Tod im Kirnitzschtal. Thea Lehmann

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Tod im Kirnitzschtal - Thea Lehmann

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wir wissen nicht, wer er ist; da müssen Sie jetzt schon warten, bis die Polizei kommt. Am besten wäre es, eine Obduktion anzuordnen, um die Todesursache zu ermitteln. Ich kann nur feststellen, dass er tot ist, und zwar schon mindestens zehn Stunden. Es sieht nach einem Herzinfarkt aus, aber ob es das wirklich war, kann ich so nicht feststellen.«

      Sie reichte Neusche einen Totenschein, auf dem sich nichts als ihre Unterschrift befand, und machte sich wieder auf den Weg in ihre Praxis.

      Die Polizei aus Pirna brauchte fast eine Stunde, um im Straßenbahndepot anzukommen. Sobald das grünweiße Fahrzeug auf dem Parkplatz stand, sprang ein junger Beamter aus der Fahrertür, schnappte sich eine Schreibmappe vom Rücksitz und machte sich zackig auf den Weg zu dem Grüppchen vor dem Straßenbahndepot. Er war schon fast bei Neusche, als sich auch die Beifahrertür bewegte, ein zweiter Polizist ausstieg und mit gemessenen Schritten auf die Gruppe zumarschierte.

      »Polizeimeister Ricki Strohbach aus Pirna«, stellte sich der Jungspund vor. »Wer ist hier der Chef?« Neusche wartete ab, bis auch der zweite Beamte bei ihm war. Wer der Chef bei den Polizisten war, war ihm mit dem ersten Blick klar gewesen. Er nickte dem älteren Beamten zu und stellte sich vor. Noch bevor Ricki Strohbach das Wort wieder an sich reißen konnte, übernahm Polizeihauptwachtmeister Wolfram Biesold das Kommando. »Erst mal alle Personalien aufnehmen, Fundort erfassen, und dann zur Gerichtsmedizin«, wies er Ricki Strohbach an, als ihn alle erwartungsvoll anschauten. »Den Wagen für die Leiche bestellen die Kollegen, wir müssen die Zeugenaussagen aufnehmen.«

      »Aber …«, begehrte Strohbach auf. »Ich weiß, ist deine erste Leiche, aber nu mach nicht so ’n Wind. Wir gehen hier ganz nach Vorschrift vor.« Der junge Beamte nickte ergeben, während sich sein Chef den Schweiß von der Stirn wischte. Sie standen inzwischen in der prallen Sonne auf dem großen Platz vor der Depothalle.

      »Dann fangen wir mal an«, seufzte er und zückte Block und Stift.

      »Wo ist derjenige, der die Leiche gefunden hat?«, fragte er Gustav Neusche.

      Der guckte auf die Uhr und rechnete kurz. »Der ist gerade an der Schneiderweiche.«

      »Wo?«, fragte der junge Beamte nach.

      »Na, an der Schneiderweiche. Da muss er warten, bis die zweite Bahn vom Depot kommt, und den Klöppel übergeben. Wir fahren hier ja eingleisig.«

      Ricki Strohbach sah ihn immer noch fragend an. Sein Kollege sprang ihm endlich bei: »Das ist schon in Ordnung, Ricki. Ich kenn’ mich hier aus. Aber eigentlich hätten Sie den hierbehalten müssen«, wandte er sich an Neusche.

      »Soll der sich hier über eine Stunde die Beine in den Bauch stehen, wo ich gerade ’nen Fahrer im Krankenstand hab und keinen Ersatz? Die Bahn muss doch fahren!«

      »Immerhin haben wir hier einen Todesfall!«, mahnte der Dienstältere an.

      »Hätt’ der sich doch bloß ’nen andern Platz zum Abnibbeln ausgesucht!«, stöhnte Neusche.

      »Wann kommt der Straßenbahnfahrer denn nun zurück?«, wollte Ricki wissen.

      Neusche guckte auf seine Uhr.

      »In zehn Minuten ist der hier. Da muss eben der Didi einspringen und weiterfahren, wenn Sie den befragen wollen.«

      Der Uniformierte nickte. »Und wer hat eigentlich die Bahn gestern abgestellt? Da war der Tote ja möglicherweise schon drin in der Bahn, so wie das hier aussieht.«

      Gustav Neusche kratzte sich am Kopf. »Da ham’ Se recht. Das muss die Adele gewesen sein. Didi, guck mal, ob die Adele gestern Abend die letzte Tour gemacht hat!« Er hatte sich laut rufend an einen weiteren Straßenbahner gewandt, der in der Halle an einem Waggon die Räder abklopfte. Didi schlurfte um die Ecke und kam mit dem handgeschriebenen Dienstplan zurück. »Nu, Chef, die Adele war gestern Abend die Letzte.«

      Gustav Neusche ging zum Telefon und wählte.

      »Adele, du musst mal herkomm’ ins Depot, ist wischtsch … Ich weiß, aber die Polizei ist da … Sag ich dir, wenn du da bist. Komm, so schnell du kannst.« Er drückte den roten Knopf und hängte das altmodische Wandtelefon wieder auf die Gabel. »Ist schon unterwegs, die Adele.«

      »Gut«, sagte Polizeihauptwachtmeister Wolfram Biesold, »dann vermessen wir jetzt den Fundort.« Er und sein Kollege nahmen Maß vom Waggon, kennzeichneten den Fundort mit Markierungen, machten Fotos und Notizen. Sie waren noch mitten im Knipsen, als die Straßenbahn um die Ecke quietschte. Karl Kunath war allein in seiner Bahn. Um diese Uhrzeit gab es in der Woche noch nicht viele Wanderer, und raus aus dem Tal wollte so früh am Morgen in der Regel auch keiner. Das ging erst am Nachmittag los. Aber hinein ins Tal würde sich das gleich ändern. Karl Kunath sprang aus dem Wagen und eilte auf die Polizisten zu.

      Gustav Neusche schickte Didi in die Bahn, und die beiden gelben Waggons machten sich auf den Weg zum Bad Schandauer Endhaltepunkt.

      »Sie haben also die Leiche entdeckt?«, fragte Biesold. Kunath nickte. Der Polizist nahm seine Personalien auf. »Wie haben Sie ihn denn gefunden?«

      »Nu, ich guck so in den Wagen und sammel morgens immer noch den Müll ein, bevor’s losgeht. Die Leute, wissen Se, die sind ja echte Schweine, schmeißen alles weg; da hebe ich also im hinteren Wagen grad ’ne leere Colaflasche auf und sehe plötzlich zwei Schuhsohlen! Ich hab mich vielleicht erschreckt!« Er deutete auf die Beule am Hinterkopf. »Bin so erschrocken, dass ich mir die Birn eingehauen hab, und nicht zu knapp!«

      Polizist Ricki wedelte ungeduldig mit der Hand. »Wo war das genau?«

      »Na, genau da, wo und wie er immer noch liegen tut. Ich hab ihn nicht angerührt. Bloß gedacht hab ich erst mal, der schläft vielleicht, und deswegen hab ich versucht, ihn aufzuwecken.«

      »Also doch angefasst!«, grummelte Strohbach.

      »Nu ja, aber bloß, um ihn zu wecken, so ’n bisschen gerüttelt. Aber ich bin ja ein schlaues Kerlchen, hab’ dann gleich gemerkt, dass mit dem nüscht mehr los ist.«

      »Und hier im Straßenbahndepot hat ihn niemand vorher gesehen?«, hakte der Ranghöhere nach.

      »Nee, die Bahn war doch vorne im Stadtpark.«

      »Was?!« Beide Uniformierte fuhren auf.

      »Warum haben Sie die Bahn denn nicht stehen lassen?«, schaltete sich nun Wolfram Biesold energisch ein. »Sie können doch nicht einen Toten durch die Gegend kutschieren, wie es Ihnen grade in den Fahrplan passt!«

      Karl Kunath sah ihn empört an. »Sollte ich die Fahrgäste da einfach im Stich lassen? Ich muss doch meine Runde fahren. Da war’s doch viel praktischer, den Wagen hier zu lassen, anstatt vorne am Stadtpark. Wetten, da stehen jetzt zwanzig Leute und wollen Straßenbahn fahren. Wenn die sehen, dass es da ’nen Doden und Polizei gibt, dann kehren die off der Stelle wieder um. Mir ham’s schwer genug hier draußen, und es gibt keine Arbeitsplätze, da muss man ooch mal mitdenken!«

      Neusche schaute seinen Straßenbahnfahrer erstaunt an. So eine lange Rede hatte er bisher von Kunath noch nie zu hören bekommen.

      »Pfffff …« Polizist Ricki schnaufte empört. »Also, Sie haben den Wagen ohne noch was zu verändern hier im Depot abgestellt und sind dann weitergefahren?«

      »Nu, genau!« Kunath strahlte ihn an.

      »Na ja, dann schreibe ich das

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