Jahrbuch der Baumpflege 2019. Группа авторов

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ist die Feld-Ulme, daher sind Altbäume von ihr inzwischen tatsächlich selten geworden, und sie wird, wie die Flatter-Ulme, in der Roten Liste für Deutschland als gefährdet und für mehrere Bundesländer als (stark) gefährdet aufgeführt.

       Abbildung 2: Leiterartige Verzweigung durch zweizeilige Blatt- und Zweigstellung

       Abbildung 3: Blätter mit ungegabelten Seitennerven in der vorderen Blatthälfte und asymmetrischer Spreitenbasis

       Abbildung 4: Lang gestielte und daher im Wind flatternde Früchte

       Abbildung 5: Frühe Fruchtreife vor Blattaustrieb mit dadurch z. T. grüner Krone eines alten Auensolitärs im April

      Der Schwerpunkt der Flatter-Ulme ist in Auen größerer unregulierter Flüsse Mitteleuropas zu finden (Abbildung 6), aber wo gibt es die noch? Auenwaldreste mit Ulmen existieren an Oder, Elbe, Rhein und Donau, jedoch machen ihnen Flussbegradigung und -regulierung sowie Entwässerungsmaßnahmen zu schaffen. Ulmen sind als Übergangsbaumarten in der Jugend relativ schattentolerant, was ihr Aufwachsen in Auenwäldern und alten Parkanlagen erleichtert. Viele Ulmen stehen (oder standen) an markanten Plätzen und Landmarken und bilde(te)n dort eindrucksvolle Solitärbäume.

       Abbildung 6: Elbaue bei Torgau mit sehr vielen alten, vitalen Flatter-Ulmen

       3 Nutzung, Verwendung, Heilkunde und Mythologie

      Das harte Holz der Ulmen wird Rüster genannt und ist infolge der Krankheit selten geworden, obwohl es durch seinen braunen Kern sehr attraktiv und wertvoll ist. Dabei ist Bergrüster wertvoller als Flatterrüster, da der Kern/Splint-Kontrast stärker ist. Die Jahrringe sind sehr deutlich zu erkennen, weil es sich um ringporiges Holz handelt. Flatterrüster ist von Berg- und Feldrüster nach Aussagen von Tischlern am helleren Kern und an den breiten Spätholzgefäßbändern zu unterscheiden, Holzfachleute streiten das aufgrund der Variabilität jedoch ab. Sehr gesucht und teuer sind sog. Maserknollen von Ulmen, die aus Stammbeulen mit besonders vielen Knospen und Wasserreisern entstehen. Daraus lassen sich eindrucksvolle Furniere und kleine Gebrauchsgegenstände herstellen (Abbildung 7), z. B. Schreiber. Das Holz ist zäh-n derelastisch und daher auch für Bögen und Werkzeugstiele begehrt. Sonst wird es für Möbel sowie im Bootsbau und Innenausbau verwendet. In England ist Rüster das traditionelle Sargholz.

      Wegen der nährstoffreichen Blätter wurden Ulmen früher gerne als Schneitelbäume verwendet, welche man immer wieder auf einen Kopf zurückschnitt, um die dann intensiv wachsenden Wiederaustriebe als Viehfutter zu nutzen.

      Verwendung findet vor allem die Flatter-Ulme auch als Stadtbaum. In der „Ulmenhauptstadt Europas“ Amsterdam hat man durch eine sehr wirksame Bekämpfungsstrategie (Impfung) und Pflegemaßnahmen die Krankheit relativ gut im Griff, und die Ulmen (dort vor allem Holländische Ulmen) stellen fast 90% der Straßenbäume – das macht Hoffnung. Andernorts setzt man vor allem auf resistente Sorten. Allerdings hat sich dabei in der Vergangenheit häufiger herausgestellt, dass sich vermeintlich resistente Sorten in höherem Alter – wenn sie für den krankheitsübertragenden Ulmen-Splintkäfer attraktiv werden – als doch nicht resistent erwiesen haben. Der Absterbeprozess in Alleen kann dann rasant voranschreiten, u. a. indem der verantwortliche Pilz sich über Wurzelverwachsungen ausbreitet. Dies alles betrifft jedoch am wenigsten die Flatter-Ulme, die in erstaunlicher Anzahl und in beeindruckender Vitalität mit Altbäumen in verschiedenen Regionen auftritt. Am meisten beeindruckt mich dies an der Elbe im Abschnitt von Dresden/Radebeul bis hinter Torgau. Hier findet man an ca. 100 km Flusslauf beidseits am Elbe-Radweg in den Auen noch über 1.000 vitale Altulmen – darunter besonders viele Solitäre (Abbildung 6). Von hier stammt auch die „Torgauer Flatter-Ulme“, die sich gegenüber der Ulmenkrankheit als besonders resistent erwiesen hat. So kann die Flatter-Ulme auf Auenflächen teilweise die derzeit stark geschädigten Eschen und Schwarz-Erlen ersetzen.

      Die Flatter-Ulme ist viel stärker von der anthropogenen Beseitigung ihrer Lebensräume am Flusslauf betroffen als von der Ulmenkrankheit: Auenwälder mit Überflutungsregime, Feuchtbiotope, mäandrierende Fließgewässer sind selten geworden, da die Landwirtschaft diese Flächen für Hochleistungs-Grünland favorisiert und Deiche als Hochwasserschutz nah an den Flüssen gebaut und kürzlich wieder erhöht wurden. Für die Flatter-Ulme wäre, wo das möglich ist, eine Deichrückverlegung hilfreich um wieder mehr Überflutungsraum zu schaffen.

       Abbildung 7: Rüstermaser als Holzbuch

       Abbildung 8: Flatter-Ulme als Stadtbaum in kleinem Vorgarten

      Man kann nur staunen, wie es die Flatter-Ulme schafft, in kleinen Vorgärten an Hauptverkehrsstraßen fernab eines Flusses zu überleben (Abbildung 8). Sie hat ein beeindruckendes Anpassungspotenzial, welches durch die stark schwankenden natürlichen Wasserstandsverhältnisse in der Aue zu begründen ist: Von längeren Überflutungen bis zu langen extremen Austrocknungsperioden kommt alles immer wieder vor, damit muss ein Auenwaldbaum zurechtkommen. So gibt es auch sehr eindrucksvolle Alleen mit Flatter-Ulmen, z. B. bei Gadsdorf (südöstlich von Potsdam) und als Park-Allee auf der Grieserwiese in Landshut. Ulmen sind zudem beliebte Haus- und Hofbäume.

      Die Innenrinde und Blätter wurden früher in der Heilkunde bei rheumatischen Krankheitsbildern sowie gegen Hautausschläge, Gicht, Durchfall und Abszesse verwendet (Tee und Waschungen). Aus den Nusskernen kann ein schmackhaftes Öl gepresst werden.

      Ulmen spielten wegen ihrer viel größeren Verbreitung und ihres markanten Habitus’ bereits seit dem Altertum eine Rolle in Mythologie und Brauchtum. Als Symbol der Trauer wurden bei den Griechen Ulmen in Totenhainen gepflanzt. Den Kelten war sie heilig, die Römer weihten sie dem Gott Merkur. In Skandinavien, dem Baltikum und Norddeutschland war die Ulme ein wichtiger Wächterbaum auf Bauernhöfen.

       4 Sonstiges Interessantes

      Wie sollen wir in Zukunft mit den Ulmen umgehen, wenn die Krankheit so ein hohes Risiko darstellt: Soll man nicht besser ganz auf die Verwendung und Pflanzung verzichten? Dies wäre fatal, denn dann wird es in Zukunft noch weniger Ulmen geben. Vielmehr sollte man entweder wieder mehr Flatter-Ulmen pflanzen oder vermeintlich resistente Sorten, verbunden mit der Hoffnung, dass die Krankheit irgendwann auch wieder an Bedeutung verlieren wird. Dieser

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