Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien. Wolfram Letzner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien - Wolfram Letzner страница 11
Die Stoa
Ein weiteres bedeutendes Bauwerk in Apollonia ist die große Säulenhalle, die bereits 1925 durch den bereits erwähnten Archäologen Léon Rey ausgegraben, aber erst vor wenigen Jahren zum Gegenstand der Forschung wurde und zu einer zeichnerischen Rekonstruktion führte.
Der im 3. Jh. v. Chr. entstandene Bau weist eine Länge von 78,20 m und eine Tiefe von 9,20 m auf. Er war zweigeschossig und konnte somit zwei Aufgaben erfüllen. Eine davon bestand darin, den hinter dem Bau liegenden Hang abzustützen, während die andere Funktion dazu diente, den südlich gelegenen, monumentalen Bereich mit der Agora zu verbinden.
Hervorragend erhalten ist der untere Teil der Stoa. Die Rückwand ist mit 17 Nischen gegliedert, in denen ursprünglich Marmorstatuen aufgestellt waren. Die Halle selbst war zweischiffig. Insgesamt fanden sich von der inneren Säulenstellung noch 27 Basen in situ; vermutlich waren aber 35 vorhanden. Die Säulen selbst werden als dorisch eingeordnet. Das obere Stockwerk war einschiffig; die Frontsäulen folgten einer ionischen Ordnung. Die Zwischenräume waren mit Verschrankungen verschlossen.
Lagerräume und Zisterne
Im Jahr 1995 konnten die Überreste eines Lagerhauses und einer großen, aus Ziegelsteinen errichteten Zisterne freigelegt werden. Das Lagerhaus aus der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. besteht aus drei Räumen mit den Maßen 3,45 x 3,40 m. Deren extrem dicke Mauern mit einer Stärke von 1,82 m ließen die Archäologen vermuten, dass hier einst verderbliche Lebensmittel gelagert wurden. Die dicken Mauern hätten für eine geeignete Temperierung gesorgt.
Die anschließende Zisterne wurde von den Archäologen weitaus früher datiert. Sie sprechen von einer Nutzungszeit vom 4. bis 2. Jh. v. Chr. Mit der Errichtung des Lagerhauses wurde sie jedoch beschädigt.
Abb. 11 Apollonia. Odeon.
Tempel
Östlich der Agora wurden die Überreste eines Tempels ausgegraben. Obwohl kaum mehr als die Fundamente vorhanden waren, konnten die Archäologen das Aussehen dieses Heiligtums rekonstruieren. Es handelte sich um einen Podiumstempel, etwa 16 x 11,5 m groß, der an der Front und an den Seiten Säulen korinthischer Ordnung aufwies. An der Rückseite fehlten diese. Der Zugang zum Tempel erfolgte über eine Treppe in der Achse des Gebäudes.
Die Archäologen konnten die hier verehrten Gottheiten leider nicht mit Sicherheit bestimmen. Aber aufgrund der Lage zur Agora äußerten sie die Vermutung, es handele sich um das Kapitol, in dem Jupiter, Juno und Minerva verehrt wurden.
Auch bei der Datierung waren sie vorsichtig. Sie sprechen nur von einer Entstehung in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. und einer Restaurierung bzw. eines Neubaus im 2. Jh. n. Chr.
Das Theater
Das Theater liegt im Zentrum des antiken Ortes und bildet die architektonische Verbindung von Unter- und Oberstadt. Es wurde bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren durch albanische Archäologen weitgehend ausgegraben. Viele Fragen blieben jedoch damals noch unbeantwortet, sodass es zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut und den zuständigen albanischen Institutionen im Jahr 2006 zu einer Kooperation kam.
Vorrangiges Ziel war es, einen Überblick über die Bauteile für eine Rekonstruktion zu gewinnen und die Baugeschichte des Theaters zu klären.
Bei dem Theater handelt es sich um einen klassischen griechischen Bau. Der Zuschauerraum lehnt sich im Osten an den Hang an und umschließt die Orchestra in der Form eines Hufeisens. Um diese Fläche herum verlief ein Kanal zur Entwässerung, der zur Erstausstattung gehörte. Die Bühnenarchitektur, hinter der sich eine Halle dorischer Ordnung befand, lag im Westen. Die Zugänge zum Theater erfolgten von Norden und Süden.
Zur Geschichte des Baus ergab sich folgendes Bild: Als Apollonia um die Mitte des 3. Jhs. v. Chr. eine Blütezeit erfuhr, meinten deren Bürger, sie würden ein Theater benötigen. Um entsprechenden Raum zu schaffen, wurden Häuser aus dem späten 7. Jh. v. Chr. abgerissen. Der Neubau wurde mit seinen 10.000 bis 12.000 Sitzplätzen zum größten, griechischen Theater an der Adria.
Von der Nutzung her war der Bau nicht alleine für die Unterhaltung errichtet worden. Er diente zu Volksversammlungen, Festen und kultischen Handlungen. In römischer Zeit änderte sich aber der Publikumsgeschmack. Statt der Aufführung von Schauspielen zu folgen, wollten die Apollonier Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen sehen. Dazu wurde das Theater umgebaut. Ein Teil der Aufgaben des Theaters wurde daher in das neue Odeon auf der Agora verlagert. Die Nutzung des Baus reichte bis zum Ende der Stadt im 4. Jh. n. Chr.
Das Steinmaterial wurde wie so oft für Neubauten genutzt, wie hier für die Marienkirche, die viele Jahrhunderte nach dem Ende des Theaters errichtet wurde.
Das Gymnasium
Zu einer ordentlichen Stadt in der griechischen Welt gehörte selbstverständlich auch das Gymnasium. Schon in der Frühphase der Stadt, im 6. Jh. v. Chr., entstand eine entsprechende Anlage. Im aktuellen Plan liegt es etwa 300 m südlich des Klosterkomplexes. Auf dem bisher nur teilweise ausgegrabenen Areal konnten mehrfache Umbauphasen bzw. Neubauten festgestellt werden.
In hellenistischer Zeit erhielt das Gymnasium Badeeinrichten. Tonrohre, unter dem Boden verlegt, dokumentieren dies.
In römischer Zeit wurde diese Nutzung aufgegeben; es entstand ein Wohnhaus. Genauer datieren lässt sich dies durch Münzfunde aus dem 4. Jh. n. Chr.
Das Nymphäum
Ein interessantes Zeugnis der Wasserversorgung Apollonias stellt ein großartiges Nymphäum dar, das im Norden der Stadt liegt und um 250 v. Chr. entstand. In der Antike wurde es als Kephisos-Brunnen bezeichnet. Das Wasser kam aus Quellen, die am Hang liegen und noch heute wasserführend sind. Die Brunnenanlage selbst bestand aus einem 70 m langen Wasserspeicher, von dem aus das Wasser in ein großes, zentrales Becken in einem Brunnenhaus mit fünf dorischen Säulen abgegeben wurde.
Die Brunnenanlage war nur relativ kurz in Betrieb, weil sie durch einen Erdrutsch verschüttet und zudem durch ein weiteres Erdbeben im 4. Jh. n. Chr. weiter überlagert wurde.
Wohnbebauung
Angesichts der riesigen Fläche der Stadt darf es nicht verwundern, wenn bislang nur ein Bruchteil untersucht werden konnte. Vernachlässigt wurde dabei die Wohnbebauung; dies mag auch daran gelegen haben, dass die Archäologen sich früher mehr für öffentliche Bauten interessierten.
Eindrucksvoll stellen sich heute die Überreste zweier großer Stadthäuser dar. Dabei handelt es sich um das „Haus der Athena“ und ein nicht benanntes Haus. Ersteres bekam seinen Namen durch den Fund einer Statue der Athena. Vom Entwurf entwickelte sich das Gebäude um zwei Peristyle herum und besaß eine Grundfläche von 3.500 m2.
Im östlichen Teil des Hauses konnten die Ausgräber