Im Labyrinth des Kolosseums. Christian Zitzl
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Abb. 3: Rom, Kolosseum, Fassade.
Von den 80 Arkadenbögen weisen 76 über ihrer Archivolte eine in die Steinmauer eingravierte Zahl auf, um dem Publikum einen geregelten Zugang in das Innere des Bauwerks zu gewährleisten (CIL VI 32263) (vgl. Abb. 4). Der Besucher konnte nur das Portal passieren, dessen Nummer auf der Eintrittsmarke angegeben war. Die beiden Haupteingänge auf der von Norden nach Süden ausgerichteten Querachse besaßen keine Nummern, da sie nur für politische Würdenträger zugänglich waren (Abb. 8). Gemäß ihrem Stellenwert hatten die beiden Portale die Form eines prächtigen Torbaus, eines Propylons, auf dessen Attika eine bronzene Quadriga aufragte. Darüber hinaus war das Tonnengewölbe über den Eingängen mit Stuck verziert. Um das Amphitheater verlief eine mit Travertin-Platten gepflasterte und von Travertin-Pfeilern eingefasste Fläche. Die Pfeiler, von denen sich bis heute vier an der Ostseite befinden, dienten als Absperrung. Auf diese Bestimmung verweisen die paarweise an der Innenseite der Pfeiler angebrachten Löcher, in denen Bügel aus Metall steckten. Diese dienten als Halterung für Balken, die das Areal des gesamten Bauwerks absperrten.11 Das vollständige Areal war umfangen von einer zweigeschossigen Portikus, von der spärliche Überreste am Fuß des Mons Oppius erhalten sind.
Der Aufbau des Innenbaus (vgl. Abb. 2)
Der heutige Eingang liegt an der Südseite der Querachse (Abb. 8, 9). Wenn auch der aktuelle Erhaltungszustand der cavea und des Untergeschosses der Arena den originalen Zustand verunklärt, so lässt sich dennoch das System der Zugänge und der inneren Wege weitgehend rekonstruieren. Den vier Ordnungen des Außenbaus entsprechen im Inneren die vier Ränge, die maeniana (Abb. 10). Diese sind durch breite Umlaufe voneinander getrennt, an deren hangaufwärts zur cavea gerichteten Seite Mauern, die praecinctiones oder baltei, verlaufen. Die beiden Haupteingänge auf der Querachse, die nur politische Würdenträger passieren konnten, führten zu zwei Tribünen, die heute nicht mehr erhalten sind. Alle anderen Eingänge, die an der Fassade nummeriert waren, führten in radial postierte Korridore, die in allen vier Sektoren symmetrisch zueinander angeordnet sind. Die Korridore wurden von vier umlaufenden überwölbten Gängen, den ambulatoria, durchschnitten, von denen aus die Besucher zu den Sitzplätzen auf den vier Rängen gelangten. Der erste Rang, die Tribüne oder das Podium, bestand aus breiten Stufen, auf denen die für die Honoratioren reservierten Sitze, die subsellia, befestigt waren. Eine kurze Rampe, die vom innersten ambulatorium ihren Anfang nahm, gewährte einen direkten Zugang zu diesen Plätzen. Da diese unmittelbar an die Arena grenzten, mussten die ersten Reihen der Tribüne aus Sicherheitsgründen mit einer hohen Absperrung rund um die Arena versehen werden. Einst verlief zwischen der Tribünenwand und der Arena ein überdachter Gang, von dem sich vierundzwanzig mit wasserdichtem Putz ausgekleidete Nischen öffneten. In diesem Bereich befand sich ein komplexes Zu- und Abflusssystem des Wassers, das nahelegt, dass diese Nischen ursprünglich zu einer Latrinenanlage gehörten. Der zweite Rang der cavea, das maenianum primum, verfügte über acht marmorne Stufen, die über den dritten Umgang erreichbar waren. Weitere Rampen, die steiler als die unteren und seitenverkehrt zu diesen angeordnet sind, führten in den dritten Rang, das maenianum secundum. Dieses war in zwei Abschnitte, das maenianum imum und das maenianum summum, unterteilt, in denen sich die meisten Sitzplätze befanden. Von diesem Rang aus führten Treppen in den obersten Rang, der in der Höhe dem vierten Geschoss der geschlossenen Außenfassade entspricht und nach seinen Sitzstufen aus Holz als das maenianum summum in ligneis bezeichnet wird. Vor der untersten Sitzstufe öffnete sich ein Ring von 80 marmornen Säulen zur cavea hin. Einige der erhaltenen Kapitelle, die in einem Depot aufbewahrt sind, lassen sich aufgrund ihrer stilistischen Formgebung in das frühe 3. Jh. n. Chr. datieren und sind aus diesem Grund der großen Restaurierungsphase in severischer Zeit zuzuschreiben. Der ausgeklügelte Aufbau und die funktionale Verbindung von Rampen, Treppen und Ring-Gängen ermöglichten einen raschen Zugang und ein ebenso zügiges Verlassen des Amphitheaters. Die Einhaltung der nach sozialen Schichten bestimmten Sitzordnung war durch die Nummerierung der Eingänge, der Ränge und der Sitzplätze des Bauwerks und durch die entsprechenden Zahlen auf den Eintrittsmarken geregelt.
Abb. 4: Rom, Kolosseum, Fassade, erstes Geschoss, Eingang LII mit dorisierenden Kapitellen und ionischem Gebälk.
Abb. 5: Rom, Kolosseum, Fassade, zweites Geschoss mit ionischer Ordnung.
Abb. 6: Rom, Kolosseum, Fassade, drittes Geschoss mit korinthischer Ordnung.
Abb. 7: Rom, Kolosseum, Fassade, erstes Geschoss, Halbsäule mit Basis und Plinthe.
Die Verteilung der Sitzplätze
Jeder Bürger besaß eine Eintrittsmarke, auf der die Nummern der Arkade (vgl. Abb. 4), des Ranges, des Zuschauersektors und der Stufe angegeben waren. Der Platz in einem Rang der cavea spiegelte die soziale Stellung seines Inhabers wider. Laut Sueton (Augustus 44, 3–4) ließ Augustus die Sitzordnung hierarchisch regeln, indem die verschiedenen sozialen Schichten bei öffentlichen Aufführungen ganz bestimmte Ränge und Plätze einnahmen. Die Senatoren nahmen die erste Reihe der Tribüne ein. Ihnen folgten die hohen Offiziere in der ersten Reihe des ersten maenianum. Auf Treppenstufen eingravierte Inschriften forderten zur Beachtung der Rangordnung auf. Sie geben das Amt, die Priesterklassen, die Stände und die Volksgruppen an. Reservierte Plätze für Botschafter und ausländische Diplomaten (hospites) sind durch Inschriften kenntlich gemacht. Ferner sind Reservierungen für Personen aus bestimmten Orten bezeugt, beispielsweise für die Einwohner von Cadiz (Gaditanorum). Andere Inschriften erwähnen eigene Plätze für die Lehrer (pedagogi puerorum) oder die noch nicht Volljährigen,