Kampf mit den Tloxi. Matthias Falke

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Kampf mit den Tloxi - Matthias Falke

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style="font-size:15px;">      »Sehen Sie diesen Mann?«, fragte ich den Ersten Piloten der Enthymesis.

      »Er ist ja nicht zu übersehen«, kam es von der Brücke unseres Explorers, sechzig Meter über dem zu Ruß gebrannten Pflaster der Independence Plaza. »Was ist mit ihm?«

      »Ich weiß nicht«, gab ich wahrheitsgemäß zurück. »Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.«

      »Er scheint verletzt.«

      »Können Sie ihn scannen?«

      »Wenn Sie meinen.«

      Es war nur ein akustischer Kanal von geringer Bandbreite, den wir über den Handkommunikator hielten. Ich konnte hören, wie er die entsprechenden Eingaben vornahm.

      »Corporal Tandor Palacci«, sagte der Pilot nach wenigen Sekunden. »Zweites Korps des Dritten Bataillons unserer Eingreiftruppe.«

      »Haben Sie seine Daten?«

      Anstelle einer Antwort erschien die Akte des Soldaten auf meinem Display. Ich ging auf mediale Wiedergabe. In meiner Handfläche schimmerte das Bild eines groß gewachsenen, gut aussehenden blonden Jünglings von neunzehn Jahren.

      Ich sah durch den knisternden Energievorhang auf den Platz hinaus. Der Mann, der sich dort heranschleppte, konnte gar nicht so viel mitgemacht haben, wie nötig war, die Differenz in seinem Erscheinungsbild zu erklären. Er war nicht ein Meter neunzig, sondern höchstens eins siebzig. Er war auch nicht blond, sondern schwarzhaarig. Seine Augen waren nicht blau, sondern dunkel. Er war nicht blutjung, sondern mindestens in meinem Alter.

      »Achtung!«, schrie ich quer durch die Halle. »Dieser Mann darf nicht passieren!«

      »Was ist los?«, fragte der Erste Pilot aus meiner linken Hand.

      »Dieser Mann ist nicht, wofür er sich ausgibt«, rief ich. »Er hat einem unserer Männer die ID abgenommen …«

      Weiter kam ich nicht. Der Fremde hatte das zerschossene Portal der Nationalbank von Sin Pur erreicht. Er schritt durch das Kraftfeld, das dabei seine Identität auslas. Die Steuerelektronik registrierte den Chip, dem er einem unserer toten Soldaten geraubt hatte, und ließ ihn passieren.

      »Achtung!«, gellte ich noch einmal

      Inzwischen waren auch die Männer, die im vorderen Bereich der Lobby herumlungerten und sich erholten, aufmerksam geworden. Sie sahen irritiert zwischen mir und dem Fremden hin und her. Aber es war zu spät.

      Der Mann stand diesseits des Energievorhangs, schwang den schweren Rucksack von der Schulter und richtete sich triumphierend auf.

      Ich hatte die Offizierspistole gezogen und auf ihn abgedrückt. Das Strahlenbündel zerriss ihm die Brust, obwohl er einen starken Kampfpanzer trug, wie er zur Ausrüstung der Frontsoldaten gehörte. Er brach zusammen. Das verhinderte, dass er sein Bündel mitten in unsere Leute werfen konnte.

      Die Bombe explodierte in seinen Händen.

      Ich langte nach oben und riss den Turm aus aufeinandergestapelten Sofas auf uns herunter. Die Möbel polterten auf uns herab. Jennifer kauerte sich instinktiv zusammen. Ich warf mich über sie. Die ergonomische Kuhlung unseres Sofas nahm uns auf, während die anderen die Flammenwand abfingen, die auf uns zuraste.

      Der Donner brach sich in der riesigen Halle und rollte darin hin und her wie die Brandung einer Sturmflut in einem Hafenbecken.

      Wir wühlten uns aus einem Chaos brennender Sitzgelegenheiten hervor. Der Verbandsplatz, der eben halbwegs aufgeräumt worden war, bot wieder ein Bild des Schreckens. Die Explosion hatte ein Dutzend Männer, die während der letzten Viertelstunde hier Zuflucht gefunden hatten, getötet, ein weiteres Dutzend schwer verletzt. Wieder schwamm der Boden aus kostbarem Marmor in Blut, wieder füllte ohrenbetäubendes Geschrei die vornehme Lobby.

      Die Ordonnanz, die uns gerade noch Thermosflaschen mit Tee gebracht hatte, kam mit einem Handfeuerlöscher gelaufen und erstickte die Flammen, die rings um uns züngelten. Ich trat mir den Weg durch den Irrgarten zersplitterter Möbel frei.

      Drüben war Conrad Draeger um die Verwundeten bemüht. Er senkte einen Blick in mich, der Bände sprach, sagte aber auch jetzt kein einziges Wort. Aus den Männern, die davongekommen waren, griff ich mir sechs heraus und teilte sie als Wachen ein. Sie bezogen draußen Posten und hatten die Aufgabe, jeden zu überprüfen und zu entwaffnen, der sich dem Gebäude näherte, mochte er noch so abgerissen und erschöpft sein.

      Als ich in den Albtraum der Halle zurückkehrte, lief ich beinahe in General Rogers hinein. »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte ich. »So kann es nicht weitergehen.«

      »Was schlägst du vor?«

      »Wir haben die Enthymesis.«

      »Das ist richtig, aber was kann sie ausrichten?«

      »Sie ist bewaffnet und sie ist praktisch unverwundbar.«

      »Dann seht, was ihr mit ihr anstellen könnt.«

      Jennifer kam ebenfalls herbei. Sie wirkte benommen, noch halb weggetreten. Das lag am Schock der schweren Explosion wie auch an der Trance, die sie nur langsam abschüttelte. Alles an ihr war schwerfällig und funktionierte nur wie gegen große Widerstände. Ich sah sie prüfend an. Sie nickte. Aber mir war klar, dass sie höchstens noch wie ein Roboter agieren würde. Mit der alten Jennifer Ash hatte sie im Augenblick nichts mehr gemein.

      Ich rief wieder die Brücke.

      »Okay, hier kommt Ihr Einsatz!«

      »Tut mir leid, das eben«, sagte er. »Ich hatte den Kerl auf dem Schirm, aber ich habe nicht schnell genug geschaltet.«

      »Nicht Ihr Fehler. Wir hatten alle eine etwas zu lange Leitung.«

      »Ist es schlimm?«

      »Sehr schlimm.«

      »Scheiße!«

      »Passen Sie auf: Heben Sie ab und kommen Sie bei geringer Höhe hier herüber, um uns an Bord zu nehmen.«

      Durch den Energievorhang spähend, dessen Sicherheit sich als trügerisch erwiesen hatte, sah ich über den Platz. Er führte den Befehl sofort aus. Die Enthymesis erhob sich gerade so weit, dass sich ihre wohnhausgroßen Stahlkrallen aus dem Untergrund lösten. Bei leichtem Schub aus den seitlichen Korrekturdüsen glitt das mächtige Schiff auf uns zu, eine dreihundert Meter breite Wand.

      »Wie ist die Lage?«, fragte ich, während ich das Manöver verfolgte.

      »Planmäßiger Rückzug an allen Fronten«, sagte der Pilot. »Die Union hat einen doppelten Ring um den Platz gelegt. Wir halten in allen Richtungen noch ein oder zwei Blocks.«

      Das war wirklich ernst. Es hieß, dass es nur noch eine Frage von vielleicht einer Stunde war, bis wir auf die Plaza selbst zurückgedrängt waren. Die riesige Freifläche war nicht zu verteidigen. Die schweren Kämpfe und Bombardements hatten die letzten Erhebungen, die als Deckung hätten dienen können, weggebrannt. Es gab keine Denkmäler, keine Blumentöpfe, keine Sitzbänke mehr, hinter denen man sich verschanzen konnte. Wir würden den Platz räumen und dann nur noch die Lobby der Nationalbank halten.

      »Okay, das reicht. Wir

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