Maschinenkinder. Frank Hebben

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Maschinenkinder - Frank Hebben

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belagern uns diese Biester?«

      »Kann ich nicht genau sagen. Segeln stramm auf der Phase… Wer weiß?«

      »Was meinst du damit?«, fragte sie.

      »Das Wellenmuster«, erklärte er nachdenklich. »Könnte sein, dass sie ihm nachjagen.«

      Draußen zogen die Geistervögel ihre Kreise.

      Rhombus schaute ihnen nach, sein Gesicht in tiefen Falten. »Die werden uns Ärger machen.«

      Am Morgen wurde Paul von einer kühlen feuchten Hundenase geweckt, die gegen seine Stirn stupste. »Ach Ludwig, nicht«, raunte er schläfrig und wollte das Kissen schon über den Kopf ziehen, als er ein lautes Klappern hörte. Er fuhr hoch, blickte zum Fenster, doch von den Vögeln war nichts mehr zu sehen. Trotzdem stieg Paul aus dem Bett, streichelte den Hund und zog Schuhe an, bevor er zum Tisch ging, wo ihm Lisa eine brennende Kerze und einen Teller mit Marmeladenbrot hingestellt hatte.

      Er war allein im Raum.

      Also setzte er sich hin, frühstückte einen Happen, bis neues Geklapper, ein Hämmern, ein Schrauben durch das Kupferdach zu ihm drangen.

      Rhombus baute den Konverter ein! Paul klatschte in die Hände, dann konnte ihn nichts mehr halten, und er stürmte zur Hintertür, riss sie weit auf und spurtete die Treppen des Flakturms empor.

      Ludwig folgte ihm japsend auf den Fersen.

      Oben fanden sie Rhombus bei seiner Arbeit am Lichtwerk. Auch Lisa war hier; auf einem Tuch kniete sie in den Gemüsebeeten, und darüber hingen Leinen mit festgeknoteten Flaschen, die wie Lichterketten strahlten: Eisblaue Würmer ringelten sich am Glasboden, auch etwas Erde war eingefüllt.

      »Guten Morgen, ihr«, begrüßte Paul die beiden, und Lisa drehte sich zu ihm um, hob die Hand und winkte, worauf der Hund zu ihr hintrottete, die Nase schnüffelnd am Beton. »Dass du mir heute keinen Streifzug machst«, rief sie herüber. »Da wartet Wäsche auf dich.«

      »Aber ich hab doch Letztens erst gewaschen …«

      »Und alles wieder eingesaut. Ich bin nicht eure Dienstmagd, ihr könnt beide mit anpacken.«

      Paul schnitt ihr eine Grimasse, während er zu Rhombus weiterging. Waschen, pah! Dafür bekam er keinen Orden.

      »Soso, auch schon wach, ja?«, brummte dieser und streckte den Schraubenschlüssel vor. »Nerven wie Stahl hast du, Rekrut. Wir haben kein Auge mehr zugekriegt.«

      »Ich war müde«, sagte Paul achselzuckend und betrachtete die Schäden am Lichtwerk: Von der Maschine waren Stangen und Zahnräder abgefallen, die verstreut auf der Plattform lagen; im Suchscheinwerfer spannten sich Risse durchs Glas; das Flakgerüst hing schief, als wären die Streben unten geschmolzen. Und einer der kleinen Propeller, die wie Windspiele auf der Brüstung standen, hatte einen Knick, sah aber sonst funktionstüchtig aus.

      Ganz schön ramponiert alles.

      Rhombus folgte seinem Blick zu einem Verteilerkasten, dessen Deckel nur noch an einer Angel hing; die Kabel baumelten bis zum Boden, ineinander verdreht und verknotet. »Eine Sauerei ist das! Kostet uns Tage, wenn nicht Wochen, das erneut instand zu setzen.«

      »Die Vögel …«

      »… sind abgezogen, als die Phase weitergerückt ist, zur Altstadt. Die Marienkirche hat ein paar Schindeln weg, dann ist irgendwo ein Haus eingekracht. Aber ich denke, wir haben Ruhe so weit.«

      »Hoffentlich«, sagte Paul. Er hob ein schweres, rostiges Zahnrad auf, das er zu Rhombus herüberschleppte. »Baust du den Konverter heute ein?«

      »Das kann warten, bis wir Strom haben.«

      »Was soll das heißen?«

      »Was das heißen soll, Bursche«, murrte Rhombus und trat beiseite, damit Paul freie Sicht auf den Benzingenerator und die galvanischen Säulen hatte, die gesplittert und ohne Säure im Schlagschatten der Flak standen. »Da kriegen wir doch kein Volt mehr raus.«

      »Ist der Generator kaputt?«

      »Nein, aber mit dem bisschen Benzin …« Der Alte wandte sich dem Gestänge zu, an dem er die lockeren Muttern festzog. »Reich mir die Ölkanne, Junge.«

      Schweigend reparierten sie die gröbsten Schäden, bauten die Zahnräder ein, schraubten eine Konsole fest und lose Stahlplatten, ehe Rhombus das Werkzeug sinken ließ: »Ich kann nicht mehr stehen«, sagte er müde und wies auf die Brüstung nahe den Gemüsebeeten. »Wir haben uns eine Pause verdient.«

      »Erzählst du mir vom Teutonium?«, fragte Paul, der neben ihm ging, sobald Rhombus eine Pfeife und Stopftabak aus dem Waffenrock gezogen hatte. »Es wurde im Krieg benutzt, richtig?«

      »Woher weißt du davon?«

      »Aus deinen Büchern«, sagte Paul verlegen und neigte den Kopf, zerstrubbelte sein kurzes blondes Haar. Er musste aufhören, solche Sachen auszuplaudern. Das gab nur Ärger …

      »Hatte ich dir nicht verboten, meinen Raum zu betreten? Warum schließe ich wohl ab?« Langsam, um sein Bein zu schonen, ließ Rhombus sich auf einem Betonstein nieder. »Da sind Dinge drin, die dich nichts angehen!«

      »Na gut, aber –«

      »Das Teutonium«, schnaubte Rhombus verächtlich. »Dieses Teufelsmetall. Aber ich glaube, so langsam bist du alt genug, ein wenig mehr zu wissen.«

      Was er wohl zu hören bekam? Neugierig setzte sich Paul in den Schneidersitz zu seinen Füßen. »Lisa, willst du herkommen?«

      »Ich kriege schon alles mit«, antwortete sie, während sie eine fluoreszierende Blume von einem Topf in den nächstgrößeren verpflanzte.

      Sie lächelte zufrieden.

      Mit dem Daumen drückte Rhombus etwas Tabak in den Pfeifenkopf, dann entfachte er ein Zündholz, hielt es tiefer – und saugte am Mundstück, bis die Glut aufknisterte. Er blies den schweren Rauch durch die Nase, schloss träge die Augen.

      »Am Ende des letzten Jahrhunderts wurde es zufällig von einem Geologen entdeckt. Im Boden schaut es aus wie gewöhnliches Erz. Kippt man beides in den Hochofen, entsteht nur das stinknormale Roheisen ohne spezielle Eigenschaften. Kannst du mir folgen, Bursche?«

      Paul nickte. Dann schob er die Handflächen seitlich, um den Rücken abzustützen, und schaute den Alten an.

      »Man braucht also Teutonium in Reinform, ohne Verunreinigungen durch andere Metalle – und auch ein anderes Schmelzverfahren, das seine wahren Kräfte weckt. Und jetzt willst du sicher wissen, welche das denn sind …«

      »Spann mich nicht auf die Folter«, sagte Paul. Seine Wangen glühten. »Was war so Besonderes daran?«

      »Du kennst doch Magneten? Ich hab dir mal einen gezeigt. Das Teutonium ist ähnlich, nur viel, viel stärker: Ein, ja, unsichtbares Feld schwebt über dem Metall – es fühlt sich wie ein Luftpolster an; nur mit ruhiger Hand kann man hindurch greifen und die Oberfläche anfassen. Aber wenn man es mit Kugeln oder einer Granate beschießt, prallen die Geschosse einfach davon ab … paff! Ein hübsches Feuerwerk gibt das; und mit Quarz gemischt kann man sogar Fenster draus machen.«

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