damit ich etwas Zeit zum Überlegen bekam, biss ich schnell in meinen vierten Lachstoast. Hoffentlich wirkte ich nicht so verfressen.
»Aber mal ganz ehrlich, Paul, man bildet sich doch viel zu oft ein, es sei Liebe oder ähnliches und dann ist es meistens nur eine Liebelei und noch viel öfter nur die pure Lust, wenn man irgendwann wach wird«, kam es schon wieder für mich viel zu traurig aus Claudis Mund.
›… stimmt!‹, kam es von unten und Klein-Paul nickte zustimmend.
»Ich wünsche mir einfach eine offene Welt, wo alle so leben und lieben können, wie sie es wollen …«
»Wenn man niemandem damit schadet …«, erwiderte ich.
»Das meine ich damit, Paul, was ist denn schon dabei, einfach jemanden zu streicheln und zu verwöhnen wenn einem danach ist …« und Claudi lächelte mich wissend an, »… viele sind nach außen hin so verklemmt und nicht wenige leben in einer Scheinwelt und merken es erst, wenn das Leben vorbei ist oder nicht einmal mehr dann, wie sie sich jahrelang selbst kastriert haben, zum kotzen …«
»Ja Claudi, da hast du vollkommen recht, es würden viel weniger schlimme Dinge auf dieser Welt passieren, wenn das den betreffenden Typen mal bewusst würde.« Jetzt wusste ich auf einmal, wie ich Claudi vielleicht ein wenig neuen Mut geben konnte.
»Lass uns einfach Freunde werden, nicht so natürlich …« und ich grinste Richtung Pool, »einfach nur Freunde. Und wenn du oder ich mal jemanden zum Reden oder Ausheulen brauchen, sind wir einfach füreinander da.«
Claudi sprang auf und drückte mich ganz eng an sich.
»Danke Paul, ich würde mich sehr, sehr darüber freuen!« und ihre Lippen berührten für einen kurzen Moment die meinen.
»Langsam sollte ich dich aber verlassen …, könnte ewig mit dir hier sitzen. Aber obwohl ich keine Lust habe, muss ich in meine Höhle zurück, um wenigstens die Grundvoraussetzungen zum Überleben darin zu schaffen.«
Claudi lachte, »… dann mal viel Glück, mein Paul. Sag, wenn du Hilfe brauchst! Weißt ja, wo ich bin und warte mal, hier ist meine Handynummer.«
»Danke!« und ich drückte wie selbstverständlich nun auch Claudi einen lieben, kurzen Kuss auf die Lippen. »Hilfst du mir bitte bei dem Suchen meiner Sachen?« und ich zeigte lachend auf die zerwühlte Spielwiese.
»Nö, möchte mich lieber noch eine Weile an dir erfreuen …«, grinste Claudi lüstern, »wie du hier nackt auf allen Vieren rumkriechst und nach deinen Klamotten suchst.«
Diese Freude wollte ich Claudi gerne machen und durchwühlte alle Ritzen und Ecken von Claudis Spielwiese. Natürlich, wie gewünscht, auf allen Vieren.
Endlich war die letzte Socke gefunden und komplett bekleidet stand ich der noch immer nackten Claudi gegenüber.
Zum letzten Mal wanderten meine Augen über diesen tollen Körper und träumerisch sagte ich zu ihr »Tschüss … und danke für alles!« und drückte sie dabei fest an mich.
Langsam durchschritt ich ihren Flur Richtung Wohnungstür. Bei einem letzten Blick zurück warf sie mir einen Kuss zu. Wieder leicht verwirrt, als mir die Momente der letzten Stunden einfielen, aber um vieles reicher in meiner bisher eher etwas kleinkarierten Welt, schloss ich leise Claudis Tür.
Fast rennend, denn in meinem Darm rumorte es immer grausamer, erreichte ich die Straßenbahnhaltestelle an der Ecke. Glücklicherweise kam auch kurz darauf die Bahn und mit zusammengepressten Schenkeln und Po, ›… diesmal von mir und nicht von Claudi wie vor wenigen Stunden‹, grinste ich vor mich hin, erreichte ich nach endlosen Bahnfahrminuten wieder die Karli. Hier war irgendwo DAS kleine Café, fiel es mir ein, das Café, in dem ich vor langer Zeit sehr oft tolle Abende verbracht hatte. Schnell sprang ich an der nächsten Haltestelle aus der Bahn und rannte Richtung meines ehemaligen Lieblingscafés, warf meine Jacke auf einen freien Stuhl und sprintete zur Toilette.
Der letzte mögliche Moment und schon knallte und stank es fürchterlich in der Kabine. Hoffentlich sind die Leute mit sich beschäftigt und hörten nicht diese allen sehr gut bekannten Urlaute.
Erleichtert und glücklich nahm ich auf meinem Stuhl Platz und schaute mich im Raum um. Früher war ich hier Stammgast, einfach ein cooles Café, wo man schräge Leute, also Maler, Musiker, Schauspieler und alles, was es so an kreativen Berufen gab, finden konnte. Hat sich nicht viel verändert, stellte ich erleichtert fest, als mein Blick über die wenigen Gäste in dem sehr kleinen Café schweifte. Eine Hand, die kräftig auf meine Schultern schlug, holte mich in die Realität zurück. Vor mir stand der Kellner Claus. Klein, dick und schwul, der schon früher hier bedient hatte. Nur seine Haare waren etwas lichter geworden und der noch größer gewordene Bauch betätigte, dass es hier sehr leckeren Kuchen gab.
»Mensch, Paul!, dich gib’sch noch!« hörte ich seine fast vergessene Stimme.
»Ja und bestimmt wieder öfter …«, entgegnete ich ihm.
»Dachde schon, du willst nur auf de Doilette, als ich hörte, was da so ewisch und laut abging!«
Ich wurde bestimmt verdammt rot und stammelte »… bring mir bitte einen Kaffee, damit meine Lebensgeister wieder erwachen.«
Schnell kam Claus mit einer Tasse vom leckersten Kaffee ganz Leipzigs und ich versank wieder in meine Gedanken. Wie viele Abende hatte ich hier gesessen! Tolle Typen hatte ich kennengelernt, war oft länger geblieben als geplant und hatte mit bis kurz davor noch fremden Menschen über Gott und die Welt geschwatzt.
Die Einrichtung war zum Glück so geblieben, wie ich es von früher noch kannte, ganz kleine alte Kaffeehaustische mit einer noch älteren Marmorplatte und jeder dieser kleinen Tische hatte vier Stühle, sodass man, ob man wollte oder nicht, mit seinem Tischnachbarn in Kontakt oder mehr kam, grinste ich vor mich hin, als ich an früher dachte. Auch war dieses Café eine der wenigen Lokalitäten die ich kannte, wo man ganz selbstverständlich an einen Tisch ging und nach einem kurzen, fast überflüssigen ›… ist hier noch frei?‹ Platz nahm.
Bei einem prüfenden Blick durch das Café freute ich mich, dass es auch jetzt noch so sein musste. ›Das wird wieder mein zweites Wohnzimmer‹, freute ich mich, auch weil es hier außer Kuchen wunderbares, leckeres Essen und noch leckere, geistvolle Getränke gab. Ein etwas anderes Café eben.
»Die