Mit dem Fahrrad vom Atlantik bis ans Schwarze Meer. Mady Host
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Optisch hat das aktuelle Klima schließlich auch etwas, freue ich mich, als ich meine Kamera zum Fluss ausrichte, auf dessen gegenüberliegender Uferseite eine kleine Steinkirche ihr Spitzdach-Türmchen zwischen den Bäumen vorschiebt und sich der Wolkendunst in den Hügeln in Szene setzt.
Ähnlich schön ist die Lage des Zeltplatzes in Baume-les-Dames in einem Tal, das nur eine Farbe kennt: Grün. Von meinen französischen Eltern habe ich mich noch einmal getrennt und freue mich diebisch, als die einhundert Kilometer heute schon um 16:30 Uhr geschafft sind, vor Ankunft meiner beiden Freunde und sogar noch vor Öffnung der Rezeption.
Als wäre es meine Belohnung, schieben sich die Wolken auseinander und machen Platz für die wärmenden Strahlen der Sonne. Ich genieße Tee, Brot und Camembert als Nachmittagssnack und bemerke einen weiteren Vorteil von Regentagen: Die Freude über Wetterbesserung ist umso größer und die Sonne hat das Potenzial, meine Endorphine in die Achterbahn zu schicken. Ich grinse in den Himmel.
Das perfekte Frühstück
Die letzten Kilometer in dem Land, dem ich mich nicht nur verbunden fühle, weil ich hier Familie habe und schon als kleiner Stöpsel das erste Mal herreiste, sondern auch, weil es Startpunkt meines großen Radlerabenteuers war, verbringe ich nahezu fliegend. Eine Tagesetappe von fast 120 Kilometern befördert mich nach Mulhouse im Elsass, weit im Osten Frankreichs und am Dreiländereck Frankreich, Deutschland, Schweiz. Eine Mühle ist Namensgeberin des Ortes, dessen Geschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht. So ziert ein Mühlrad heute das Stadtwappen.
In Mulhouse
Ich finde einen herrlich großen Rasenabschnitt für mein Zelt auf dem hiesigen Campingplatz und beginne den folgenden Tag mit einem Bummel durch den verschlafenen Stadtkern. Der Sonntag hat hier alles in einen Dornröschenschlaf versetzt, sodass ich freie Sicht auf das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert genieße. Der dreigeschossige Bau basiert auf einem rechteckigen Grundriss, Zugang erhält man über eine überdachte, gegenläufige Freitreppe. Ich finde das Äußere sehr ansehnlich, so ist die Schauseite komplett bemalt, die Grundfarbe sorgt mit einem Fliederton für positive Ausstrahlung, ebenso die bunten Renaissance-Fassaden.
Nach ein paar Videoaufnahmen von der protestantischen Stephanskirche, deren fast einhundert Meter hoher Glockenturm das Stadtbild beherrscht, schiebe ich Fidibus durch ein paar Gassen mit Cafés, nehme noch einmal einige tiefe Atemzüge croissant-geschwängerter Frankreichluft und bereite mich mental auf den Abschied aus diesem liebenswerten Land vor.
Zurückgeschaut ... Glücksmomente in Frankreich
Mit Frankreich verbinde ich die Bezeichnung „savoir-vivre“. Dieser Begriff lässt sich damit übersetzen, dass man es versteht zu leben. Während die Franzosen den Ausdruck eher im Sinne von gutem Benehmen oder korrekten Umgangsformen gebrauchen, wird er im Deutschen als „Lebenskunst“ verstanden. Was heißt es, ein Lebenskünstler zu sein? Und wenn es jemand besonders gut versteht zu leben, ist er dann auch gleichsam glücklich?
Immer, wenn es ums Glück ging, blühten meine Gesprächspartner auf und wussten, was sie glücklich macht. Sie waren sich darin einig, dass andere Menschen zum eigenen Glück dazugehören. Das können Familienmitglieder sein oder auch frohe Menschen, die einen bei der Arbeit umgeben – als Eisverkäufer ebenso wie als Weinlokalbetreiber.
Die Arbeit selbst, ob nun als Künstler mit Atelier im Stein oder als Guide auf dem Wasser, in der Ruhe der Natur, hat großes Glückspotenzial, was ich bestens nachvollziehen kann. Zu Hause liebe ich es, am heimischen Schreibtisch zu sitzen und in Textform zu bringen, was ich erlebt habe. Hier vor Ort bin ich glücklich, weil mich meine Reise am Glück anderer teilhaben lässt. In Didier und Claudine habe ich Gleichgesinnte getroffen, deren Erkenntnis ich ebenfalls teile: Ich mag wie sie dieses simple Reise- und Campingleben mit Gepäck, welches ich aus eigener Kraft befördere.
Meine Übernachtungswiesen recherchiere ich tagsüber, entscheide einige Kilometer vor meinem Tagesziel, wo ich mein Zelt aufschlage. Ich bin spontan und Änderungen gegenüber aufgeschlossen. Diese Flexibilität, gebunden an die Autonomie, die mir meine Reiseform ermöglicht, ist es auch, warum ich so gern unterwegs bin.
Willkommen geheißen zu werden im Haus eines Wildfremden, auf der Picknickdecke von Sportsfreunden oder von den eigenen Verwandten sind aber wohl die Glücksmomente, die sich am nachhaltigsten in meinen Erinnerungen festsetzen werden …
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