Die Nadel des Todes. Joachim Bräunig

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Nadel des Todes - Joachim Bräunig страница 4

Die Nadel des Todes - Joachim Bräunig

Скачать книгу

ihr auch Ersatzreifen mit?“, fragte Torsten Fleischer, der Leiter der operativen Einsatzgruppe des Präsidiums und langjährige Mitarbeiter von Kommissar Ullmann, der zu dieser Urlaubsverabschiedung, die für alle Kollegen sehr selten war, eingeladen worden war.

      Die Urlauber schauten erstaunt und Torsten sagte: „Ihr seid mir Autofahrer. Große Reisen unternehmen wollen und nicht an das Nötigste denken.“

      „Ich setze voraus, dass die Wagen Ersatzreifen haben“, sprach Schlosser.

      „Einen Vorteil hat eure gemeinsame Fahrt, bei möglichen Pannen könnt ihr euch gegenseitig helfen.“

      „Herr Fleischer, ich bitte sie. Bei einer solchen Fahrt wird nicht von Widrigkeiten ausgegangen. Sie möchten unseren Urlaubern doch nicht die Freude verderben“, sprach Frau Schneider energisch.

      „Klaus weiß, wie ich es meine“, Torsten lächelte.

      „Für den Fall, dass sie eine Leiche finden, können sie mich gern anfordern. Mir stünde zurzeit ein kurzer Seeurlaub gut zu Gesicht“, warf Frau Kesser, die anwesende Gerichtsmedizinerin, ein.

      „Die Leiche lassen wir liegen. Wir haben Urlaub“, sagte Frau Schlosser.

      „Man kann nicht wissen, Straftäter gibt es überall“, beharrte Frau Kesser.

      „Wohin geht die Reise zuerst, Ostsee oder Nordsee?“, fragte Torsten.

      „Wir fahren zuerst nach Tossens an die Nordsee?“, antwortete Ullmann.

      „Weil wir das Beste zum Schluss aufheben“, schmunzelte Ulrike Schlosser.

      „Ich denke, es wird uns überall gefallen“, sagte Jana.

      „Wollt ihr eure Wagen gegenüber aufstellen?“, fragte Frau Kesser.

      „Wie meinst du das?“, wollte Jana wissen.

      „Naja, ihr könnt doch die Wagen so stellen, dass ihr euren eigenen Bereich habt und nicht von anderen Campern belästigt werdet.“

      „Auf Campingplätzen gibt es keine Belästigungen, das sind alle friedvolle Personen“, erwiderte Schlosser.

      „Wer führt eure Kolonne an?“, erkundigte sich Torsten.

      „Die Jugend geht wie immer voran. Philipp und Jana werden uns sicher ans Ziel bringen“, erwiderte Klaus lächelnd und zwinkerte den beiden zu.

      Die Verabschiedung endete nach circa einer Stunde und die Kriminalisten machten sich mit ihren Wohnmobilen auf den Weg an die Nordsee. Ihre Fahrzeuge hatten sie außerhalb des Polizeipräsidiums abgestellt, um den Trubel ihrer ungewöhnlichen Urlaubsverabschiedung nicht noch größer werden zu lassen.

      2

      An einer Schule, nahe Nordenham an der Nordsee gelegen, kehrte allmählich die Vorfreude auf die großen Ferien ein und die Stimmung der Lehrer und Schüler war im Allgemeinen gut, nur die bevorstehende Ausgabe der Zeugnisse bereitete manchem Schüler noch Kopfzerbrechen. Der Unterricht wurde in lockerer Atmosphäre durchgeführt, da alle erforderlichen Prüfungen und Klausuren abgeschlossen waren und der Lehrkörper mit der Zusammenstellung der Zeugnisse beschäftigt war. Die Schüler machten Scherze und vertrieben sich in den meist etwas länger gehaltenen Pausen mit Spielen und Telefonaten mit ihren Freunden und Bekannten die Zeit. Die Jungen und Mädchen beobachteten sich und es wurden zum Teil verlockende Blicke gewechselt. Der Schulhof war nicht besonders groß, aber für die Schule ausreichend und er hatte gleichzeitig einen Spielplatz, da der Hort im gleichen Gebäude im Erdgeschoss untergebracht war. Einige größere Jungs probierten sich zum Gelächter der anderen an den Spielgeräten.

      Im Lehrerzimmer waren die Lehrer mit der Ausfertigung der Zeugnisse beschäftigt, wobei die meisten ihre Arbeit bereits abgeschlossen hatten. Zum Ärger der Lehrer hatten auch dieses Jahr wieder einige Schüler das vorgegebene Klassenziel nicht erreicht und mussten die Klasse wiederholen. Die Lehrer waren sich sicher, dass es wieder zu Streitigkeiten mit den Schülern und vor allem mit deren Eltern kommen würde, denn die letzten Jahre hatten mehrmals gezeigt, dass die Eltern der Schüler deren Zeugnis nicht anerkennen wollten. Die Eltern hatten sich zum Teil sehr schlecht und überheblich aufgeführt und die Lehrer aufs Übelste beschimpft und ihnen vorgeworfen, dass das Nichterreichen des Klassenzieles ihrer Kinder auf das Versagen des Lehrkörpers zurückzuführen sei. Einige Eltern hatten sich sogar an die Schulbehörde gewendet, um das Versetzen ihres Kindes zu erzwingen, was jedoch in allen Fällen gescheitert war.

      Das Schulgebäude war ein U-förmiger Klinkerbau und in gutem baulichen Zustand. Die Schüler kamen aus den umliegenden Gemeinden und wurden zum Teil mit Schulbussen zur Schule gebracht. Das Verhältnis zwischen den Schülern und dem Lehrkörper wurde allgemein als gut eingeschätzt und die Schule hatte einen guten Ruf, sodass sie bisher in keinem Jahr Probleme mit der Belegung der Klassen hatten.

      Gegenüber dem Hauptgebäude befand sich der Parkplatz, welcher an Schultagen meistens nicht ausreichte, da die Mitglieder des Lehrkörpers alle mit Fahrzeugen zum Unterricht kamen und teilweise auch einige Schüler bereits ein Moped besaßen und viele mit Fahrrädern erschienen. Aus diesem Grund hatte die Schulleitung feste Plätze für den Lehrkörper festgelegt, was nicht ausreichte, sodass die Schüler meist wild parkten und ihre Fahrzeuge in der Nähe des Parkplatzes abstellten.

      Auf dem Parkplatz stand ein zitronengelber Porsche, allerdings älteren Baujahres. Am Fahrzeug unterhielten sich sichtlich aufgeregt ein Mann und eine Frau, wobei der Mann einen spürbar lockeren Eindruck hinterließ, die Frau hingegen sehr erbost schien. Bei den beiden Personen handelte es sich um den Sportlehrer Hans Lohse und Elvira Kunze, die Deutsch und Biologie lehrte. Beide waren circa dreißig Jahre alt.

      Der junge Mann hatte dunkles, leicht gewelltes Haar und eine sehr gute sportliche Figur. Er war eine sehr imposante Erscheinung und strahlte großes Selbstbewusstsein aus. Er war circa 1,85 Meter groß und überall wo er erschien, besonders für die Frauen, ein echter Blickfang. Er war sich seiner Erscheinung bewusst und nutzte diese in vollen Zügen aus. Ihm wurden zahlreiche Verhältnisse mit Frauen nachgesagt, wobei den Gerüchten zufolge, auch verheiratete Frauen dazu gehören sollten. Er war allgemein im näheren Umkreis als der „Flotte Hans“ bekannt und wusste von diesen Gerüchten, die ihn nicht sonderlich beeindruckten. In gewissem Sinne war er sogar stolz auf seinen fragwürdigen Ruf, denn nach seinen Erfahrungen gab es Frauen, die stolz darauf waren, etwas mit ihm gehabt zu haben und sich damit brüsteten. Seine Verhältnisse mit den Frauen waren meist nur von kurzer Dauer, denn von Treue hielt Hans Lohse nicht viel. Seine Eltern, die in Berlin lebten und mit finanziellen Mitteln reichlich ausgerüstet waren, hatten ihm nach der Aufnahme seiner Tätigkeit an der Schule im nahe gelegenen Nordenham eine Eigentumswohnung geschenkt. Die Wohnung befand sich unweit des Stadtzentrums und besaß vier geräumige Zimmer, wovon er eines als Arbeits- und Sportzimmer eingerichtet hatte. Er legte viel Wert auf seine sportliche Tätigkeit, denn er war sich bewusst, dass seine blendende Erscheinung auf seine sportliche Figur zurückzuführen war.

      Elvira Kunze war in einen roten, eng anliegenden Hosenanzug gekleidet, welcher ihre körperlichen Reize besonders betonte. Sie war bereits längere Zeit an der gleichen Schule wie Hans Lohse als Lehrerin tätig und als sehr seriös und zurückhaltend bekannt, wobei ihre stets sachliche Meinung im Lehrkörper immer gefragt war. Sie war verheiratet und es waren bisher nie irgendwelche außerehelichen Eskapaden von ihr bekannt geworden. Ihr Ehemann leitete das Gastronomiezentrum im Herzen von Tossens. Dieses wunderschöne Gebäude beherbergte mehrere gastronomische Einrichtungen und war zum großen Teil mit einem gewölbten Glasdach versehen, was in den warmen Sommermonaten

Скачать книгу