Neues vom Tatort Tegel. Ingrid Noll
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Doch der kam und kam nicht, und als sie eine Nachbarin nach ihm fragten, bekamen sie die Antwort, dass er am Morgen verreist sei, ohne ihr aber zu sagen, wohin.
»Das sieht ganz nach Flucht aus«, stellte Mia Maximilian fest.
*
Ein halbes Jahr mochte seit der in vielerlei Hinsicht unvergesslichen Reinickendorfer Kriminacht ins Land gegangen sein, da sollte ich Fabio Sullenschin wiedersehen, wenn auch nicht face to face, sondern auf dem Bildschirm: in der ersten Folge der neuen TV-Serie »Mach dein Glück! Geh nach Berlin!« Er hatte die Hauptrolle bekommen, und das Ganze war in den Medien mit einem wahnsinnigen Bohei bedacht worden. Überall hörte und sah man Sullenschin oder las etwas von ihm und über ihn. A star was born. Ab und an tauchte dabei auch mein Name auf, und wegen meiner narzisstischen Bedürftigkeit war mir das durchaus nicht unangenehm.
Dann kam der Anruf von Peer Kappe.
»Lieber Herr Bosetzky, wegen Ihrer alten Verbundenheit mit dem Hause Kappe, aber auch weil sie ja in den Mordfall Jannek Schloppe selbst so stark involviert sind, will ich Ihnen schon vorab mitteilen, was Sie morgen in der Zeitung lesen können: Wir haben den wahren Mörder Schloppes gefunden und auch schon sein Geständnis vorliegen. Nun raten Sie einmal, wer es war?«
»Dieser Timon Tütz?«
»Nein.«
Ich riet weiter. »Lexa Krojanke?«
»Nein.«
Ich gab auf. »Dann der große Unbekannte?«
»Wieder: nein.«
Ich wurde langsam ungeduldig. »Dann verraten Sie’s mir endlich!«
Er zögerte seine Antwort so lange hinaus, wie sie es im Fernsehen bei den Endausscheidungen ihrer Castingshows immer machten.
»Der Mörder ist … Fabio Sullenschin!«
»Nein!«, stieß ich hervor.
»Doch!«, kam es von Peer Kappe. »Er hat es getan, um die Hauptrolle in ›Mach dein Glück! Geh nach Berlin!‹ zu bekommen. Da ging es zuletzt nur noch darum: Jannek Schloppe oder Fabio Sullenschin.«
»Aber er war doch in der KBoN!«, wandte ich ein.
Peer Kappe lachte. »Ja klar, aber das arme Opfer hat er nur gespielt. Wozu ist er ein so blendender Schauspieler!«
»Und wie sind Sie auf ihn gekommen?«, wollte ich abschließend wissen.
»Ein Haushaltswarenhändler in Bochum hat ihn auf dem Bildschirm wiedererkannt. Bei dem hat er vor Jahren, als er bei den Ruhrfestspielen zu Gast war, die Tatwaffe gekauft.«
»Klar, alte Weisheit«, schloss ich. »Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.«
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