Fidel Castro inkl. Hörbuch. Elke Bader
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Der amateurhafte Versuch vom 26. Juli 1953, die Moncada-Kaserne zu erstürmen, glich einem Himmelfahrtskommando. Doch Fidel Castro sollte sich später vehement gegen die Anschuldigung wehren, mit dieser sinnlosen Aktion die Mehrzahl seiner Männer geopfert zu haben. Auf die Frage, ob der Angriff ein Fehlschlag war, antwortete er:
„Die Moncada-Kaserne hätte eingenommen werden können. Wenn wir sie eingenommen hätten, wäre es das Ende des Batista-Regimes gewesen, keine Diskussion. ... Wenn ich noch einmal einen Angriff auf die Moncada-Kaserne organisieren müsste, würde ich es wieder ganz genauso machen. Das, was dort schiefging, war einzig und allein auf unsere mangelnde Erfahrung im Kampf zurückzuführen. Die haben wir erst später erworben. Der Zufall spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle dabei, dass ein Plan, der in Bezug auf Konzeption, Organisation, Geheimhaltung und andere Faktoren außerordentlich gut war, nur aufgrund eines Details scheiterte, das wir sehr leicht hätten überwinden können.“22
Das „Detail“, an dem sie scheitern sollten, war die Patrouille, mit der sie nicht gerechnet hatten. Anstatt sie links liegen zu lassen, hatte Castro den Wagen an den Bordstein gefahren und war seinen Männern zu Hilfe geeilt. Deswegen hatte sich der Kampf vor der Kaserne abgespielt. Der Plan, die Soldaten im Schlaf, barfuß und in Unterwäsche, zu überraschen, konnte nicht mehr ausgeführt werden. Denn der ohrenbetäubende Lärm der Alarmsirenen und der Schüsse hatte sie geweckt. Zu Hunderten waren sie wie die Hornissen ausgeschwärmt.
Moncada-Kaserne, Eingang und Ecke, an der Fidel Castro auf die Patrouille traf. 26. Juli 1953. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Auch Raúl Castro war mit seinen Männern zunächst die Flucht gelungen. Erst Tage später wurde er gefangengenommen. Zu seinem Glück war da die Gefahr von Tod und Folter schon deutlich geringer23.“ Es ist ein Geistlicher, dem die beiden Castro-Brüder und noch weitere Rebellen ihr Leben verdanken werden: Enrique Pérez Serantes, der Erzbischof von Santiago de Cuba, der als junger Priester den damals achtjährigen Fidel Castro getauft hatte. Zusammen mit einigen Honoratioren aus Havanna forderte er erfolgreich ein Ende der Gewalt - der Diktator ließ das Morden der Gefangenen durch die eigenmächtige Justiz seiner Soldaten einstellen.
Fidel Castro hatte sich zu der Zeit in den Bergen verschanzt. Er dachte nicht daran sich zu ergeben:
„Ich würde mich nicht ausliefern oder mich ergeben […]- Das hatte keinen Sinn, nicht weil ich getötet worden wäre, sondern weil der Gedanke an Kapitulation nicht in unser Konzept passte.“24
Am 1. August wurden Fidel Castro und zwei seiner ihm verbliebenen Männer in ihrem Versteck aus dem Schlaf gerissen. Auf ihre Brust waren Gewehrläufe gerichtet. Eine Militärpatrouille hatte sie aufgestöbert. In dem erbärmlichen Zustand, in dem Castro sich befand, erkannte keiner der Soldaten, wen er vor sich hatte. Instinktiv gab er vor, ein anderer zu sein. Dennoch hätten die Soldaten ihre Gefangenen in ihrer Wut am liebsten gleich gelyncht, wäre da nicht Oberstleutnant Pedro Manuel Sarría gewesen, der Anführer der Patrouille. „Nicht schießen“, befahl er seiner Truppe, und fuhr mit leiser Stimme fort: „Nicht schießen. Ideen tötet man nicht. Nicht schießen!.“25
Noch zweimal sollte der schwarze Oberstleutnant Fidel Castro an diesem Tag das Leben retten. Das zweite Mal, als er sich weigerte, dem zwar höher gestellten - doch als blutrünstiger Mörder verschrienen - Comandante Pérez Chaumont, seinen Gefangenen auszuliefern. Und ein drittes Mal als er entgegen aller Armeebefehle Fidel Castro nicht zur Moncada Kaserne brachte, sondern in das Stadtgefängnis von Santiago de Cuba. Fidel Castro hielt über seinen leibhaftigen Schutzengel später fest: „Wenn er mich zur Moncada gebracht hätte, hätten sie Hackfleisch aus mir gemacht und kein Stück von mir übrig gelassen.“26
Dennoch machte er sich keinerlei Illusionen über seine Situation: „Ich traute ihnen in jedem beliebigen Moment jede Grausamkeit zu.“27
Kapitel 4
Die Geschichte wird mich freisprechen
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Am 21. September 1953 begann der Prozess im Justizpalast von Santiago de Cuba. Vor knapp zwei Monaten war er noch von den Rebellen besetzt gewesen.
Justizpalast, Santiago de Cuba. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
Fidel Castro ergriff bereits bei der Beweisaufnahme das Wort und pochte als Anwalt auf sein Recht zur Selbstverteidigung. Was weder Batista noch seine Polizeispitzel so recht glauben mochten, bekräftigte er wagemutig und ohne Furcht vor Konsequenzen: Er und seine Gruppe hatten alleine gehandelt. Geld, Waffen, Munition, die Uniformen, Autos, alles hatten sie sich selbst beschafft. Auch den Ort, Santiago de Cuba, hatten sie bewusst gewählt: Gut 900 Kilometer von der Hauptstadt Havanna entfernt, wähnten sie sich weit genug entfernt von Batistas Truppen und spekulierten zudem auf die Trunkenheit der Soldaten während des Karnevals.
Fahndungsfoto Fidel Castros von 1953. Interessant ist ein Detail rechts am Bildrand: Das Geburtsdatum wurde nachträglich von 1927 auf 1926 ausgebessert. Bildquelle: Christa Schmalzried, Elke Bader
„Die Regierung sagt, dass der Angriff mit solcher Präzision und Perfektion durchgeführt wurde, dass dies die Anwesenheit von Militärexperten bei der Erarbeitung des Plans beweise. Nichts könnte absurder sein! Der Plan wurde von einer Gruppe junger Leute entworfen, von denen niemand militärische Erfahrung hatte.“28
Was allerdings dann geschah, hätten die Machthaber am liebsten hermetisch abgeriegelt hinter den dicken Mauern des Justizpalastes gelassen. Doch zum Auftakt des Prozesses waren Zivilisten, Soldaten und Vertreter der Presse zugelassen. Journalisten unterstanden zwar der Zensur, aber längst hatten sie gelernt, wie auch leise geflüsterte Enthüllungen glaubwürdig ihre Empfänger erreichen konnten.
Fidel Castro während des Verhörs nach dem Angriff auf die Moncada-Kaserne 1953. Bildquelle: AKG
Mit seinem Auftritt verwandelte Fidel Castro die Anklagebank in eine Bühne für sich. Auf die gegen ihn vorgebrachten Anklagepunkte ging er erst gar nicht ein. Stattdessen klagte er an: „Als Anwalt befragte ich alle Zeugen und alle Mörder. Das war Wahnsinn. Sie konnten es nicht ertragen […] ich habe alles angeklagt.“29
Seine Richter waren dem wortgewaltigen Juristen nicht gewachsen. Bereits mit den ersten Worten riss er das Verfahren an sich.
„Meine Herren Richter,
nie hat ein Verteidiger sein Amt unter derart schwierigen Bedingungen ausüben müssen: niemals hat ein Angeklagter sich einer solchen Menge quälender Ordnungswidrigkeiten ausgesetzt gesehen. […] Als Anwalt hat diese Person nicht einmal die Prozessakten einsehen dürfen, als Angeklagter war sie bis zum heutigen Datum unter Umgehung aller Gebote der Rechtsordnung und der Humanität 76 Tage in einer Einzelzelle ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt eingesperrt […]“30
Die Folter