Bastis Welt. Moni Rehbein

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Bastis Welt - Moni Rehbein

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keinen Trick hereingefallen wäre und diesen Fremden nicht ins Haus gelassen hatte. Ich erklärte ihm, dass das tatsächlich ich war und kein Fremder.

      »Aber du hast gesagt, du kommst in zwei Stunden wieder und die waren noch nicht um. Du hättest ja gleich sagen können, dass du schon nach wenigen Minuten wieder rein willst.«

      Weitere Diskussionen wären im Leeren verlaufen, ich habe seitdem immer einen Schlüssel bei der Nachbarin hinterlegt.

      So ein schnurloses Telefon ist schon eine praktische Sache. Man kann es in jedem Zimmer benutzen und es auch mal mit in den Garten nehmen. Wenn ich bei der Arbeit bin oder Bastian einen Anruf erwartet, könnte er es mit in sein Zimmer nehmen. Also entschloss ich mich beim Einzug in das Haus meiner Eltern, mir ein Funktelefon zuzulegen. Leider waren damals die Funktelefone nicht ganz billig. Bei der Telekom informierte man mich darüber, dass es ungefähr 250 D-Mark kosten sollte. Da mir dies zu teuer war, mietete ich das Telefon. Das hatte zudem den Vorteil, dass das Telefon auf Kosten der Telekom durch ein neues ersetzt werden würde, falls es kaputtgehen sollte.

      So benutzten wir lange Zeit das Funkgerät. Im Radio und Fernsehen wurde in der Zeit immer wieder über die Lockerung des Datenschutzes und die Lauschangriffe von Seiten der Regierung berichtet. Mich interessierte das nicht sonderlich, da ich keine Gespräche führte, welche die Regierung nicht mithören durfte.

      Basti verfolgte diese Nachrichten, wie auch alle anderen, täglich mit Spannung und erboste sich darüber, dass die Bundesagenten so viele Rechte haben. Doch solange wir keine Anschläge planten, keine Waffen oder Drogen handelten und uns an die Gesetze hielten, würden wir die Regierung sicher nicht besonders interessieren. Wir redeten in der Zeit viel über die Lauschangriffe und Basti fühlte sich nicht mehr sicher beim Telefonieren. Ständig glaubte er sich beobachtet und abgehört.

      Als ich eines Tages von der Arbeit nach Hause kam, wartete Bastian bereits auf mich.

      »Das Telefon geht nicht mehr.«

      Natürlich wollte ich es sofort ausprobieren und nahm den Hörer ans Ohr. Doch anstatt des Freizeichens, vernahm ich nur ein hässliches Knacken und Rauschen in der Leitung. Ich war sehr verärgert, hatte es mir der Herr von der Telekom doch so sehr angepriesen und nun war das Telefon noch keine zwei Jahre alt und sollte schon kaputt sein?

      Für Basti war das Telefon meist der einzige Kontakt zu anderen Menschen und ich musste schnell für Ersatz sorgen. Zum Glück hatten wir noch unser altes Telefon, das ich gleich anschloss und damit eine Notlösung schuf.

      Sobald es mir meine Zeit in den nächsten Tagen erlaubte, wollte ich mich zur Telekom aufmachen, um das Telefon zu reklamieren. Wozu hatte ich schließlich den Mietvertrag?!

      Eines Tages packte ich den gesamten Apparat in eine Stofftasche und machte mich auf zur Telekom. Verärgert erklärte ich dem zuständigen Verkäufer die Sachlage. Er testete das Telefon durch und ersetzte es tatsächlich, wie vereinbart, durch ein neues, als er sich überzeugt hatte, dass es wirklich nicht mehr funktionierte.

      Zu Hause angekommen, schloss ich es gleich an und wir hatten ein neues Funktelefon. Leider waren durch den Austausch die gespeicherten Nummern verloren gegangen und ich war ein wenig verstimmt darüber, dass ich nun alle Nummern noch mal heraussuchen und neu einspeichern musste.

      »Das Telefon ist kaputt.« Basti brüllte mir die Worte wenige Wochen später ins Ohr, als ich auf der Arbeit nach dem Klingeln den Telefonhörer abgenommen hatte.

      »Wie kaputt? Du rufst mich doch an, also geht es doch.«

      »Ich benutze ja auch der Oma ihr Telefon. Unseres ist kaputt, dieses SCHEISSDING!«

      Oh Mann, war das vielleicht laut. Vor lauter Gebrüll konnte ich ihn kaum verstehen. Ich konnte nur versuchen, mit ihm ein normales Gespräch zu führen: »Geht es denn gar nicht mehr? Wie konnte das passieren?«

      Anstatt eine sinnvolle Antwort von sich zu geben, wurde Bastians Tonfall noch eine Spur lauter: »Hörst du schlecht? ES IST KAPUTT, dieses Scheißding! Die von der Telekom gehören alle vergast, jawoll, eine Bombe sollte man da reinwerfen!!!«

      »Aber, Bastian, beruhige dich doch endlich mal und schrei nicht so, ich versteh dich ja kaum.«

      Doch der Junge war so aufgebracht, es war sinnlos, ihm ein vernünftiges Wort entlocken zu wollen: »Anzünden sollte man den Scheißladen. Eine Atombombe …«

      Rasch fiel ich ihm ins Wort und versuchte es mit Humor: »Die Atombomben sind mir ausgegangen. Tut es auch eine einfache Handgranate?«

      Endlich wurde er ruhiger. »Wie soll ich jetzt mit meinen Schachfreunden telefonieren? Hä? Wenn dieses Scheißdreckstelefon schon wieder kaputt ist?«

      »Jetzt warte erst mal, bis ich zu Hause bin, dann schau ich mal nach.«

      »Du brauchst gar nicht nachsehen, das Scheißtelefon ist kaputt, da gibt es nichts nachzusehen, das bekommst du auch nicht wieder hin. Wir brauchen ein neues, aber nicht wieder so ein Drecksding, das immer kaputtgeht.«

      »Also gut«, gab ich mich geschlagen, »ich fahr gleich heute Nachmittag zur Telekom und hol ein neues. Und sag nicht immer ›Scheiße‹!«

      »Ist gut, dann bis heute Mittag.« Bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte er aufgelegt.

      Zuhause angekommen stürmte ich gleich in unsere Wohnung hoch.

      »Wo ist das Telefon?« Suchend schaute ich mich um, ich konnte es nirgends finden. Auch Basti verhielt sich merkwürdig still.

      »Basti!« Ich versuchte es vor seiner Zimmertür.

      »Ja, komm rein, was ist los?«

      Ich betrat sein Zimmer. Er saß mit dem Rücken zu mir am Computer und spielte ein PC-Spiel.

      »Wo ist das Telefon?«

      »Das Drecksding habe ich aus dem Fenster geworfen.« OH-neiiin, das waren zwei Stockwerke. »Warum das denn?«

      »Weil dieses Scheißding nur Ärger macht.«

      »Wie konntest du es nur aus dem Fenster werfen? Ich wollte es doch zur Telekom bringen.«

      »Ganz einfach, ich habe das Fenster aufgemacht und das Telefon hinausgeworfen.«

      Hätte ich mir ja auch denken können. Ich hatte wohl mal wieder die falsche Frage gestellt. »Dann hol es wieder hoch.« Ich versuchte, wenigstens ein wenig Autorität erkennen zu lassen, doch vergeblich.

      »Hol es gefälligst selbst hoch. Ich rühr das Scheißdreckstelefon nicht mehr an.« Seine Stimme hatte sich schon wieder gehoben und ich sah zu, dass ich in den Garten kam, bevor die Hasstirade auf die Telekom wieder losging.

      Da lagen sie also, die traurigen Überreste eines fast neuen Telefons. Ich packte die Einzelteile in eine Tasche und machte mich wieder auf zur Telekom. Diesmal war es mit dem Umtausch nicht so einfach. Der Verkäufer konnte zwar, ohne das Telefon zu testen, erkennen, dass es kaputt war, aber dass dies ein Mangel von Seiten des Herstellers war, konnte ich schlecht nachweisen. Leider hatte ich den Mietvertrag über drei Jahre abgeschlossen und so konnte ich nur wieder ein identisches Telefon mitnehmen – für 250 D-Mark. Schweren Herzens bezahlte ich und brachte den neuen Apparat mit gemischten Gefühlen nach Hause.

      »Basti!«,

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