Wenn die Stille deine Wunden heilt. Thomas Krasicki
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Читать онлайн книгу Wenn die Stille deine Wunden heilt - Thomas Krasicki страница 6
Ich wählte elf Aufnahmen in drei verschiedenen Formaten. Eine von den großen DIN A 4 Aufnahmen schenkte ich meiner Tante und meinem Onkel. Preislich gesehen war das Shooting fast geschenkt. In Deutschland hätte ich bestimmt den doppelten oder dreifachen Preis hingeblättert. Doch in Polen zahlte ich für den Fotografen und den Druck der Fotos einen Schnäppchenpreis. Dieser belief sich auf knapp 200 Zloty, umgerechnet 50 Euro.
Was meine Freude allerdings etwas trübte, war ein Strafzettel, den ich nach dem Fotoshooting an der Fensterscheibe meines Autos bemerkte. Die Strafe betrug etwas mehr als 50 Euro.
Angeblich war ich im Halteverbot gestanden. Meiner Meinung nach war das allerdings sehr fragwürdig, da ich weit und breit kein Schild sah und auch weitere Fahrzeuge dort standen. Der einzige Grund, der aus meiner Sicht vielleicht auf den Strafzettel zurückführen konnte, war, dass ich neben einer Geschäftseinfahrt parkte. Dennoch hatte ich genügend Platz frei gelassen, um das Ein- und Ausfahren nicht zu behindern.
Letztendlich nahm ich es hin und bezahlte die Strafe. Mich störte dabei nur, dass es in den letzten Tagen meines Aufenthalts passieren musste. Durch so eine dumme Geschichte wurde mir die schöne Zeit an der Ostsee ein wenig vermiest, zumal mir das in der Vergangenheit schon zweimal im Urlaub passiert war.
Das erste Mal bekam ich einen Strafzettel, als ich bei meinem besten Kumpel zu Besuch war. Dort hatte mein Parkschein die Zeit um fünf Minuten überschritten. Natürlich war sofort eine Politesse zur Stelle. Was für ein Zufall, von Pech will ich gar nicht reden!
Das andere Mal war ich zu Besuch bei meinen Großeltern. Als ich nach Hause fuhr, wurde ich von der Polizei geblitzt und zur Sofortkasse gebeten. Leider hatte ich damals mein letztes ausländisches Geld an der Tankstelle ausgeben und Euro wollten die Polizisten nicht annehmen. Obwohl ich durchaus bereit war mehr zu zahlen. Es half alles Reden nichts. Ich musste schauen, dass ich morgens um halb acht eine Wechselstube fand. In einem Einkaufszentrum wurde ich schließlich fündig.
Abgesehen von diesem Malheur hatte ich eine wundervolle Zeit bei meinen Verwandten. Zum Abschied bekam ich von meiner Tante noch ein tolles Geschenk. Als ob die vielen Essenseinladungen während des Aufenthalts und die Schildkrötenkette nicht genug gewesen wären. So drückte sie mir noch kurz vor der Abfahrt ein ziemlich teures Parfüm in die Hand. Sie hoffte, dass ich mich über dieses Geschenk freuen würde und diesmal nicht eine so lange Zeit bis zu unserem nächsten Wiedersehen verstreichen würde.
Ich war natürlich überwältigt von diesem Geschenk, wusste gar nicht wie mir geschah und umarmte sie zum Dank. Ich musste während des ganzen Aufenthalts kaum Geld ausgeben. Mir wurde fast alles bezahlt! Das ist eine Gastfreundschaft, die seinesgleichen sucht.
Aber nicht nur die Geschenke zeigten mir, was wir ihnen bedeuteten. Es waren vor allem die vielen Gesten, die ich nicht beschreiben, sondern nur fühlen konnte.
All die schlechten Erinnerungen von zu Hause habe ich hier ausblenden können. Ich wollte mich auch nicht wieder in die traurigen Momente vergangener Tage hineinsteigern. Am letzten Abend, als ich einschlief und träumte, sah ich diese schönen Bilder vor mir.
Es war, als ob sie mir etwas sagen wollten. Und ich verstand sie auch zu deuten. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich glücklich.
Doch ich war nur für eine kurze Zeit in der Fremde. Schon bald sollte ich wieder zu Hause sein. Mir war klar, dass ich meine Freude im Herzen zu Hause nur wiederfinden würde, wenn ich verzeihen und nicht mehr den Hass und die Trauer in mir tragen würde. Ich musste versuchen, Dingen wie meiner Ex-Freundin oder dem Fußballspielen nicht mehr nachzuweinen.
Es war an der Zeit, in die Zukunft zu schauen und in der Gegenwart zurechtzukommen. Ich habe lange dazu gebraucht, um das zu verstehen. Doch besser spät als nie! Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass ich die Reise zu meinen Verwandten nach Danzig gemacht habe. Diese Menschen haben mir ziemlich viel auf den Weg mitgegeben. Dinge, die man nicht für Geld bekommen kann, die unbezahlbar sind. Ich weiß schon jetzt, dass ich meine Verwandten bald wieder besuchen werde, denn hier habe ich mich sehr wohl gefühlt.
Familie
Der letzte Tag bei einer Familie, die ich kaum kannte,
bei meinen Cousinen, Onkel und meiner Tante.
Es war eine schöne Zeit, die ich niemals vergesse,
ein Gefühl, welches ich nicht mit anderen Dingen messe.
Diese Herzlichkeit und Geborgenheit
sprengte in mir die Einsamkeit.
Denn wieder habe ich gesehen
und konnte dadurch auch verstehen,
es gibt nichts Schöneres als eine Familie zu haben,
weil man Freude spürt, die keine tausend Worte sagen.
Und diese Freude nehme ich auf meinen Weg,
sie soll das Fundament sein, welches ich leg.
Sie soll mich stützen und mir die Kräfte geben,
die mir meine Ängste für immer nehmen.
Und falls ich doch noch einmal ängstlich bin,
dann gehe ich wieder zu meiner Familie hin.
Denn hier bin ich jederzeit herzlich willkommen
und meine Lasten werden mir von ihr genommen.
Kapitel 3
In Deutschland machte ich mir Gedanken über die Zukunft. Es boten sich viele Möglichkeiten an. Und auch wenn ich etwas verunsichert war, stand eines zumindest fest, nämlich mich wieder auf meine Ziele zu konzentrieren.
Vor meiner Abfahrt nach Danzig hatte ich mich bekanntlich auf der Berufsoberschule in München angemeldet. Ich wollte mir dadurch neue Ziele im Berufsleben setzen und mir auch eine Türe für einen späteren Studiengang offenhalten. Ich hatte noch fünf Tage bis zum Schulbeginn.
Diese wollte ich nutzen, um meine Freunde zu besuchen, die ich seit längerem nicht gesehen hatte. Ich erzählte ihnen von den Sachen, die ich erlebt- und von den Dingen, die ich gesehen hatte.
Am letzten Wochenende vor Schulbeginn wollte ich ein letztes Mal so richtig die Sau rauslassen, da es danach wieder ernst wurde. Die spektakulären Sachen blieben diesmal aus, es waren dennoch ein paar schöne Momente mit meinen Freunden. Ich wusste, dass ich Menschen um mich herum hatte, die sich um mich sorgten und jederzeit für mich da waren.
Am letzten Abend vor Schulbeginn, merkte ich, wie mir die Tränen in die Augen schossen. Mir war klar, dass alles so lief, als wäre es vorbestimmt.
Träne
Eine Träne sagt so vieles aus. Ihre Bedeutung ist die Zuneigung eines Menschen zu einem anderen. Man