Leben aus dem Sein. Radhe Shyam
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Auch jetzt, mit seiner neuen und jungen Familie, verbrachte der alte Birshan Singh einen Großteil seiner Zeit bei Babaji und diente ihm, wenn er im Shakteswar Mahadev-Tempel weilte. Gelegentlich reisten sie auch zusammen umher. Eines Sommers war Birshan gerade lange genug zu Hause geblieben, um die Felder zu pflügen und den Reis zu pflanzen, aber er war nicht daheim gewesen, als die Gebirgsbäche auf die Felder geleitet wurden, um die jungen Pflanzen zu wässern. Die Felder der Nachbarn waren bewässert worden, aber seine nicht, und durch die Trockenheit war seine Reisernte bedroht. Die kritischen Nachbarn raunten sich schon zu: "Mal sehen, was Birshans Kinder diesen Winter essen werden." Kurz darauf kam Babaji zu Besuch in den Shakteswar Mahadev-Tempel. Er fragte Birshan, was seine Nachbarn denn so redeten, und Birshan versuchte, davon abzulenken, indem er sagte: "Nichts Wichtiges". Doch Babaji drängte ihn, bis er zugab, dass seine Nachbarn sagten, seine Kinder würden im Winter nichts zu essen haben. Babaji sagte ihm daraufhin, er solle sich darüber keine Sorgen machen.
Wie sie dasaßen und sich unterhielten, bedeckte sich der Himmel, und kurz darauf begann es überall um sie herum heftig zu regnen. Babaji meinte dazu, es wäre "ein ganz schöner Regen". Nach ungefähr dreißig Minuten, als der Regen aufhörte, schickte Babaji Birshan zu den Feldern, um nachzusehen, wie viel Regen gefallen sei. Und wie Birshan über die Felder seiner Nachbarn ging, staunte er, denn dort schien überhaupt kein Regen gefallen zu sein. Als er aber zu seinen eigenen Feldern gelangte, stand er knietief im Wasser.
In diesem Jahr war der Reisertrag von Birshans Feldern um einiges höher als in den anderen Jahren. Die Familie hatte für über zwei Jahre Reis, und Birshan brauchte auch im zweiten Jahr keinen Reis anzupflanzen.
Einmal erlitt Birshan einen Sturz aus großer Höhe. Der Fall brach ihm das Rückgrat, und er blieb bewusstlos und aus vielen Wunden blutend am Boden liegen. Die Dorfbewohner trugen seinen bewusstlosen Körper nach Hause. Jedermann dachte, er wäre schon tot oder aber er liege im Sterben. Seine Frau begann zu trauern und zu weinen.
Die ganze Nacht über lag Birshan bewusstlos und unbeweglich da. Am nächsten Morgen stand seine Frau um drei Uhr früh rastlos und beunruhigt auf und öffnete die große zweiflügelige Haupttür des Hauses. Draußen stand Babaji. Birshans Frau brach in Tränen aus und machte Pranam vor ihm. Babaji fragte, weshalb sie weine, und sie antwortete, dass Birshan dem Tode nahe sei. Dann führte sie Babaji zu Birshan.
Babaji beruhigte sie, sie solle sich keine Sorgen machen. Er schickte sie auf die Felder, um eine bestimmte Pflanze zu suchen. Als sie damit zurückkehrte, machte Babaji eine Paste daraus und wies Birshans Frau an, damit die Stelle einzureiben, an der Birshans Rückgrat gebrochen war. Einige Zeit danach legte Babaji seine Hand unter Birshans Rücken und hob den bewusstlosen Körper in eine sitzende Stellung.
Wie er aufgerichtet wurde, erlangte Birshan sein Bewusstsein wieder. Er war entzückt, seinen Guru und Gott zu sehen, und er stand auf, um sich vor Babaji zu verbeugen, ohne ein Anzeichen oder einen Ausdruck von Schmerz auf seinem Gesicht: er war vollständig geheilt. Er fragte, was geschehen sei, und schickte dann seine Frau zum Stall, um Kuhmilch für Babaji zu holen.
Babaji sagte, er wolle nichts zu sich nehmen; er wäre eben von Jagannath hergekommen, wo er gerade ein Yagna abgehalten hätte, und er müsste schnell zu den dort wartenden Leuten zurück. (Es gibt einen Jagannath-Tempel, der ungefähr achtzehn Kilometer vom Shakteswar Mahadev-Tempel entfernt liegt, also nicht gerade nahe genug, um kurz einmal für eine morgendliche Zeremonie hinüberzugeben.) Birshans Frau kam aus der Küche mit einem Teller voller Mehl, Reis, Zucker und anderen Dingen, die traditionellerweise den Heiligen im Kumaon-Gebirge angeboten werden, doch Babaji nahm nur eine Fingerspitze von jedem und legte alles in seine Schultertasche. Dann eilte die Frau zum Stall, um Milch für Babaji zu holen. Babaji sagte zu Birshan, dass er es wirklich eilig hätte, aber dass er beim Tempel anhalten würde, um dort ein Morgenopfer darzubringen. Birshan verbeugte sich, und Babaji ging hinaus. Birshans Frau lief vom Schuppen mit einem Behälter voller Milch für Babaji herbei. Aber er war ihr schon achtzig Meter voraus und überquerte die Felder in Richtung Tempel. Sie verlor ihn aus den Augen, hörte aber, wie die Muschel geblasen und die Tempelglocken geläutet wurden. Als sie zum Tempel lief und nachsah, war der Lingam (Symbol des Gottes Shiva) mit Wasser benetzt, aber weder im Tempel noch in der Umgebung war eine Spur von Babaji zu entdecken.
***
Doktor Hem Chand Joshi, ein wohlbekannter Sprachwissenschaftler, der nachweislich zweiundfünfzig Sprachen in Wort und Schrift beherrschte, war auch ein großer Schüler von Shri Babaji. Sein Leben lang sammelte er Geschichten über Haidakhan Baba und verfasste ein Manuskript, das ein Buch über ihn werden sollte. Das Buch wurde nicht mehr zu seinen Lebzeiten herausgebracht, sondern zurückgelegt, um erst bei Babajis Wiederkehr veröffentlicht zu werden. Das Manuskript wurde von Doktor Joshis Witwe gefunden und veröffentlicht, gemäß Shri Haidakhan Babas Anweisungen, nach seiner Rückkehr im Jahre 1970. Die folgende Geschichte beschreibt eine Begebenheit, die 1910 oder 1911 geschah.
"Doktor Joshi's Schwiegervater, Shri G.N. Joshi, litt seit drei oder vier Jahren an Tuberkulose, und er war an diesem Tag an dieser schrecklichen Krankheit gestorben. Ein Schleier von Trauer senkte sich über die Familie und herzerweichendes Schluchzen stieg zum Himmel empor. Die Leiche wurde außer Haus gebracht und unter einem Limonenbaum aufgebahrt.
Die Leute aus dem Dorf kamen herbei, um gemeinsam mit der Familie den Verlust zu beweinen, und es wurden für den Leichenzug, der den Toten zu den Verbrennungstätten begleiten sollte, erste Vorbereitungen getroffen. Wie der Körper das letzte Mal einer heiligen Waschung unterzogen wurde, erschien plötzlich Babaji auf der Szene.
Die Mutter von G.N. Joshi fiel Babaji zu Füßen und betete zu ihm: "Mein Herr, jetzt, wo du in der Stunde der Not zu mir gekommen bist, gewähre mir deine Gnade und gib meinem toten Sohn nochmals eine Spanne Leben. Ich bin schrecklich beunruhigt über meine junge Schwiegertochter (der Frau von G. N. Joshi). Wie soll sie diesen schrecklichen Verlust ertragen und ihren Lebensweg ganz alleine gehen? Ich habe noch drei Söhne, aber mein Herz weint für dieses junge vierundzwanzigjährige Mädchen. Bitte, Herr, bitte......" Der Herr lächelte und sagte: "Mach Dir keine Sorgen, dein Sohn wird gesund werden."
Jeder der Anwesenden schaute ihn etwas scheu von der Seite her an, dann brach ein Murmeln aus und alle fragten sich, was man mit jemandem machen könnte, der schon tot wäre und der ganz offensichtlich schon hinübergegangen sei? Doch Babaji hatte anscheinend eine andere Auffassung.
Plötzlich wurde Babaji sehr ernst, brach einen Zweig von jenem Baum, unter dem der Tote lag, und begann ihn mit dem Zweig zu berühren (Jhara).37 Kaum eine Minute war vergangen, als er die klagende Mutter beschwichtigte: "Sorge Dich nicht, es scheint, als ob die Wärme in seinen Körper zurückkehrt." Noch eine Minute später sagte er: "Ich fühle sogar, dass sein Puls zurückkehrt."
Die Leute standen verblüfft herum: Was tat dieser Bhagwan Haidakhandi da? G. N. Joshi war tot, und von wo ruft er ihn zurück? Es schien, als ob jeder, der Babajis Ankündigungen gehört hatte, sämtliche Fähigkeiten, etwas zu verstehen, eingebüßt hatte. Doch das würde wohl jedem passieren, der ein solches Ereignis miterlebt.
Etwas später fragte Babaji nach etwas Muttermilch. Es wurde ihm etwa ein Becher voll gebracht und Schluck für Schluck flößte er diese Milch G. N. Joshi ein. Dann öffnete er ihm eigenhändig die Augen.
Jedermann sah, dass G. N. Joshi wieder lebendig wurde, und war völlig verblüfft darüber. Fast jeder hatte schon vernommen, dass Babaji Gott in einer menschlichen Gestalt war, doch jetzt hatten es alle erfahren.
Dann befahl Babaji ihnen, Joshiji ins Haus zu bringen, aber über Aberglauben kommt man schwer hinweg, und auch jetzt fürchteten sich alle, den Körper