Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert. Arno Hildebrandt

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Geschichten aus dem Neuen Testament - Lyrisch interpretiert - Arno Hildebrandt

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       Wie bitte – ja, so frage ich –

       fühlte das Kind Maria sich?

       Von ihren Eltern abgegeben

       um bei der Priesterschaft zu leben.

       Fühlte sie sich nicht einsam dort

       an diesem kinderlosen Ort?

       Es fällt mir schwer, an solchen Stellen,

       mir das Beschrieb'ne vorzustellen!

       Neun Jahre bei der Priesterschaft!

       Wie hat das Kind das nur geschafft?

       Ist es ganz ohne Spiel und Faxen

       und ohne Freundin aufgewachsen?

       Unklar ist auch, ob in den Jahren

       die Eltern manchmal bei ihm waren.

       Ob es Maria gar nicht quälte,

       weil doch die Elternliebe fehlte?

       Ich frag’ mich, was kann das bedeuten,

       dass sich die Eltern auch noch freuten,

       dass ihre Tochter guter Ding

       dort blieb, und nicht an ihnen hing.

       Sie wuchs heran – zwar fromm und rein –

       doch, durfte sie auch kindlich sein?

       Hat man – frage ich unverhohlen –

       Marias Kindheit so gestohlen?

       Wer weiß, wie ihr zumute war,

       als sie grad zwölf geworden war,

       und man ihr unschuldiges Leben

       jetzt wieder weiter hat gegeben.

       Was hat Maria wohl gesagt,

       als man sie einfach ungefragt

       einem wildfremden Mann gegeben,

       mit welchem sie dann sollte leben?

       Wer glaubt denn, dass die Weltentrückte

       diese Situation beglückte?

       Aber bezüglich solcher Fragen

       will kein Evangelist was sagen.

      1 Protevangelium 8 + 9

      * * *

      Die Verheißung der Geburt Jesu

      Maria lebte lange Zeit 1

      in Josefs Haus in Einsamkeit.

      Die Braut Josefs – noch ach so jung –

      vermisste auch Beschäftigung.

      Im Haus tat sie zwar dies und das,

      doch das machte nicht wirklich Spaß.

      Die Priesterschaft wollte nun gern

      'nen Vorhang für das Haus des Herrn.

      Der sollte aber ganz allein

      von Jungfrauen geschaffen sein,

      die aus dem Stamme Davids stammen.

      Es fanden sieben sich zusammen.

      Maria war dabei. – Deswegen

      kam ihr der Auftrag sehr gelegen!

      Die Arbeit wurde aufgeteilt

      und durch Verlosung zugeteilt.

      Jede nahm ihren Teil daraus

      zwecks der Verrichtung mit nach Haus.

       Im Protevangelium Zehn

       können wir durch Jakobus sehn

       – da er als Einziger notierte

       was viele Christen interessierte –

       dass dieses Kind Maria klar

       Nachkomme vom Stamm Davids war.

       Somit ist für die Christenwelt

       meines Erachtens festgestellt,

       dass durch Maria ganz allein

       Jesus konnt’ vom Stamm Davids sein.

       Die wichtige Information

       fehlte mir in der Bibel schon.

      Nach sechs Monaten so allein, 2

      kehrte bei ihr ein Engel ein.

      Als den Maria dort entdeckt,

      hatte sie sich schon sehr erschreckt.

      Es war der Engel Gabriel,

      der zu ihr sprach an dieser Stell':

      »Gegrüßet seist du, holde Maid,

      vor allen Frau’n gebenedeit!

      Kein Grund ist, dass ein Schreck dich quält,

      denn du bist von Gott auserwählt

      aus all den Frauen hier auf Erden,

      denn du wirst bald schon schwanger werden!

      Gott will die Gnade dir gewähren,

      denn du wirst einen Sohn gebären,

      welcher die Welt erretten kann!

      Gib ihm den Namen Jesus dann.

      Man wird ihn Sohn des Höchsten nennen

      und alle

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