Schwarze Krähen - Boten des Todes. Carolina Dorn

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Schwarze Krähen - Boten des Todes - Carolina Dorn

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an. „Die schwarzen Krähen sind fort. Sie müssen bemerkt haben, dass es mir wieder besser geht. Eine haben sie allerdings vergessen“, ließ er sie raten.

      Die Ordensschwester sah aus dem Fenster, doch sie konnte keinen einzigen Vogel mehr sehen. „Wen haben sie denn vergessen?“, wollte sie wissen.

      „Dich“, lachte Brandon.

      „Nur weil ich einen schwarzen Habit trage, ist das noch lange kein Grund mich mit den Krähen zu vergleichen“, entgegnete sie etwas scharf.

      „Verzeihung, Christin, das sollte nur ein Witz sein. Bitte sei nicht beleidigt. Ich bin sehr froh, dass du hier bist, sonst hätten mich die schwarzen Vögel schon längst mitgenommen.“ Beim letzten Satz wurde seine Stimme immer leiser.

      „Du bringst diesen Aberglauben wohl nie mehr aus deinem Kopf heraus? Wer hat dir das überhaupt erzählt?“, erkundigte sie sich.

      „Mein Stiefbruder“, antwortete er. „Der wusste eine ganze Menge solcher Lügen. Ich war damals noch sehr klein und ich glaubte ihm einfach alles.“

      Christin versuchte ihm die Langeweile mit Würfel- und Kartenspielen zu vertreiben. Vor allem jedoch wollte sie ihn auch von den schwarzen Krähen ablenken, denn sie beobachtete ihn dabei, dass sein erster Blick frühmorgens immer dem Fenster galt, mit der bangen Frage im Gesicht: Sind sie etwa wieder zurückgekehrt? In den nächsten Tagen ließ sie ihm einen hängenden Fernseher über dem Bettende installieren und seine Stereoanlage im Zimmer anschließen. Über die Fernbedienung konnte er so ziemlich alles regeln. Endlich wusste er wieder, was draußen in der Welt vor sich ging. Auch konnte er seine geliebte Musik wieder hören. Das Interesse daran erlosch völlig bei den starken Schmerzen. Nur sie beherrschten nun sein Leben.

      Christin ordnete die CDs in seinen Nachtschrank ein und bemerkte, dass sich viele klassische Musikstücke darunter befanden. Auch moderne Klassik fand sie. Brandon beobachtete sie, als sie eine CD nach der anderen umdrehte, um die angegebenen Musikstücke zu lesen. Da sie neben seinem Bett kniete, war sie ihm somit sehr nahe. So nahe, dass er den Duft von Cyclamen wieder einatmete, der ihr anhaftete. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie einfach in seine Arme zu schließen. So ein bezauberndes Geschöpf konnte und durfte doch nicht ein Leben lang als Nonne in einem Kloster leben, ging es ihm durch den Kopf. Etwas regte sich in ihm, wofür es sich wieder zu leben lohnte. Er überließ sich jetzt nicht mehr seinen Schmerzen und der aussichtslosen Situation, in der er sich befand. Er kämpfte plötzlich intensiv gegen diese heimtückische Krankheit von sich aus an. Das Gefühl für Christin wurde von Tag zu Tag stärker in ihm. Doch was konnte er ihr schon groß bieten, außer seinen Millionen, die sie nicht nehmen würde und auch nicht behalten durfte. Er wollte sich selbst geben, aber er lag hier beinahe gelähmt im Bett und kämpfte tagtäglich gegen diese Leukämiezellen an. Er musste gesund werden, wenn er sie für sich gewinnen wollte. Doch wie das bewerkstelligen? Und vor allem stand ein noch viel größeres Problem vor ihm: Wollte sie sich überhaupt von ihm gewinnen lassen, für immer? Als er seine Augen wieder öffnete, saß Christin bei ihm auf der Bettkante. Sie wollte ihm gerade die Kopfhörer abnehmen, da sie glaubte, er sei eingeschlafen. Erschrocken zuckte sie zurück.

      „Oh, Verzeihung, ich dachte du wärst eingeschlafen“, entschuldigte sie sich.

      Dabei sah sie ihm direkt in seine blauen Augen, die sie mit einem seltsamen, heißen Begehren ansahen. Völlig verstört sprang sie auf. Dieser Blick ging ihr etwas zu tief unter die Haut. Doch da war es auch schon vorbei. Brandon rief sich schnellstens zur Ordnung. „Christin! Bleib doch hier. Möchtest du vielleicht auch etwas Musik hören?“, versuchte er sie abzulenken.

      Zögernd setzte sie sich wieder auf die Bettkante, jedoch bereit jederzeit wieder aufzuspringen und zu fliehen.

      Er nahm die Kopfhörer ab und setzte sie ihr auf. Staunend hörte sie fantastische Klänge. Interessiert beobachtete er sie. Ihr Gesichtsausdruck ließ auf Begeisterung schließen.

      „Das ist herrlich. Solche Musik habe ich noch nie gehört“, gestand sie ihm begeistert. „Man könnte dabei direkt träumen.“

      Vorsichtig nahm sie die Kopfhörer ab und gab sie ihm zurück.

      „Außer Kirchenmusik hören wir im Kloster nichts anderes“, teilte sie ihm mit.

      „Was? Ach, ihr armen Schweine. Ihr tut mir wirklich leid. Das muss doch langweilig sein“, warf Brandon ein.

      „Nein, solange man nichts anderes kennt, nicht“, antwortete sie.

      „Was ist schon viel anders an einer Symphonie, dass ihr sie nicht hören dürft?“, informierte er sich.

      „Sie ist weltlich“, erklärte sie.

      „Wie oft werden Symphonien in Kirchen gespielt?“, gab er ihr zu verstehen.

      „Das mag schon sein. Aber nicht bei uns, nicht in unserem Kloster“, ließ sie ihn wissen.

      „Aber jetzt kennst du diese andere Musik“, forschte er weiter. „Und wie ich feststellen konnte, gefällt sie dir sogar.“

      „Ja, du hast Recht. Wahrscheinlich sehne ich mich ab jetzt immer nach ihr“, gab sie versonnen zu.

      Das ist schon die zweite Regel, die ich gebrochen habe, dachte sie.

      „Ist das eine große Sünde?“, interessierte sich Brandon.

      „Ich glaube nicht, dass es ein so großes Vergehen ist“, überlegte Christin mit einem Lächeln.

      Er musste schnell die Augen schließen. Dieses Lächeln brachte ihn total durcheinander. Nie hätte er sich träumen lassen, noch einmal zu solchen Gefühlen fähig zu sein. Vor allem zu so intensiven, tiefen Empfindungen, die er noch niemals je zuvor wahrgenommen hatte. Auf keinen Fall durfte Christin vorläufig davon erfahren. Sie würde ihn wohl auf der Stelle verlassen. Er würde äußerst behutsam damit umgehen müssen.

      „Ich gehe in die Küche und koche dir deinen Tee“, informierte sie ihn und verließ das Zimmer. Mit leisen Schritten ging sie die Treppe hinunter. Es war später Nachmittag. Draußen hingen schwere, dunkle Wolken am Himmel und es regnete.

      Hoffentlich ist niemand in der Küche, dachte Christin bei sich. Doch als sie die Türe öffnete stand da Doreen, die gerade Orangen auspresste.

      „Hallo, Christin“, rief sie erfreut. „Was macht Brandon?“

      „Er hört klassische Musik“, berichtete sie ihr, nahm eine kleine Teekanne vom Regal und stellte sich an das Spülbecken mit dem Rücken zu Doreen.

      „Das ist gut. Er hat schon so lange seine geliebte Musik nicht mehr gehört“, redete die Haushälterin weiter.

      Christin drehte den Wasserhahn auf und ließ Wasser in die Kanne laufen. Dabei zitterten ihre Hände so sehr, dass sie das Gefäß mit beiden Händen festhalten musste.

      Was ist nur los mit mir? fragte sie sich im Stillen. Habe ich mich tatsächlich in ihn verliebt? Wenn das Liebe ist, dann ist es aber seltsam, dass ich dabei so sehr zittere und ganz durcheinander bin. Mir wurde erzählt, es sei etwas Wundervolles und Schönes. Dieses Gefühl in mir macht mir eher Angst. Oder ist tatsächlich nur dieses Wörtchen „Du“ daran schuld? Verzweifelt betete sie wieder still: „Wer auf sein Herz vertraut, der ist ein Tor.“

      Vorsichtig stellte sie die Kanne mit dem

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