Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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      Am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert wurden für den Bau von Häusern und Kriegsschiffen sowie für den Bergbau viele Wälder in Mittel- und Westeuropa gerodet. Es gab einen Engpass an Holz- und anderen Waldprodukten. Um diesem Mangel vorzubeugen, wurde damals erstmals eine Nachhaltigkeit der Holzerzeugung gefordert. Diese Zeit markiert damit den Beginn einer geregelten Forstwirtschaft. Die Geschichte führt zurück ins barocke Sachsen zu HANS CARL VON CARLOWITZ (Abbildung 1). Wer war dieser Adelige in der Silberstadt Freiberg?

      HANS CARL VON CARLOWITZ, dessen Vornamen in älteren Schriften „Hannß Carl“ geschrieben werden, wurde 1645 in Oberrabenstein bei Chemnitz geboren. Er war das zweite von 16 Kindern, besuchte das Gymnasium in Halle, studierte in Jena Naturwissenschaften, Sprachen und Jura. Er unternahm viele Reisen und lernte, dass die Knappheit an Holz überall in Europa ein akutes Problem war. Anschließend half er seinem Vater bei den sächsisch-böhmischen Grenzvermessungen, wurde Vize-Berghauptmann und übernahm nach dem Tod des Vaters das Gut Arnsdorf. Hier erlebte er extrem trockene Sommer und große Stürme mit erheblichen Baumschäden. Die Borkenkäfer, insbesondere der Buchdrucker, breiteten sich stark in Fichten und Tannen aus. Aufgrund der Holznot war der sächsische Silberbergbau in seiner Existenz bedroht. Die Erzgruben und Schmelzhütten des Erzgebirges (damals eines der größten Montanreviere Europas) brauchten viel Holz als Energiequelle. Der Grubenausbau, der Erzabbau mittels Feuersetzen, vor allem aber die mit Holzkohle betriebenen Öfen der Schmelzhütten vernichteten ganze Wälder. Die Umgebung der Bergstädte war durch Übernutzung weitgehend kahlgeschlagen.

       Abbildung 1: HANS CARL VON CARLOWITZ (aus: H. THOMASIUS & B. BENDIX, 2013)

      Seine Erfahrungen, Beobachtungen und Verbesserungsvorschläge fasste VON CARLOWITZ in seinem Hauptwerk 1713 zusammen und veröffentlichte die „Sylvicultura oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und Naturgemäße Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ (Abbildung 2). Es gilt als das erste forstwissenschaftliche Werk und beschreibt die Idee und den Begriff der Nachhaltigkeit. HANS CARL VON CARLOWITZ verstarb 1714 in Freiberg.

      VON CARLOWITZ kritisiert in seinem Buch das auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtete Denken. Ein Kornfeld bringe jährlich Nutzen, auf das Holz des Waldes dagegen müsse man Jahrzehnte warten. Die fortschreitende Umwandlung von Waldflächen zu Äckern und Wiesen sei ein Irrweg. „Der gemeine Mann“ würde die jungen Bäume nicht schonen, weil er spüre, dass er deren Holz nicht mehr selbst genießen könne. Er gehe verschwenderisch damit um, weil er meine, es werde nicht alle. Zwar könne man aus dem Verkauf von Holz in kurzer Zeit „ziemlich viel Geld heben“. Aber wenn die Wälder erst einmal ruiniert seien, „so bleiben auch die Einkünfte daraus auf unendliche Jahre zurück, … sodaß unter dem scheinbaren Profit ein unersetzlicher Schade liegt.“ Gegen den Raubbau am Wald setzt VON CARLOWITZ die eiserne Regel: „.daß man mit dem Holtz pfleglich umgehe.“

      Holz sei so wichtig wie das tägliche Brot, so VON CARLOWITZ. Man müsse es „mit Behutsamkeit“ nutzen, so dass „eine Gleichheit zwischen An- und Zuwachs und dem Abtrieb des Holtzes erfolget“ und die Nutzung „immerwährend“. „kontinuirlich“ und „perpentuierlich“ stattfinden könne. „Daßwegen sollten wir unsere Oeconomie also und dahin einrichten, daß wir keinen Mangel daran leiden und wo es abgetrieben ist, dahin trachten, wie an dessen Stelle junges wieder wachsen möge“. Das traditionelle Wort „pfleglich“ schien VON CARLOWITZ jedoch nicht eindringlich genug, die langfristige Kontinuität von Naturnutzung und den Gedanken des Einteilens und Sparens von Ressourcen zum Ausdruck zu bringen. So forderte er „eine continuirliche, beständige und nachhaltende Nutzung“. HANS CARL VON CARLOWITZ entwickelte damit das „Konzept der Nachhaltigkeit“. „Nach“ gilt hier im Sinne von „auf etwas hin“, „halt“ im Sinne von be- und erhalten, bewahren, in Obhut nehmen. Hierbei muss ein möglichst ausgewogenes Altersklassenverhältnis vorhanden sein oder sukzessive geschaffen werden.

       Abbildung 2: Der aufwändig gestaltete Buchdeckel des 1713 erschienenen Buches von HANS CARL VON CARLOWITZ

      Das Konzept der Nachhaltigkeit erfordert eine Waldwirtschaft, die die Kräfte des Standorts und die Abläufe in der Lebensgemeinschaft Wald optimal nutzt und auch unvorhersehbare Ereignisse berücksichtigt. Sie bietet langfristig mehr Erfolg, größere Sicherheit und zugleich Beiträge für Naturschutz und Landschaftspflege. Die deutsche Forstwissenschaft und damit das Konzept der Nachhaltigkeit erlangten im Laufe des 19. Jahrhunderts weltweite Geltung. Dieser Terminus technicus gehört inzwischen zu den Schlüsselbegriffen für ein erfolgreiches ökologisches und ökonomisches Handeln. Die Nachhaltigkeit (englisch: sustainable development) ist heutzutage ein weltweit diskutiertes Umweltkonzept. Es wurde vor über 300 Jahren von einem sächsischen Wald- und Bergbaufachmann geprägt und ist aktueller denn je.

       3 Robert Hartig und der Beginn der modernen Wissenschaft über Bäume und deren Krankheiten

      In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Naturwissenschaft der Gegenwart begründet. In der Humanmedizin wurden in dieser Zeit erstmals die Zusammenhänge von Mikroorganismen und bestimmten Krankheiten erkannt. ROBERT KOCH (1843 – 1910) kultivierte den Erreger des Milzbrands außerhalb des Organismus und beschrieb somit lückenlos die Rolle eines Krankheitserregers beim Entstehen einer Krankheit. Die Erkenntnisse von LOUIS PASTEUR (1822 – 1895) ermöglichen seitdem die Haltbarmachung flüssiger Lebensmittel durch kurzzeitiges Erhitzen: die nach ihm benannte Pasteurisierung. Weniger bekannt sind die Arbeiten von ROBERT HARTIG (Abbildung 3), der zeitgleich das Leben von Bäumen und deren Krankheiten untersuchte. Er war auf diesem Gebiet der Pionier.

       Abbildung 3: ROBERT HARTIG (aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Hartig)

      ROBERT HARTIG wurde 1839 in Braunschweig in einer Försterfamilie geboren. Sein Vater war der als Forstmann und Botaniker bekannte Professor und Forstrat THEODOR HARTIG und sein Großvater GEORG LUDWIG HARTIG, ebenfalls ein bedeutender Forstwissenschaftler. Von Jugend an hörte er zu Hause von forstlichen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Er studierte von 1863 bis 1864 Forstwissenschaft in Berlin und war dann in Braunschweig und Hannover in der Forstverwaltung tätig. 1866 promovierte er in Marburg und erhielt 1867 den Ruf an die Forstakademie in Eberswalde, wo er Vorlesungen zur Forstbotanik hielt.

       Abbildung 4: Querschnitt eines verletzten Eichenstammes mit Darstellung der verschiedenen Wundreaktionen (aus: R. HARTIG, 1900)

       Abbildung 5: Von Polyporus sulphureus zersetztes Holz (aus: R. HARTIG, 1900)

      1871 übernahm HARTIG die Leitung der pflanzenphysiologischen Versuchsanstalt und 1878 erhielt er den Ruf als Professor der Forstbotanik an die Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1901 wirkte.

      In Eberswalde und München hatte er durch

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