Fidel Castro inkl. Hörbuch. Elke Bader

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fidel Castro inkl. Hörbuch - Elke Bader страница 3

Fidel Castro inkl. Hörbuch - Elke Bader

Скачать книгу

zu. Es gelingt, sie zu überwältigen und das Kasernentor zu öffnen. Doch von nun an geht der Plan schief. Denn eine zweite Patrouille taucht unerwartet auf. Bereits das nachfolgende Auto schafft es nicht mehr durch das Kasernentor. Diesen zweiten Wagen steuert Fidel Castro, der Anführer der Rebellen. Ein Hüne von einem Mann und mit einer funkelnagelneuen Brille6 – der Aufstand sollte nicht an seiner Kurzsichtigkeit scheitern. Sein belgisches Jagdgewehr in der linken, eine Pistole in der rechten Hand fährt er den Wagen gegen den Bordstein. Er und seine Männer springen aus dem Wagen, erste Schüsse fallen. Alle nachfolgenden Wagen stoppen ebenfalls. Plötzlich geht die Alarmsirene der Kaserne los. Fidel Castro schießt, steht wie eine Festung im Kugelhagel, bleibt wie durch ein Wunder unverletzt und ahnt doch, dass hier schon alles verloren ist. Castro erinnert sich: „Die Alarmsirenen tobten los und verbreiteten einen unaufhörlichen höllischen Lärm, der mit den Schüssen verschmolz. Alle Männer aus den nachkommenden Fahrzeugen stiegen wie geplant aus und drangen in ein langes, relativ großes Gebäude ein. […] Es war nichts anderes als das Militärkrankenhaus, und sie verwechselten es mit dem Ziel, das sie eigentlich hätten einnehmen sollen. […] Das Problem war, dass der Kampf, der sich eigentlich drinnen in der Kaserne abspielen sollte, nun schon draußen losging, und in dieser Verwirrung nahmen einige das falsche Gebäude ein. ..... Ich trat augenblicklich in das Krankenhaus ein, um den Leuten zu sagen, dass sie sich geirrt hatten. […].“7

      Am Ende waren sie chancenlos. Fidel Castro befahl den Rückzug. Doch Panik und mangelnde Koordination ließen an die sechzig Rebellen kämpfend im Kasernengelände zurück. Die Aktion war ein Desaster, sie endete in Chaos und Tod. Die Zurückgebliebenen wurden ein Opfer desjenigen, dem ihr ganzer Hass gegolten hatte: des Diktators Fulgencio Batista. Nach ihrer Gefangennahme wurden sie von Batistas Schergen bestialisch gefoltert und umgebracht8. Dieses brutale Vorgehen sickerte trotz Pressezensur allmählich durch. Als auch noch heimlich aufgenommene Fotos der Gemarterten auftauchten, brachte dies die Bevölkerung schließlich gegen den Diktator auf. Ihre heimlichen Sympathien galten fortan den Rebellen. Fidel Castro selbst war zunächst die Flucht gelungen, doch nach fünf Tagen wurde auch er gestellt. Hier hätte jener Mann, der in nicht allzu ferner Zukunft seine Palmeninsel des Sozialismus nach seinen Vorstellungen gestalten sollte, ein frühes und leidvolles Ende finden können. Das Schicksal wollte es anders.

      Kapitel 2

       Die Paten

       Ihr EPUB-Reader unterstützt keine HTML5 Audio-Tags.

      Im Frühjahr des Vorjahres, am 10. März 1952, hatte Fulgencio Batista in einem Militärputsch die Macht an sich gerissen. Der mulattische Gernegroß mit dem pomadisierten schwarzen Haar stammte von verarmten Bauern aus der Provinz Oriente im Osten Kubas.

Image

      Fulgencio Batista y Zaldívar mit seiner Frau und seinem Sohn an Weihnachten 1937. Bildquelle: AKG

      Seine Karriere erfüllt das Klischee des klassischen amerikanischen Traums – vom verarmten Bananenpflücker brachte er es zum Multimillionär. Zunächst im Hintergrund agierend, galt der Feldwebel bereits 1933 als entscheidender Drahtzieher der amerikanisch-kubanischen Politik und brachte es 1940 zum Präsidenten. Damals hatte Batista gemeinsam in einer Allianz mit den Kommunisten sogar an einer der fortschrittlichsten Verfassungen Lateinamerikas mitgewirkt. Diese hatte nicht nur beachtliche bürgerliche Freiheiten garantiert sondern vor allem auch soziale und wirtschaftliche Sicherheiten wie den 8-Stunden-Tag, eine allgemeine Sozialversicherung und einen vierwöchigen Jahresurlaub.9 Batista ließ auch Schulen und Krankenhäuser errichten, Straßen und Brücken bauen. Doch die Kommunisten gerieten unter Generalverdacht, als ihre kläglichen Rechtfertigungsversuche des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 ihren Kampf gegen den Faschismus plötzlich als Heuchelei bloßstellten – das blutdürstige „Zwillingsgestirn10 hatte sich soeben Polen einverleibt. Dies war der Moment für Batista, sein linksrevolutionäres Gewand abzulegen und in ein rechtskonservatives zu schlüpfen. Hatte er anfangs noch Beziehungen zur Sowjetunion gepflegt, wurde er nun zum Vasallen der USA. In der Außenpolitik setzte er ein klares Signal, als er im Schulterschluss mit Washington Hitler-Deutschland 1941 den Krieg erklärte. Nach vier Jahren an der Macht, war jedoch eine weitere Kandidatur für Batista ausgeschlossen, die Opposition übernahm das Ruder und er musste zurücktreten. Batista tat dies als reicher und gemachter Mann. Kuba versank in Korruption, Gewalt, Machtmissbrauch und Pfründenwirtschaft. Das Bild der Karibik-Insel war geprägt von sozialer Armut, arbeitslosen Landarbeitern, militärischem Terror, mafiösen Strukturen und jenen reichen US-Amerikanern, deren Konzerne sich große Landflächen – zwei Drittel davon befanden sich in ihrem Besitz - und dazu noch die einträglichen Minen mit den Bodenschätzen gesichert hatten.

      In seinem Schlepptau hatte Batista auch stets jene Herren in blütenweißen Anzügen, die sich selbst die Hände nie schmutzig machten, weil sie die Erledigung ihrer Gegner gerne professionellen Auftragskillern überließen. 1946 fand in Havanna die wohl bedeutendste Gangster-Konferenz seit der Weltwirtschaftskrise statt. Fürstlich tagten die Bosse der größten Mafia-Familien im Luxushotel Nacional de Cuba, am Malecón gelegen, der berühmten Uferstraße Havannas.

Image

      Havanna, Hotel Nacional de Cuba. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader

      Mit von der Partie waren der pockennarbige Lucky Luciano, so illustre Gestalten wie „Drei-Finger-Brown“ – Thommy Lucchese, „der Hinrichter“ Albert Anastasia, die Al-Capone-Erben Charlie und Rocco Fischetti, um nur einige wenige zu nennen11. Last not least der große Gangster-Boss Frank Costello, Vorbild für die Hauptfigur Vito Corleone in Mario Puzos Roman „Der Pate“. Marlon Brando verkörperte ihn im gleichnamigen Film.

Image

      Francesco Castiglia alias Frank Costello (1891-1973) bei einer Befragung im Kefauer Committee 1951. Bildquelle: Wikipedia

      Gemeinsam beschloss man in Havanna den Auftragsmord an dem Gangster und Playboy Bugsy Siegel, teilte die Netze für den Drogenschmuggel unter sich auf und legte den Grundstein für das Glücksspielgewerbe auf Kuba. Unterhaltsame Höhepunkte zum Abschluss der Konferenz boten zwölf nackte Mädchen, die ihre Talente den Mafiosi andienten, was in eine wüste Orgie ausartete. Ihr folgte der Auftritt eines zwar sehr dürren, ja schmächtigen, doch stimmgewaltigen und zum Pop Idol aufgestiegenen Entertainers: Frankie Boy - Frank Sinatra.12

      Auch wenn Lucky Luciano auf Druck der USA 1947 Kuba verlassen musste, das organisierte Verbrechen hatte sich dort bereits fest eingenistet. Einer der smartesten und einflussreichsten Gangster-Bosse war Meyer Lansky.

Image

      Meyer Lansky (1902-1983). Bildquelle: Wikipedia

      Gejagt vom amerikanischen FBI, fand er schließlich im Kuba seines Duzfreundes Batista Zuflucht. Als dessen Berater sollte Meyer Lansky Havanna zur größten Vergnügungsmetropole ganz Lateinamerikas machen: Nachtclubs, Bordelle, Luxushotels und Spielcasinos füllten ihre Schwarzgeldkonten wie von selbst.

      1952, nach all den Jahren des Luxuslebens in Florida, griff Batista in seiner alten Heimat nun wieder direkt nach der Macht. Es waren seine Freunde aus dem Militär und aus den Zirkeln des organisierten Verbrechens, die sich ihm als Steigbügelhalter andienten.

      Unter solchen Umständen hätte Batista freilich keine Chance gehabt, die bevorstehenden Wahlen zu gewinnen, denn nicht nur die kubanische Oberschicht verachtete den damals 51jährigen als halbseidenen, korrupten Gangster13. Als Mulatte hatte er im Übrigen noch nicht einmal Zutritt

Скачать книгу