Guten Morgen, Leben!. Sandra König
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VIER WEGE ZUM
GLÜCK
Yoga. Fast jeder hat schon mal davon gehört und ein Bild von sich verbiegenden Menschen im Kopf. Viele haben es auch schon ausprobiert. Aber nur wenige wissen, worum es dabei wirklich geht.
In unserer westlichen Welt verstehen viele unter Yoga einfach Körperübungen, wie wir sie als Angebot im Fitnessstudio und auch in immer mehr Yogastudios finden. Ursprünglich hatten diese Übungen aber ausschließlich den Zweck, die Körper der Yogis auf stundenlange Meditationen vorzubereiten. Das lässt ahnen, dass mehr dahintersteckt. Auch mein eigener Yogaweg hat im Fitnessstudio begonnen: Ich war auf der Suche nach einem sportlichen Ausgleich zu meinem stressigen Alltag zwischen Job und Familie. Gefunden habe ich nicht nur meine Balance auf einem Bein auf der Yogamatte, sondern auch meine innere Balance im Alltag. Nach wie vor stelle ich fest, dass selbst große Yoga-Zweifler, die sich nur in Yogastunden »verirren«, doch immer wiederkommen. Vielleicht auch ein Hinweis dafür, dass Yoga mehr kann, als uns »bloß« fit zu halten. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Auch wenn du dich vorerst nur auf einen kleinen Teil des Yogaweges einlässt, können sich neue Verhaltensweisen und Denkmuster etablieren – und das geht ganz von allein.
DIE VIER YOGAWEGE
Jeder von uns ist anders, hat andere Gefühle, Gedanken, Ziele und Vorlieben. Deshalb gibt es auch vier Yogawege, vier Möglichkeiten, Yoga zu praktizieren. Grundsätzlich heißt es im Yoga, unser Selbst – Atman – entstammt dem höchsten Selbst – Paramatma. Das höchste Selbst ist Glückseligkeit – Ananda. Und da unser inneres Selbst Teil des Höchsten ist, strebt auch jeder Mensch danach, glücklich zu sein.
Ja, wir alle wollen glücklich sein – so weit, so klar. Aber ehrliche und vor allem dauerhafte Glückseligkeit können wir in der äußeren Welt nicht finden, sondern nur in uns selbst.
1. Karma-Yoga: der Weg der Tat
Alles, was wir tun, hat eine Auswirkung auf unseren Körper, Geist und unser Bewusstsein und bringt ein Ergebnis, das der Absicht entspricht, mit der wir gehandelt haben. Jede Handlung hat eine Folge.
2. Bhakti-Yoga: der Weg der Hingabe und Liebe
Im Zentrum unseres Lebens sollte Liebe stehen. Die Liebe zu Gott, zur gesamten Schöpfung, zu den Menschen genauso wie zu den Tieren und Pflanzen – zur gesamten Natur.
3. Raja-Yoga: der »königliche Weg des Yoga« oder der »achtstufige Pfad«
Dabei geht es um Selbstdisziplin und die tatsächliche Yogapraxis. Raja-Yoga umfasst die uns bekannten Yogatechniken wie Asana (Körperübung), Pranayama (Atemübung), Meditation und Kriya (Reinigungstechniken).
4. Gyana-Yoga: der philosophische Weg
Beim Yoga geht es immer um Körper und Geist. Es geht darum zu üben, zu spüren, zu fühlen, aber auch zu erkennen. Yoga als Weg zur Selbsterkenntnis.
Diese vier Yogawege gehen Hand in Hand: Wenn wir liebevoll mit unseren Mitmenschen und der Natur umgehen, sind wir Bhakti-Yogis. Karma-Yogis sind wir, wenn wir anderen helfen. Wenn wir über den Sinn des Lebens nachdenken, sind wir Gyana-Yogis, und wenn wir unsere Yogaübungen machen, sind wir Raja-Yogis. So können wir alle vier Yogawege an jedem Tag leben … oder es zumindest versuchen.
»YOGA IST DAS ZUR-RUHE-BRINGEN DER BEWEGUNGEN IM GEIST.«
PATANJALI
NANCY KRÜGER
PHILOSOPHIN, YOGALEHRERIN, FREIGEIST
Was bedeutet Yoga in unserer heutigen Zeit? Wie kann man eine 5.000 Jahre alte indische Philosophie ins Hier und Jetzt übersetzen und wie einen Nutzen für ein Leben in der westlichen Welt daraus ziehen? Nancy Krüger bildet nicht nur Yogalehrer aus, sie strahlt von morgens bis abends – dank Yoga.
Wenn Nancy über Yoga-Philosophie spricht, glitzern ihre Augen. Ihre Erzählungen alter indischer Mythen und Geschichten leuchten in allen Farben wie ein Tempel in Indien.
»Morgens wache ich auf, weil mein Sohn Pauli zu mir ins Bett kriecht. Jeden Tag sage ich dann: Nur noch fünf Minuten! Woraufhin er mir ein ›Kraftbussi‹ gibt – er ist davon überzeugt, dass seine Guten-Morgen-Küsse Zauberkräfte haben. Und das haben sie auch! – Meine eigene Morgenroutine beginnt erst, wenn ich Pauli in den Kindergarten gebracht habe. Dann setze ich mich auf meinen orangen Sessel und schaue aus dem Fenster. Das sind die einzigen fünf Minuten des Tages, in denen ich ganz still bin und nichts mache. Danach praktiziere ich Yoga. Früher wollte ich kreativ sein und jeden Tag etwas Neues ausprobieren oder üben. Jetzt mache ich jeden Morgen dieselben Positionen und versuche, sie nicht langweilig werden zu lassen. Routinen anders zu sehen, auf Details zu achten und ehrliche Freude dabei zu empfinden, das trainiere ich Tag für Tag auf meiner Yogamatte.
Ist es nicht so, dass wir üblicherweise zwischen Dingen hin- und herspringen, die wir entweder sehr oder gar nicht mögen? Dass wir uns stets auf das nächste Highlight freuen? Dabei nimmt doch eigentlich die Zeit zwischen diesen Highlights den größten Raum ein. Ich halte es für eine unglaublich starke Kraft zu sehen, dass das wahre Leben aus ganz simplen Dingen besteht. Wenn man nur auf die Besonderheiten wartet, verpasst man es.
Auch in einfachen Positionen liegt eine ganze Welt
Yoga ist extrem rituell. In traditionellen Yogaschulen in Indien wird jeden Tag zur selben Zeit das ganze Yogasutra, alle 195 Verse, rezitiert. Das Yogasutra des indischen Gelehrten Patanjali gilt als wichtigster Yoga-Leitfaden im alltäglichen Leben. Es ist wie ein tägliches Wiederkäuen. Yogis glauben, wenn man diese Botschaften im Körper verankern möchte, muss man sie durch die tägliche Wiederholung in eine festere Konsistenz bringen. Physisch ist das der Sonnengruß, der jeden Morgen wiederholt wird, wieder und wieder und wieder.
Gerade morgens ist es noch leicht, Klarheit zu finden, den Zauber zu sehen. Die Schwierigkeit liegt darin, über die Schwelle seiner Wohnungstür zu gehen und diese Qualität auch in den Tag mitzunehmen. Im Schnitt werden wir Mitteleuropäer 80 Jahre alt. Etwa 24 Jahre davon verbringen wir mit Schlafen, zwölf Jahre sitzen wir vor dem Fernseher, acht Jahre arbeiten wir, fünf Jahre widmen wir uns dem Essen, zwei Jahre und sechs Monate verbringen wir im Auto, ganze 16 Monate wird geputzt und neun Monate wird gewaschen und gebügelt. Wenn wir also den größten Teil unseres Lebens mit langweiligen Routinen verbringen, stellt sich mir die Frage, wie man dieses System im Kopf umkehren kann. Wie kann ich es schaffen, mich nicht nur auf die wenigen Momente zu fokussieren, in denen Höhepunkte passieren, sondern in allem anderen Freude zu finden?
»ROUTINEN ANDERS ZU SEHEN, AUF DETAILS ZU ACHTEN UND EHRLICHE FREUDE DABEI ZU EMPFINDEN, DAS TRAINIERE ICH TAG FÜR TAG AUF MEINER YOGAMATTE.«
NANCYS TIPPS FÜR TAGE, AN DENEN ES NICHT LÄUFT: