Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien. Wolfram Letzner

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Die 40 bekanntesten archäologischen und historischen Stätten in Albanien - Wolfram Letzner

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südlichen Stadtgebiet konnte eine spätantike Kirche, entstanden um das Jahr 500, ausgegraben werden. Dabei handelt es sich um einen Bau mit drei Konchen oder Apsiden mit einem kleinen Kirchenschiff. Der spannendste Fund aus dem Sakralbau ist ein Bodenmosaik, das den hahnenköpfigen Dämonen Abraxas im Kampf mit einer Schlange, dem Symbol des Bösen, zeigt. Darüber hinaus finden sich die Darstellungen von Fischen als Elemente christlicher Ikonografie.

      Abb. 9 Antigonea. Reste eines hellenistischen Peristylhauses.

       Literatur

      O. J. Gilkes, Albania (2013) S. 32−38 Abb. 9−12; K. L. Zacho, The Antigonea Project:

       Preliminary Report on the First Season, New Directions in Albanian Archaeology, ICAA 2006; N. Ceka, Die Illyrer und die antike Welt, in: A. Eggebrecht (Hrsg.), Albanien (1988) S. 33−84.

       Die Stadt der Sonne – mit dieser Bezeichnung wirbt der Archäologische Park Apollonia für eine der interessantesten Ausgrabungen im Land der Skipetaren und Weltkulturerbe der UNESCO – mehr antike Stadt geht eigentlich nicht.

       03 APOLLONIA – OCTAVIAN, DER SPÄTERE KAISER AUGUSTUS, GING HIER ZUR SCHULE

       ALBANIEN

      Nahe des modernen Örtchens Pojan (Dërmenas) liegt eindrucksvoll die weiträumige Ausgrabungsstätte des antiken Apollonia. Einst war es ein sicherer Hafen und wurde so zum Hotspot der Geschichte.

       Geschichtlicher Überblick

      Wie bei so vielen anderen antiken Städten fällt es auch in Apollonia schwer, ein genaues Gründungsdatum festzulegen. Die schriftlichen Quellen lassen sich nicht mit den Ergebnissen der Spatenforschung in Einklang bringen. Strabo nennt das Jahr 585 v. Chr. für die Gründung durch Korkyra und Korinth. Bislang hat man Gräber freigelegt, die mit ihrem Inventar in diese Zeit gehören. Bei diesen Bestattungen mit Keramik aus dem 7. Jh. v. Chr. sollte es nicht bleiben, sondern auch entsprechende Wohnhäuser wurden entdeckt.

      Unbestritten ist jedenfalls, dass sich Apollonia im Laufe der Zeit zu einer Metropole entwickeln sollte. Das verdankte sie vor allem ihrem Hafen. Dieser lag nicht unmittelbar am Meer, denn es handelte sich um einen Flusshafen am Aoos, dem heutigen Vjosa. Von den antiken Kaianlagen konnten Archäologen Reste freilegen.

      Es kam immer wieder zu Verstrickungen in die griechisch-mutterländische Geschichte. Während des 4. Jhs. v. Chr. wurde die Stadt zunehmend in die makedonisch-illyrischen Kriege hineingezogen. Dies reicht sogar so weit, dass im Jahr 314 v. Chr. Apollonia durch Kassandros, ein ehemaliger General Alexanders des Großen, erobert wurde und es der Unterstützung Korinths und der illyrischen Taulantier bedurfte, um den Feind zu vertreiben. Im Laufe des 3. Jhs. v. Chr. war es eine Zeit lang von Pyrrhos abhängig, erlangte aber nach dessen Tod die Freiheit zurück.

      Ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt wurde 229 v. Chr. aufgeschlagen, als sie unter römische Kontrolle geriet und 148 v. Chr. in die neu entstandene Provinz Makedonien eingegliedert wurde. Die Abhängigkeit von Rom sollte in den Jahren 211 und 205 v. Chr. zu einer Bedrohung durch Philipp V. von Makedonien führen.

      Dass die römische Herrschaft in dieser Zeit nicht unbedingt ein Nachteil war, belegt der Anschluss an die Via Egnatia. Handel und Handwerk konnten so ihre Dienstleistungen und Produkte leichter verkaufen. Cicero bezeichnete im 1. Jh. v. Chr. die Stadt als magna urbs et gravis, als große und bedeutende Stadt.

      Eine wenig erfreuliche Zeit für Apollonia war die des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius. Die Stadt war für Caesar in den Jahren 48 / 47 v. Chr. ein wichtiger Stützpunkt. Cicero – der nicht unbedingt ein Freund Caesars war – berichtet davon, Calpurnius Piso, der Schwiegervater Caesars, habe die Bürger um 200 Talente und 1,2 Millionen Silbermünzen erleichtert.

      Die Stadt scheint aber diesen Aderlass – wenn er tatsächlich in diesem Umfang stattgefunden hat – recht gut überstanden zu haben. Die Rhetorikschulen, für die Apollonia bekannt war, konnten nach wie vor existieren und hatten prominente Schüler, wie Octavian, der sich hier von 45 bis März 44 v. Chr. aufhielt.

      Für die offenbar freundliche Aufnahme, die Octavian in Apollonia erfahren hatte, erhob er als Augustus den Ort zur civitas libera et immunis, also zur freien und von Steuern befreiten Stadt, so der Zeitgenosse Nikolaos von Damaskus.

      Im 2. und 3. Jh. n. Chr. erlebte die Stadt eine Blütezeit. Es lebten hier zeitweise so schätzen Altertumsforscher ca. 60.000 Menschen. Um diese einmal in Relation zu setzen: Die Weltmetropole Ephesos hatte etwa 200.000 Einwohner.

      Die Blüte spiegelt sich in den zahlreichen Gebäuden, auch öffentlichen wider, die von wohlhabenden Privatpersonen finanziert wurden. Dazu zählt etwa das Bouleuterion, das örtliche Rathaus.

      Die veränderte wirtschaftliche und politische Lage im 3. Jh. n. Chr. veranlasste Diokletian (reg. 284−305 n. Chr.) zu einer Verwaltungsreform, in deren Zusammenhang Apollonia der Provinz Epirus Nova zugeschlagen wurde und Dyrrhachium zur Provinzhauptstadt aufstieg.

      Im 5. Jh. war Apollonia Bischofssitz. Mindestens an zwei Konzilien – 431 und 451 – nahmen hier ansässige Bischöfe teil.

      Durch schwere Erdbeben veränderte sich der Flussverlauf so massiv, dass der Hafen, die Lebensader der Stadt, nicht mehr erreichbar war. Im 6. Jh. verlor der Ort jegliche Bedeutung, ohne jedoch gänzlich aufgegeben zu werden. So entstand im 9. Jh. ein Kloster, dem im 14. Jh. das Marienkloster folgen sollte. Für die Neubauten wurden die Ruinen der alten Stadt geplündert.

      Die Ruinenstadt war aber keineswegs vergessen, wie frühe Berichte zeigen. Die tiefgreifendsten Einschnitte für die Ausgrabungsstätte liegen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als die Stadtmauern teilweise zerstört wurden. In kommunistischer Zeit entstanden schließlich Bunkeranlagen an prominenten Stellen.

       Forschungsgeschichte

      Wo Apollonia einst lag, geriet lange in Vergessenheit. Erst Cyriacus von Ancona gelang es auf seinen Reisen, die Ruinenstätte als Apollonia zu identifizieren. Die erste neuzeitliche Erwähnung ist Anton Friedrich Büsching (1724−1793), Theologe, Historiker und Geograf, im Jahr 1764 zu verdanken. Bald darauf beschäftigten sich François Pouqueville und Anthimos, der orthodoxe Bischof von Berat, wieder mit dem Ort. Inschriften und Funde wurden publiziert. Einen wichtigen Schritt zur Erforschung der Stadt kann man jedoch dem Archäologen Léon Heuzey zuordnen, der im Jahr 1861 den ersten Plan fertigte.

      Mit der Erforschung des Ortes lassen sich zu Beginn des 20. Jhs. auch die beiden österreichischen Archäologen Carl Patsch und Camillo Praschniker verbinden, deren Tätigkeit aber nach dem Ersten Weltkrieg eingeschränkt war. Die Forschungsarbeiten in Apollonia wurden u. a. von dem Franzosen Léon Rey fortgeführt. Eine Reihe von wichtigen Bauwerken der antiken Stadt wurde in dieser Zeit freigelegt.

      Nach dem Zweiten Weltkrieg war es albanischen Archäologen vorbehalten, in Apollonia Ausgrabungen durchzuführen. Es gab lediglich eine kurze Zusammenarbeit mit sowjetischen Kollegen.

      Nach dem Ende des Kommunismus kam es vermehrt zu

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