Kommen Haustiere in den Himmel?. Adrian Plass
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„Können Sie sich wohl schnell Ihren Anzug überziehen und herkommen? Ich habe hier eine Trauergemeinde, einen ungeduldigen Bestattungsunternehmer und einen Sarg mit einem Leichnam, aber keinen, der die Trauerfeier hält. Der eigentlich gebuchte Pastor hat es wohl vergessen, und ich kriege ihn nicht zu fassen. Sie müssen schnell kommen.“
Das tat ich dann auch. Es war schon unangenehm, gelinde gesagt, denn ich musste leise an die nächsten Angehörigen in der ersten Reihe der dicht besetzten Kapelle herantreten und sie nach dem Namen des Verstorbenen und ein paar Details zu seinem Leben fragen, bevor ich die obligatorische Trauerrede hielt. Sie waren sichtlich außer sich und wütend, aber dankbar für meine Hilfe.
Ich war froh, das für sie tun zu können.
Und mindestens ebenso froh war ich, dass ich nicht der Bursche war, der diesen überaus wichtigen Termin verschwitzt hatte. Ich kann nur hoffen, dass er am nächsten Tag noch die Sonne aufgehen sah.
Adrian
Adrian, würdest du für siebzig Pfund einen Abend in unserer Gemeinde veranstalten?
Möglich. Vielleicht sogar für umsonst. Könnte aber auch sein, dass ich mir wesentlich mehr erbitte. In den dreißig Jahren, seit ich (zu meiner Verblüffung) zum ersten Mal echtes Geld dafür bezahlt bekam, mich hinzustellen und den Leuten etwas zu erzählen, ist es mir noch nie leichtgefallen, über Honorare und dergleichen zu reden. Ich vermute, dass ich in der ersten Zeit das eine oder andere Mal übers Ohr gehauen wurde, vor allem, weil ich selbst kaum glauben konnte, dass ich den Leuten tatsächlich etwas zu bieten hätte.
Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich mir selbst ein paar Mal ins Knie geschossen habe.
Anfang der 1990er Jahre zum Beispiel bekam ich eines Morgens einen Anruf und wurde gefragt, ob ich bereit wäre und Zeit hätte, bei einer Veranstaltung zur Feier der Einweihung eines neuen Kirchenanbaus zu sprechen. Ein rascher Blick auf unseren Wandkalender zeigte mir, dass das Datum gut passte. Nur noch eine Frage war zu klären. Der Dialog entspann sich etwa folgendermaßen:
ER: Nur noch eine Frage, Adrian. Können Sie uns ungefähr sagen, wie viel Sie uns für die Veranstaltung berechnen werden?
ICH: (mich windend vor Verlegenheit und überlegend, ob ich nicht eher denen etwas dafür bezahlen sollte, dass sie so freundlich waren, mich einzuladen) Äh, schauen wir mal – fünfundsiebzig Pfund wären mir recht, danke.
ER: (offensichtlich sehr überrascht) Fünfundsiebzig Pfund! ICH: (unglücklich, weil ich offensichtlich viel zu viel verlangte) Ach, wissen Sie, eigentlich sind fünfzig Pfund auch schon mehr als genug …
ER: Ich bin nur ein bisschen verdattert. Der Letzte, den ich gefragt habe, wollte fünfzehnhundert Pfund. Nein, fünfundsiebzig Pfund sind mir sehr recht.
Jede Wette – und wer könnte es ihm verdenken? Aber ich war ein bisschen sauer auf mich selbst. Wir schwammen damals nicht gerade im Geld, und der habgierige kleine Kobold in meinem Kopf hielt mir ständig vor, dass der Mann am Telefon, wäre ich so verrückt gewesen, die astronomische Summe von tausend Pfund zu verlangen, vielleicht gesagt hätte: „Menschenskind, ja, das hört sich sehr vernünftig an. Herzlichen Dank.“
Zufällig weiß ich aber, dass er wohl nicht so reagiert hätte, denn später erfuhr ich, dass sein erster Anruf Roy Castle gegolten hatte, einem damals sehr bekannten säkularen Entertainer, der bei christlichen Veranstaltungen sehr gefragt war. Kurz vor seinem frühen Tod begegnete ich Roy bei einer Benefiz-Veranstaltung im Londoner Palladium. Er war die Hauptattraktion, und ich spielte nur eine ganz geringe Rolle, aber es war toll, einen so hervorragenden Botschafter des Glaubens kennenzulernen, wenn auch nur kurz. Falls ihr euch fragt – ich hielt es nicht für nötig, ihm gegenüber zu erwähnen, dass ich als sein Ersatzmann ein Honorar von fünfundsiebzig Pfund bekommen hatte.
Manchmal sind die Leute erstaunlich großzügig. Damals in der ersten Zeit sprachen Bridget und ich einmal in einer Gemeinde an der südenglischen Küste, wo der Pfarrer kurz vor der Pensionierung stand und eine Veranstaltung machen wollte, bei der seine Gemeinde und andere Christen aus der Gegend sich einfach eine schöne Zeit machen konnten. Seine Kirche war nicht besonders groß, aber an diesem Abend drängten sich dreihundert Leute auf den Bänken und den dazugestellten Stühlen, die sich alle auf jede Menge Gelächter und vielleicht auch ein paar Tränen freuten. Es war einer dieser Abende, die in meiner Erinnerung geradezu leuchten mit ihrer freundlichen Atmosphäre und dem herrlichen Geschenk unerwarteter Gemeinschaft. Der Himmel würde sich schon mächtig ins Zeug legen müssen, um dabei mithalten zu können.
Hinterher saßen wir noch mit dem Pfarrer und seiner Frau zusammen. Es waren liebenswerte Leute, die eine weise Schlichtheit und, so vermuteten wir, unermessliche Schätze im Himmel besaßen.
„Wir wussten nicht so recht, wie wir das Finanzielle regeln“, sagte der Pastor, „aber wir haben drei Pfund Eintritt genommen, damit es nicht zu teuer wird, und es sind dreihundert Karten verkauft worden. Wir haben uns gedacht, am besten geben wir euch das ganze Geld.“
Damit beugte er sich über den Tisch und drückte mir neunhundert Pfund in Scheinen in die Hand. Bridget und ich saßen da und starrten mit großen Augen auf den dicken Stapel knisternder Scheine. So etwas hatten wir noch nie gesehen, geschweige denn schon einmal so viel Geld auf einmal in der Hand gehabt. Es war ein wohltuender Schock, und am liebsten wären wir in Tränen ausgebrochen. So rein und schlicht. Ich weiß nicht mehr, was für eine finanzielle Krise dadurch abgewendet wurde, aber irgendeine muss es gegeben haben. Das war bei uns damals immer so.
Was rede ich da? Das ist bei uns immer so.
Ein Gegenbeispiel war ein Erlebnis, wo nach der Veranstaltung – einer Prozession im Freien, gefolgt von einer Ansprache – ein außerordentlich beleibter junger Mann mit einem außerordentlich kleinen Notizbuch und einem winzigen Stift in der Hand auf mich zukam.
„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen“, erklärte er mir mit barscher, monotoner Stimme.
„Ach ja“, erwiderte ich, „möchten Sie, dass ich dabei so etwas wie ein Honorar mit einbeziehe, oder …“
„Ich soll Sie nach Ihren Auslagen fragen!“
„Ja, ich wollte nur wissen …“
„Ihre Ausgaben!“
Ich war ein Schwächling. Unglücklich murmelte ich irgendetwas vor mich hin und sah zu, wie der umfangreiche junge Mann gereizt durch die Nase schnaufte, sich etwas in seinem liliputanischen Büchlein notierte und sich ohne weitere Frage oder Bemerkung wieder verkrümelte. Ein Honorar haben wir für diese Veranstaltung nie bekommen. Nur gut, dass ich Christ bin, denn selbst so würde ich am liebsten diesen jungen Mann ausfindig machen und ihm einen ordentlichen Tritt in die rechte Kniekehle verpassen, wenn er am wenigsten damit rechnet.
Übrigens, wo wir gerade dabei sind: Bisweilen wird am Wahrheitsgehalt einer Geschichte gezweifelt, die ich schon oft erzählt habe. Sie handelt von einem Kassierer, der nach einer Veranstaltung an den Redner herantrat und sagte: „Wir möchten gern im Benzin Gemeinschaft haben.“ Worauf der Redner angeblich antwortete: „Wir können uns auch im Bepanthen wälzen. Hauptsache, ich kriege meine Spesen erstattet.“ Kann schon sein, dass die Geschichte apokryph ist. Wahrscheinlich haben die Katholiken sie uns untergejubelt.
Also ehrlich!
Ich