Die Suche nach den gestohlenen Ponys. Eva Gerth
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Читать онлайн книгу Die Suche nach den gestohlenen Ponys - Eva Gerth страница 6
„Ist ja nicht schlimm, dann bleibt Helene einfach bei uns“, meint Nicole und legt dabei ihren Arm um Helenes Schulter.
„Okay, super. Ich habe nämlich auch verdammt großen Hunger und Spaghetti hören sich richtig gut an.“ Sie strahlt Nicole an und meint zu ihr gewandt: „Übrigens, der Ausritt war richtig super. Das können wir gerne noch mal wiederholen, wenn du möchtest.“
„Klar, ich fand es auch klasse. Von mir aus jeder Zeit.“
„So, jetzt aber ab zu den Spaghetti, sonst stehen wir noch Ostern hier“, meint Antje.
„Wir bringen noch schnell die Ponys in die Boxen, dann kommen wir nach“, sagt Nicole. Worauf die beiden Mädchen mit ihren Ponys und Gideon im Schlepptau sich in Richtung Stall aufmachen.
Keine zehn Minuten später sind die drei auf den Weg in die Küche, um ihren Hunger zu stillen.
Die Küche der Familie Schulze-Becker ist so, wie man sich eine Bauernküche vorstellt. Sie ist geräumig und hat große Fenster zum Hof hin, sodass man einen schönen Blick auf den Pferdestall und die Wiesen hat. Die große Essecke, an deren Tisch mindestens zehn Leute Platz haben, strahlt mit den Kerzen und Kissen eine schöne Gemütlichkeit aus. Der Herd, auf dem gerade die Spaghetti kochen, steht in der Mitte des Raumes. An den Wänden stehen schön restaurierte alte Küchenschränke. Und auf der Anrichte befinden sich verschiedene getrocknete Kräuter aus dem eigenen Garten, die Antje zum Würzen verwendet.
Als die vier mit großem Appetit ihre Nudeln essen, kommt Nicoles Vater herein: „Mhm, hier riecht es aber gut.“
„Du kommst gerade rechtzeitig. Noch ist etwas von den Nudeln übrig.“ Antje lächelt ihrem Mann zu und zeigt auf Nicole, Helene und Gideon, die gierig die Spaghetti in ihre Münder schaufeln.
„Da bin ich aber froh.“ Julius grinst und setzt sich mit an den Tisch.
„Ja, Herr Schulze-Becker, es schmeckt wirklich ausgezeichnet“, bemerkt Gideon mit vollem Mund. Was sich gleich rächt, denn es ist ihm dabei eine Nudel aus dem Mund geflutscht. Peinlich berührt wendet er sich wieder seinem Teller zu. Während alle nun stillschweigend ihre Spaghetti essen, klingelt plötzlich das Telefon.
Erschrocken über das laute Schrillen blicken alle von ihren Tellern auf, so nach dem Motto, wer stört uns bei dem leckeren Essen. Als sich niemand rührt, seufzt Antje und meint: „Dann gehe ich mal zum Telefon.“ Nach einem kurzen beschämten Blick wenden sich alle anderen wieder ihrem Essen zu.
Nach ein paar Minuten kommt Antje aus dem Wohnzimmer zurück. „Das war Ede. Er ist noch zwei Wochen krankgeschrieben. Seine Sommergrippe scheint wohl doch etwas hartnäckiger zu sein, als er gedacht hat.“
Ede heißt eigentlich Eduard Kleinstall, aber alle nennen ihn nur Ede. Seit über zehn Jahren arbeitet er jetzt schon bei den Schulze-Beckers. Er ist sechzig Jahre alt und schon in Rente. Da er noch topfit ist, ärgert es ihn besonders, dass sich seine weiß-grauen Haare langsam verabschieden. Ihm macht die Arbeit auf dem Reiterhof Spaß, vor allem wenn die Ferienkinder wieder da sind. Dann ist endlich wieder Action angesagt und so kann er seine kleine Rente auch etwas aufbessern. Nicht weit vom Ponyhof entfernt hat er eine kleine Doppelhaushälfte. Ede gilt sozusagen als das Mädchen für alles und ist die gute Seele des Reiterhofes.
„Gerade jetzt, wo wir so viel zu tun haben und heute Nachmittag die ersten Ferienkinder zum Reitunterricht kommen“, entgegnet Julius sichtlich genervt.
„Ach, wir schaffen das schon irgendwie. Notfalls muss Martin mit Hand anlegen und die Ställe ausmisten“, meint Antje und legt ihre Hand beruhigend auf Julius Schulter.
Martin Meier ist der Reitlehrer für die kleinsten Kinder hier auf dem Reiterhof. Martin gibt den Unterricht allerdings nur während der Ferien, denn er studiert seit einigen Jahren Tiermedizin an der Uni Münster. Dadurch hat er nicht mehr so viel Zeit, was er echt schade findet. Er liebt den Umgang mit den Kindern und den Ponys. Die Kinder, die schon häufiger in den Ferien auf dem Reiterhof waren, freuen sich immer wieder auf seine abwechslungsreichen Reitstunden.
Martin ist 24 Jahre alt, hat braunes gewelltes Haar und ein sportliches Aussehen. Sein Mund wirkt, als würde er immer ein wenig lächeln. Ja, er ist eine wahre Frohnatur, was sich positiv auf Kind und Pony auswirkt. Antje, Julius und auch Nicole haben ihn gleich vom ersten Tag an ins Herz geschlossen.
Martin ist seit ungefähr drei Jahren bei den Schulze-Beckers und kennt jedes Pony. Wenn neue Reitschüler kommen, spricht er erst mal in aller Ruhe mit den Kindern, um ihren Charakter kennenzulernen. Dann entscheidet er, für wen welches Pony am besten geeignet ist. Und was soll man sagen, er hat immer die richtige Wahl getroffen. Das ist wohl auch ein Grund, weshalb die meisten Kinder jedes Jahr wiederkommen.
„Es sind ja gerade Ferien, da würde ich Ihnen gerne helfen“, bietet Helene an. „Die Arbeit im Stall und mit den Ponys macht mir Spaß. Und was kann einem Besseres passieren, als auf einem Reiterhof Ferien machen zu dürfen“, bekräftigt sie ihr Angebot.
„Ich könnte ebenfalls mithelfen“, sagt nun auch Gideon.
Antjes Blick fällt erst auf Helene und wandert dann zu Gideon. „Das würdet ihr wirklich machen?“ Antje schaut die beiden ganz gerührt an.
Wie aus einem Mund antworten die beiden: „Klaro!“ und müssen dann lauthals über ihre Zwillingsantwort lachen.
Julius Laune scheint sich wieder zu bessern: „Das wäre wirklich eine große Hilfe für uns. Als Gegenleistung können wir euch aber nur anbieten, dass ihr mit den Ponys ausreiten dürft.“
„Wir legen gleich los. Sagen sie uns, was wir machen sollen“, möchte Gideon nun voller Elan wissen.
„Ihr könnt gerne nach der Reitstunde helfen, die Ponys abzusatteln und den kleinen Kindern zeigen, wie die Ponys gestriegelt und wie die Boxen saubergemacht werden. Das hat sonst immer Ede gemacht.“
„Geht in Ordnung, Frau Schulze-Becker“, meint Helene.
Nachdem alles geklärt ist und alle vollkommen satt sind, fragt Antje ihre Tochter, ob sie ihr helfen könnte. Der Tierarzt würde bald kommen, um die trächtige Stute Cindy zu untersuchen. Jetzt so kurz vor der Geburt hatten sie Cindy in einer größeren Box am Ende des Stalls untergebracht, wo es nicht so hektisch zugeht. „Ich könnte deine Hilfe gut gebrauchen. Du weißt doch, wie nervös Cindy immer ist, wenn der Tierarzt kommt. Und gerade jetzt, wo sie doch bald ein Fohlen erwartet. In deiner Nähe ist sie immer ganz entspannt.“
„Ich bin dabei“, antwortet Nicole. „Allerdings muss ich erst noch Horsti versorgen.“
„Geh du ruhig mit, ich kümmere mich schon um Horsti“, erklärt Helene Nicole.
„Ist das auch wirklich okay für dich?“
„Na klar, ich habe doch Zeit und außerdem macht es mir echt Spaß.“
„Ich kann dir dabei helfen“, bietet sich Gideon an.
„Schön. Wenn du Zeit hast …“ ‚Jetzt bloß nicht rot werden‘, denkt sich Helene