Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert. Arno Hildebrandt
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Maria stellt man dar dort groß
mit Jesu Leichnam auf dem Schoß.
Sie soll ihr Leid symbolisieren,
doch kann sie auch zum Fehlschluss führen.
In einem biblischen Bericht
gibt’s eine solche Szene nicht!
Maria wird verehrt sogar,
weil sie mit Zwölf noch Jungfrau war.
Die meisten Mädchen haben doch
selbst heut’ mit zwölf die Unschuld noch!
Zudem hatte sie in der Zeit
wohl kaum eine Gelegenheit
dort in Versuchung mal zu kommen;
die Möglichkeit ward ihr genommen.
Sie wusste kaum, wie’s ihr ergangen,
als sie in Unschuld einst empfangen.
Den Vorgang textlich zu erfassen,
hatte man leider unterlassen.
Erführe man darüber mehr,
fiele das Glauben nicht so schwer.
Wer glaubt schon Dinge einfach blind,
die logisch nicht begreifbar sind.
Nach der Geburt von Jesus dann 7
lebte sie ja mit ihrem Mann.
War sie mit ihm denn nie intim?
Ich denk, sie schlief dann schon mit ihm,
zumal das für ein Ehepaar
vor Gott ja keine Sünde war.
Wie aus der Bibel ich entnommen,
hat sie auch Kinder noch bekommen.
Päpste war’n es, die für die Welt
die neuen Lehren aufgestellt.
Dogmen – Enzykliken genannt –
wurden ans Christenvolk versandt.
Glaubten die Päpste zu der Zeit
selbst an ihre Unfehlbarkeit?
Doch so entstand – wie man’s heut kennt –
neu das Maria-Management.
Dadurch – so hör ich irritiert –
wird sie noch Jungfrau tituliert.
Jungfrau Maria nennt man sie
und fällt anbetend auf die Knie.
Vor Bildnissen – kunstvoll gestaltet –
so mancher seine Hände faltet
und fleht sie um Vermittlung an
und glaubt an deren Hilfe dann,
wobei es sinnvoller doch ist,
man betet gleich zu Jesus Christ!
Ich frag': Ist am Marienkult
allein jetzt nur der Klerus schuld?
Durch unsre Bibel ist da eben
nicht eine Grundlage gegeben!
Nun meine ich, dass ich zum Schluss
folgendes noch erwähnen muss –
und zwar: Maria Himmelfahrt.
Vielleicht scheint die Erkenntnis hart.
Von dem, was diesen Part betrifft,
steht gar nichts in der Heil’gen Schrift!
Den Glauben gibt’s – was kaum verwundert
bereits seit dem sechsten Jahrhundert.
Gefestigt ward er mit der Zeit
durch manch’ gehob’ne Geistlichkeit.
Darüber hab’ ich dann gelesen,
Pius, der zwölfte wär’s gewesen,
der die Legende mit Bedacht
zum wahren Dogma hat gemacht
für alle Katholiken künftig –
und das erst Neunzehnhundertfünfzig!
Damit der Glaube überdauert,
hat dieser Papst ihn fest ummauert.
Evangelisten schrieben’s nicht;
in keinem einzigen Bericht!
In Ihrer Zeit doch wär’ das schon
eine sehr große Sensation.
Sie hätten das, was schwer zu fassen,
wohl sicherlich nicht ausgelassen.
Wäre dies tatsächlich passiert,
hätten sie’s sicherlich notiert!
Wann – wo Maria einst verschied,