Wenn die Stille deine Wunden heilt. Thomas Krasicki

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Wenn die Stille deine Wunden heilt - Thomas Krasicki

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war einfach toll. Die Menschen waren freundlich, die Musik war nach meinem Geschmack, und auch sonst fühlte ich mich sehr heimisch. Natürlich hatte ich den Vorteil, dass ich des Polnischen mächtig war. So war ich in der Lage mitzureden.

      Die nächsten Tage verbrachten wir damit, einige Ausflüge zu unternehmen. Meine Verwandten wollten uns so viele Dinge zeigen. Sie führten uns durch die drei dicht einander liegenden Städte Danzig, Sopot und Gdynia. Wir schauten uns ein Schloss in der Stadt Malbourg an und besuchten ein Museum, in dem man sehen konnte, wie die Menschen vor einem Jahrhundert noch lebten. Doch der schönste Ausflug, der mir im Gedächtnis blieb, war auf der Halbinsel Hel.

      Diese Halbinsel ist eine 34 Kilometer lange Landzunge, die sich in die Ostsee streckt. An manchen Stellen ist sie gerade einmal 200 Meter breit. Sie entstand aus einer Kette von kleinen Inseln, die sich bis zum 18. Jahrhundert hier befanden. Das wirklich Spektakuläre dabei ist, man fährt einige Kilometer auf dieser Landzunge entlang ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass um einen herum die Ostsee ist.

      Doch plötzlich kommen Stellen auf, wo links und rechts nur noch Wasser zu sehen ist. Ich habe mich gefragt, was wohl passieren würde, wenn ein heftiger Sturm ankäme, und große Wellen in diese Richtung tragen würde. Ich habe meinen Onkel darauf angesprochen. Er bestätigte mir, dass es tatsächlich Tage gibt, an denen sich dieses Ereignis tatsächlich abspielt. Doch das kam nur alle paar Jahre vor. Verständlich, dass sich in der unmittelbaren Nähe auch kein Mensch niedergelassen hat.

      Nach einer dreiviertelstündigen Fahrt vom Festland kamen wir in Hel an. Zwei Dinge fielen mir hier besonders auf. Zum einen der starke Wind, der mir ständig ins Gesicht blies, zum anderen das klare Wasser. Viele Touristen waren hier unterwegs. Besonders Surfer und Segler fanden an diesem Ort optimale Bedingungen. Mich persönlich erreichte der Seewind nicht nur am Körper, sondern auch im Herzen. Die frische Meeresbrise säuberte meine Gedanken und wehte alles Schlechte aus mir heraus. Wir schlenderten an einigen Ständen vorbei, kauften hier und da kleine Souvenirs und gingen anschließend zum Mittagessen.

      Natürlich gab es traditionelle polnische Küche. Ich nahm meine Leibspeise „Ruskie Pierogi“ mit Sahne. Von diesen gefüllten Hefeteigtaschen konnte ich wirklich nicht genug bekommen. Auf dem Weg zum Auto kamen wir an einem weiteren Stand mit Accessoires vorbei. Mir stach sofort eine schlichte Kette mit einer Schildkröte ins Auge.

      Es war fast wie Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn ich kein Schmuckliebhaber bin, nahm ich die Kette. Meine Tante bestand darauf, die Kette zu bezahlen. Ich wollte eigentlich keine Geschenke mehr von ihr, da sie uns ständig etwas ausgab. Ihr war es dennoch wichtig, dass ich ein Andenken von ihr hatte. Etwas, dass mich sofort an sie erinnern würde. Ich gab ihrer Bitte nach und ließ mich beschenken. Diese Kette sollte mich die nächsten Monate und Jahre begleiten. Tatsächlich dachte ich immer wieder an meine Tante, wenn ich sie trug.

      Am Ende der zweiten Woche beschloss ich an einem Abend, spontan das Nachtleben unsicher zu machen. Ab dem Wochenende begann in den drei Städten Gdansk, Gdyna und Sopot ein Festival. Zu meinem Bedauern konnte man nur mit Einladung Diskotheken und Bars besuchen. Somit hatte ich keine Möglichkeit irgendwo hineinzukommen.

      Das war wirklich schade, denn ich war voller Feierlaune. Ich musste umdenken. Ohne lange zu überlegen, fuhr ich los, um mich auf dem Land umzuschauen. Nach einiger Zeit erreichte ich eine kleinere Stadt namens Lemborg. Dort steuerte ich eine Tankstelle an.

      Mein Tankzeiger zeigte schon fast auf null. Ich tankte und ging hinein, um zu bezahlen. An der Kasse fragte ich die Mitarbeiterin, ob es in der Nähe gute Bars oder Diskotheken gäbe. Sie bejahte meine Frage und verwies mich auf einen Nachtclub, der nicht weit von der Tankstelle entfernt lag. Ich legte mein Geld auf den Tresen, bedankte mich kurz und begab mich sofort auf den Weg. Ich fand das Lokal ohne Mühe.

      Es war ein Restaurant mit einer Diskothek im ersten Stock. Diese war allerdings noch geschlossen. Es war ja schließlich erst 20:00 Uhr. Somit entschied ich mich zunächst vom Essen des Hauses zu kosten. Da der Club erst um 21:00 Uhr öffnete, hatte ich genügend Zeit in Ruhe mein Essen zu genießen. Zu meinem Glück ging die Zeit recht schnell vorbei. Um etwa 21:30 Uhr begab ich mich in den ersten Stock.

      Bevor ich jedoch in die Diskothek eintreten konnte, wurde ich vor dem Eingang von den Türstehern darauf aufmerksam gemacht, dass ich meine Kappe herunternehmen musste.

      Da ich Gel und anderes Haarmittel dabei hatte, war es für mich kein allzu großes Problem. Ich begab mich schnell zum Auto, nahm alles Nötige mit, was ich brauchte und machte mir die Haare auf der Toilette des Restaurants zurecht. Danach begab ich mich frischgestylt wieder zum Eingang.

      Diesmal ließen mich die Türsteher ohne zu meckern hinein. Ich ging die Treppen hinauf und schaute mich zunächst einmal um. Es war noch nicht wirklich voll. Da ich keine Menschenseele kannte, begab ich mich zunächst an die Theke und bestellte mir etwas zum Trinken. Ich versuchte, mir etwas Blickkontakt zu verschaffen. Nach einer Stunde sitzen und drei Flaschen Cola begann sich die Tanzfläche allmählich zu füllen.

      Auch ich wagte mich auf das Tanzparkett und sprach dabei sogar einige Leute an. Ich erzählte ihnen, ohne schüchtern zu wirken, dass ich in München wohnte und dass ich zu Besuch bei meinen Verwandten war. Keiner war unfreundlich oder schlecht zu mir, nur weil ich kein Einheimischer war. Nein, sie machten sogar Späße darüber, dass einer von drüben, von der anderen Seite der Grenze zu ihnen aufs Land fuhr um Party zu machen.

      Der Abend war wirklich amüsant. Das lag durchaus auch an den hübschen Mädels, die darüber hinaus auch noch sehr intelligent und freundlich wirkten. Leider hatte sich für mich nicht die Möglichkeit ergeben, mit jemandem Telefonnummern auszutauschen. Einem Mädchen jedoch habe ich meine Emailadresse gegeben. Später habe ich allerdings bemerkt, dass ich ihr eine falsche Adresse aufgeschrieben hatte. Dumm gelaufen! Trotzdem hatte ich etwas gewonnen. Vielleicht war es keine Telefonnummer oder Emailadresse, aber dafür ein schöner Abend mit einigen freundlichen Menschen.

      Die ersten zwei Wochen sind für mich wie im Flug vergangen. Dabei wurde kein Tag vergeudet. Ob es nun Ausflüge, Restaurantbesuche oder das nächtliche Weggehen war, mein Aufenthalt blieb stets kurzweilig.

      Mitte der dritten Woche beschloss ich, ein kleines Fotoshooting zu machen.

      Ich wollte einige Schwarz-Weiß-Fotos haben, die mich an die schöne Zeit in Danzig erinnern sollten. Schwarz-Weiß wählte ich deshalb, da diese Farben meiner Meinung nach eine besondere optische Wirkung haben. Da ich mich zu dem Zeitpunkt wieder bei meiner Tante und meinem Onkel auf dem Land befand, musste ich in die nächste größere Ortschaft fahren. Ihr ein kleines Dorf hatte nämlich nicht mehr als ein Lebensmittelgeschäft und einen Kiosk zu bieten. Mühelos fand ich einen Ort in dem ich meine Fotos machen konnte.

      Auf den ersten Blick glich dieses Fotostudio jedoch einem Büro. Während ich meine Wünsche äußerte, legte sich meine Skepsis schnell. Der Verkäufer erzählte, dass sich das richtige Fotostudio in einem naheliegenden Gebäude befand. Nachdem alle Fragen beantwortet waren und auch ein Preis ausgemacht wurde, begab ich mich mit dem Fotografen in das Fotostudio.

      Dieses war tatsächlich nur zwei Gehminuten von dem Fotogeschäft entfernt. Der Fotograf machte zunächst einige Lichtaufnahmen und begann danach mit Probeschüssen. Für mich war es ein völlig neues Gefühl vor der Kamera. Doch nach anfänglicher Zurückhaltung fand ich Gefallen daran. Der Fotograf war sehr hilfsbereit und gab mir zudem noch einige nützliche Tipps. Nach etwa 45 Minuten waren die Aufnahmen im Kasten. Ich hatte nun professionelle Fotos von mir, konnte sie allerdings noch nicht in Händen halten.

      Die nächste Stunde verbrachte ich damit, mir die besten Bilder auszusuchen, um sie danach zum Druck freizugeben. Nach zwei weiteren Stunden hatte ich meine Bilder in der Hand.

      Sie

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