Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert. Arno Hildebrandt

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Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert - Arno Hildebrandt

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      Man liest ganz nebenbei nur so, 2

      dass sie mit nach Ägypten floh

      mit Josef und mit ihrem Kinde,

      wobei ich eigenartig finde,

      dass ab jetzt Josef offenbar

      für Gott der Ansprechpartner war.

      Der Engel warnte nämlich ihn,

      sie sollen nach Ägypten zieh’n.

      Der sprach zu ihm: »Bleibe nicht hier,

      nimm Kind nebst Mutter schnell zu dir;

      Herodes Häscher zieh’n herum,

      und bringen alle Knäblein um.

      Dort, in Ägypten sollt ihr leben.

      Ich werde dir Bescheid dann geben,

      wenn die Bedrohung ist vorbei –

      dann geht nach Hause alle drei.«

       Jeder achtet wohl nicht darauf,

       mir jedoch fiel es hierbei auf,

       als Josef die Nachricht erfuhr,

       dass dieser Engel einfach nur

       von der Mutter des Kindleins spricht,

       denn ihren Namen nennt er nicht.

       Genau so drückte er sich aus

       bei dem Gebot: »Nun geht nach Haus.«

      Dann hatte Lukas noch beschrieben, 3

      dass Jesus mal zurückgeblieben

      nach einem Feste ehedem

      im Tempel zu Jerusalem.

      Denn als das Passahfest war aus,

      zog alles Volk wieder nach Haus.

      Wie es beim Volksgetümmel ist,

      ward Jesus erst recht spät vermisst.

      Die Eltern dachten wohl dabei,

      dass er bei den Gefährten sei.

      Doch bangten sie nach einer Zeit

      um ihres Sohnes Sicherheit.

      Unruhig wurden sie, darum

      hörten sie sich bei Freunden um.

      Unter der großen Menschenschar

      er aber nicht zu finden war.

      So sind die Eltern unter Bangen

      den ganzen Weg zurückgegangen.

      Drei Tage suchten sie jetzt schon;

      dann endlich fanden sie den Sohn!

      Sie war’n erstaunt darüber, dass

      ihr Kind bei den Gelehrten saß.

      Er stellte ihnen kluge Fragen

      und wusste selbst auch viel zu sagen.

      Und alle Lehrer, die zugegen

      staunten, seines Verstandes wegen.

      Doch als die Eltern ihn entdeckt,

      war’n sie verärgert und erschreckt.

      Drum sprach Maria ganz spontan:

      »Sag, warum hast du das getan?

      Warum bliebst du alleine hier?

      Drei Tage suchten wir nach dir!«

      Doch Jesus rechtfertigte sich –

      fragte: »Warum suchtet ihr mich?

      Ich konnte – logisch – doch allein

      nur im Haus meines Vaters sein!«

      Die Eltern dies nicht so empfanden,

      weil sie zunächst es nicht verstanden.

      Doch seine Mutter behielt schon

      im Herzen, was gesagt ihr Sohn.

      Und Jesus sah danach doch ein,

      er könne froh und dankbar sein

      für seine Eltern – die geduldig.

      Er war ihnen Gehorsam schuldig.

      Also ging er mit ihnen dann

      nach Haus – ward ihnen untertan.

      Dort hat Beachtung er bekommen,

      da er an Weisheit zugenommen.

       Darüber, was er tat zu Haus,

       schweigt sich die Bibel leider aus.

       Da man darob nichts lesen kann,

       nehme ich folgendes mal an:

       Er lernte – denke ich – recht fleißig

       und blieb dort wohl bis er fast dreißig.

       Er hat die Schriften wohl studiert

       und in der Werkstatt assistiert.

       Über Maria liest man dort

       in diesem Zeitraum nicht ein Wort.

       Jesus hatte sein Heim verlassen

       und sich im Jordan taufen lassen.

       Nachdem er dann im Wüstensand

       etliche Prüfungen bestand

       und dann nach Galiläa kam,

       man von Maria was vernahm.

      In Galiläa – ist zu lesen –

      in der Stadt Kana sei’s gewesen, 4

      regte

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