Persephone. Matthias Falke

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Persephone - Matthias Falke

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style="font-size:15px;">      »Geben Sie mir fünf Minuten.« Brini verschwand in seinem Arbeitszimmer.

      Der Rest der Crew war hellhörig geworden. Von den Konsolen und den holographischen Displays hoben sich die Köpfe. Fünf Augenpaare bohrten sich in den Stationsvorsteher.

      »Ich denke, wir lassen es für heute gut sein«, sagte Dr. Rogers. »Um die Stellen hinter dem Komma kümmern wir uns ein andermal. Heute möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Der Test war erfolgreich. Das wäre ohne Ihre Mitarbeit nicht möglich gewesen.«

      Irgendwo hörte man das Ploppen eines Champagnerkorkens. Die Wissenschaftler lachten. Auch Rogers schmunzelte jovial.

      »Ich wage zu behaupten, dass dies ein historisches Datum ist«, sagte er noch, während weiter hinten schon eingeschenkt wurde. »Wenn das System sich bewährt, woran ich in diesem Augenblick nicht mehr zweifle, war das heute ein nicht ganz unbedeutender Tag in der Geschichte der Union. Ich denke sogar, in der Entwicklung der gesamten Menschheit!«

      Die Physiker und Planetologen, durchweg junge Männer und Frauen, strahlten über das ganze Gesicht. Sie verteilten Champagner, der aus Elastilbechern getrunken werden musste. Rogers bekam ein Glas Whisky. Jemand hatte einen der Synthetisatoren angeworfen, um Salzgebäck zu erzeugen. Die gemütliche Stimmung einer Institutsfeier breitete sich aus, während die Station mit konstanter Orbitalgeschwindigkeit einem weiteren Sonnenaufgang entgegenraste.

      Seten Brini kam in den Hauptraum zurück.

      »Erledigt«, rief er aufgekratzt. »Alles hier drauf.« Er präsentierte einen Datenchip, der einen integrierten Quantenspeicher umfasste. »Eine Kopie habe ich in Ihrem Ordner des Stabslogs hinterlegt.«

      »Vielen Dank.« Rogers legte den Kopf schief und sah zu, wie sein Stellvertreter sich einen Becher reichen ließ und durstig trank. »Das reicht«, sagte er, als Brini sich von einem seiner Assistenten nachschenken lassen wollte.

      »Ich verstehe nicht.« Der Exogeologe wirkte überfahren. »Ich dachte, wir haben etwas zu feiern.«

      »Wir feiern.« Rogers hatte sich bei seinen Mitarbeitern einen gewissen Ruf erworben. Er war arrogant, herablassend, ungeduldig. Nur so war es zu erklären, dass kein Widerspruch laut wurde, als er noch hinzusetzte: »Für Sie habe ich noch eine kleine Fleißaufgabe.«

      »Sir?« Brini ließ konsterniert den leeren Becher sinken. Bei den Umstehenden machte eine Mischung aus Neugier und Schadenfreude die Runde.

      »Ich möchte«, sagte Dr. Rogers in jenem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, »dass Sie diese Daten nehmen, einen unserer ANTs besteigen und ins Sonnensystem fliegen.«

      »Ich verstehe nicht«, stammelte Brini.

      »Ins solare System.« Rogers wirkte bereits ein wenig ungehalten. »Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt.«

      »Wie Sie meinen.«

      »Nehmen Sie sich jemand von den jungen Leuten hier mit«, fuhr Rogers fort. »Jemand, der noch nicht vollständig betrunken ist. Es reicht, wenn Sie in den äußeren Bereich fliegen. Dann übermitteln Sie alles, was sich auf diesem Chip befindet, an diese Koordinaten.«

      Er aktivierte ein holographisches Patch, das auf seiner Unterarmmanschette aufleuchtete.

      Brini studierte die Daten, die auf sein eigenes Display übertragen worden waren.

      »Was sind das für Koordinaten?«

      »Das braucht Sie nicht zu interessieren.«

      »Entschuldigen Sie mal.«

      »Machen Sie einfach, was ich sage.« Rogers klang mit jedem Wort ungemütlicher. »Wir haben hier noch viel zu tun.«

      Die Stimmung war inzwischen spürbar abgekühlt. Von der kleinen spontanen Feier war nichts mehr übrig. Die jungen Wissenschaftler standen beklommen herum. Niemand wagte zu sprechen oder ein Glas zum Mund zu führen. Die Blicke waren ins Leere gerichtet

      »Sir.« Brini straffte sich. »Ich kenne diese Koordinaten nicht, und ich weigere mich, diese hochbrisanten Daten ...« Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden.

      »Sie werden tun, was ich Ihnen auftrage«, donnerte Dr. Rogers, der während der letzten Sekunden dunkelrot geworden war. »Dies ist ein geheimes Entwicklungsprogramm, und ich bin sein Direktor. Und ich ...«

      »Mit Verlaub, Sir!« Brini kämpfte um Haltung.

      »Lassen Sie mich ausreden«, brüllte Rogers. »Ich befehle Ihnen, diese Daten an diese Koordinaten zu übermitteln, nicht mehr und nicht weniger!«

      Einige der Zuhörer waren zusammengezuckt. Die anderen scharten sich unwillkürlich näher zusammen. Brini stand da und zitterte. Aber er schien fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen.

      »Ich protestiere gegen diese Behandlung.«

      »Protestieren Sie, so viel Sie wollen. Und dann folgen Sie endlich meinen Anweisungen.«

      »Das wird ein Nachspiel haben«, brachte Brini hervor. »Diese Auseinandersetzung wird dokumentiert. Ich werde das Protokoll davon an die zuständigen Stellen der Union ...«

      »Schwätzen Sie nicht.« Rogers kippte den Rest seines Whiskys herunter. Plötzlich schien er ganz ruhig. Es war die drohende, brodelnde Ruhe eines Vulkans, eine Sekunde bevor er ausbricht.

      »Dr. Rogers«, startete Brini einen letzten Anlauf. »Dies ist ein ziviles Projekt!«

      Rogers stand da, als habe er nicht zugehört. Er hielt einem der Assistenten sein Glas hin. Der Mann beeilte sich, es wieder zu füllen. Solange herrschte gespannte Stille auf dem Hauptdeck der ERIS. Als Rogers wieder versorgt war, drehte er sich zu seinem Stellvertreter um und musterte ihn kalt und abschätzend.

      »Das glauben aber auch nur Sie.«

      Als die Sonne untergegangen war, wurde es kalt. Ein frischer Wind kam von der See her auf. Laertes wollte sich verabschieden. Sein langer Aufenthalt hier in diesem schmerzhaft friedlichen Familienidyll war ihm unangenehm. Störte er nicht? Aber Beth beruhigte ihn und lud ihn ein, noch zum Abendessen zu bleiben.

      Sie gingen hinein. Eine Haushälterin war in der Küche bereits damit beschäftigt, das Essen vorzubereiten. Eine Latina mittleren Alters aus Pensacola Stadt. Außerdem besaßen die Ashs einen primitiven Hausbot, der einfache Arbeiten erledigte. Beth begab sich in die Küche, um das Ganze zu überwachen. Ash führte Laertes und die kleine Jennifer in das geräumige Wohnzimmer des Hauses, einen weitläufigen Salon, der sich über die Terrasse zum Garten hin öffnete und der jetzt vom Widerschein des Sonnenuntergangs über dem Meer dunkelrot erglühte.

      Die Zwillinge kamen, Donnan und Garth. Ash stellte sie seinem Kameraden stolz vor. Die Buben grüßten schüchtern und verzogen sich dann auf ihr Zimmer, von wo bald die einschlägigen Geräusche eines Konsolenspiels herunterdrangen.

      Wenig später gab es Abendessen. Salat und Gemüse aus dem Garten. Dazu Tapas nach einem alten Familienrezept der Haushälterin Ximena. Diese kam kurz in den Salon, um linkisch den Applaus der Tafelnden entgegenzunehmen, und zog sich dann wieder in die Küche zurück, um in regelmäßigen Abständen nach dem Rechten zu sehen. Zu den Vorspeisen tranken sie Wasser. Beim Hauptgang öffnete Ash einen leichten Wein. Die Söhne waren zum Essen wieder herunter gekommen. Sie kicherten

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