Dr Crime und die Meister der bösen Träume. Lucas Bahl

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Dr Crime und die Meister der bösen Träume - Lucas Bahl

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wie Atkinson scheint er eine Leidenschaft für unvernünftig schnelle und schicke Autos zu haben, ohne sich diese freilich leisten zu können. So gut wurde sein Job dann doch nicht bezahlt.

       Leon:

      Morgen Nachmittag geht’s los. Dann wird die Kohle im Schlaf verdient.

      Um das zu feiern, geht es heute Nacht noch mal auf die Piste. Meine bisher so unnahbare Mondgöttin Eva – also Eva aus der Mondstraße in Fürth – hat mir erlaubt, sie in die Margarinefabrik zu begleiten. Dafür habe ich mich extra in meine schwarze True Religion Designer-Jeans im Rocco-Leather-Look gezwängt, die ich Anfang des Jahres in dieser Erlanger Nobel-Boutique geklaut habe.

      Wir tanzen nun schon seit Stunden inmitten tausender Partywütiger zu Techno und House aus den 90ern. Wahrscheinlich gibt es einen Grund dafür. Vielleicht feiern Scooter Goldene Hochzeit. Mir läuft der Schweiß in Strömen herab und meine Socken sind derart feuchtigkeitsdurchtränkt, dass jeder Step ein quietschend-matschiges Geräusch verursacht. Zum Glück sind die Beats derart knallend, dass selbst ich das nur vermuten, aber nicht wirklich hören kann.

      Auch Eva glänzt, aber bei ihr sieht das einfach nur derart geil aus, dass mich allein der Gedanke, diesen Schweißfilm abzulecken, zu Höchstleistungen anspornt. Mädels mögen gute Tänzer, denn sie hoffen ja, dass man sich beim Laken-Zweikampf genauso geschickt bewegt. Die vielen bunten Smarties, die wir eingeworfen haben, tun das ihre, um uns quietschlebendig zu halten.

      Vorhin – das muss schon eine Weilchen her sein – als mal eine halbe Minute lang nur die Bass-Drum aus den Boxen knallte, schrie sie in mein Ohr: „Wenn du mein Prinz bist und wacker durchhältst, gibt es später noch Dessert!“ Dabei zog sie das ohnehin tief ausgeschnittene, klatschnasse Shirt ein Stück nach vorne und ließ mich die runde weiße Pracht ihrer Äpfelchen bewundern. Genau in diesem Moment setzte wieder die volle Dröhnung ein und seitdem bekomme ich den bescheuerten Refrain nicht mehr aus dem Kopf: „Bass-Drum, Bass-Drum, los, gib uns den Takt an! Bass-Drum, Bass-Drum, los, gib uns den Takt an!“

      Später werde ich wohl in einem unbeobachteten Moment auch noch eine von den blauen „Davon kriegst du garantiert einen Hammerharten, Mann, das versprech‘ ich dir“-Drops einschmeißen. Nicht, dass ich die Dinger wirklich nötig hätte, aber nach all dem Speed und Ecstasy werd‘ ich kein Risiko eingehen. Schließlich erwartet meine Mondgöttin ein Rundum-Glücklich-Paket und ich habe einen Ruf zu verlieren.

      Mittlerweile grölt dieser nervige Kerl zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in meinem Ohr: „Bass-Drum, Bass-Drum, los, gib uns den Takt an!“

      Es klingt, als sitze der Schwachmat direkt vor dem Trommelfell, schreit seinen Text und schlägt mit seinem Knüppel – naja, worauf wohl …

      Dann zieht mich die Mondgöttin quer durch das Gewimmelmeer zuckender, sich verrenkender, von Stroboskopblitzen zerhackter Körper, bis wir schließlich hinter der DJ-Bühne vor dieser wuchtigen Stahltür stehen. Ich erkenne sie sofort wieder. Heute Abend, als wir von der U-Bahn-Station in ihrer Nähe aufbrachen, sind wir unten am eklig gefliesten Bahnsteig schon mal an einer vorbeigekommen, die genauso aussah. Eine riesige Neun prangte dort auf dem Stahl.

      Number nine, number nine.

      Verdammt, woher kenne ich das?

      Richtig, auf dieser kleinen Plastikkarte, die wir am Eingang der Margarinefabrik in die Hand gedrückt bekamen, prangte auch eine große Neun und sonst nix. Ich spür‘ das Ding in meiner Hosentasche. Es ist doppelt so dick wie ’ne normale Kreditkarte und genauso lang, nur schmäler. Und ansonsten auf beiden Seiten schwarz wie die Nacht.

      „Für eure Freigetränke“, hatte der Kerl beim Einlass gesagt.

      Hier also schon wieder die Neun und wie in der U-Bahn auf einem Stahltor. Muss das Motto der Nacht sein. Ich zieh‘ die Karte aus der Hosentasche, aber meine stroboskopgeschädigten Glotzer können die Neun auf der Plaste nicht erkennen. Da ist nur tiefste Schwärze zwischen meinen Fingern. Ich steck das Ding wieder ein, denn in diesem Augenblick öffnet Eva die Tür und wir schlüpfen hindurch …

       Was erwartet Eva und Leon hinter Tür Nr. 9?

       Wird die nächste Folge diese Frage beantworten?

      FOLGE 2

      WAS BISHER GESCHAH

       Eva und Leon stehen in der Nürnberger Margarinefabrik hinter

       dem DJ-Pult vor einer Stahltür, auf die eine Neun gemalt ist.

       Kurzerhand öffnet Eva die Tür und sie schlüpfen hindurch …

      Die Musik macht augenblicklich anderen Geräuschen Platz. Tierlaute, Wasserrauschen, Blätterrascheln. Wir stehen mitten im ecuadorianischen Regenwald. Eine Affenhorde tobt über unsere Köpfe hinweg und stößt schrille Schreie aus. Bunte Papageien hocken auf Ästen und legen ihre Köpfe schräg, um die Eindringlinge anzuglotzen. Uns. Und nach wie vor plärrt die Stimme in meinem Kopf: „Bass-Drum, Bass-Drum, los, gib uns den Takt an!“

      „Hier lang!“, dirigiert Eva und ich versinke knietief im Matsch am Ufer eines etwa zwei Meter breiten Baches, der flach genug zu sein scheint, dass man ihn durchwaten kann, wenn man sich nur nicht so blöd anstellt wie ich.

      „Vorsicht!“ Sie reißt mich am anderen Ufer zur Seite. Ich verrenke meinen Hals und starre direkt in Kaas sich spiralförmig drehende Pupillen.

      Soll ich mir Sorgen machen, weil wir in Mittelamerika einer Cartoonschlange begegnen? Soll ich mir Sorgen machen, weil wir auf einmal Tausende von Kilometern von unserem Ausgangspunkt entfernt sind? NEIN! Zugegeben: So was passiert auch mir nicht alle Tage, aber wenn, dann bin ich jemand der zupackt und keine Fragen stellt.

      Währenddessen singt der mittlerweile zu einem gewaltigen Männerchor angewachsene Gesangsverein in meinem Ohr: „Bass-Drum, Bass-Drum, los, gib uns den Takt an!“

      „Dort ist es“, sagt Eva und kriecht unter einer massiven, mit seltsamen Zeichen verzierten Steinplatte in eine dreieckige Öffnung, die in der Höhe knapp einen Meter misst. Links ist der obere Teil einer Säule zu sehen, von der diese Steinplatte abgestützt wird. Irgendwann einmal muss es weiter rechts ein Gegenstück dazu gegeben haben, das einst den Torsturz in der Waagerechten hielt. Doch diese Säule ist verschwunden, irgendwann umgestürzt, ihre Trümmer wurden überwuchert und vom Dschungel verschlungen. Der von ihr bis zu ihrer Zerstörung getragene steinerne Torsturz hat sich deshalb schräg in den schlammigen Dschungelboden gebohrt. Die noch sichtbaren Reste dieses Eingangs sind dermaßen wuchtig, dass er, wie ich mir vorstelle, seinerzeit groß genug gewesen sein muss, um einem Saurier hindurch zu lassen, falls es damals noch Dinos gab.

      Ich folge Eva durch die dreieckige Öffnung und gelange ins Innere einer Tempelanlage.

      Als ich zurückblicke, sehe ich, wie es draußen schlagartig dunkel wird. „Erstaunlich, wie schnell in den Tropen die Nacht hereinbricht“, sagt sie und greift nach meiner Hand. „Komm!“

      Woher sie auf einmal die Fackel hat, weiß ich nicht mehr. Es gibt aber ohnehin nur einen Weg. Vorwärts. Die Wände des Gangs, der rasch so groß wird, dass wir nicht mehr zu kriechen brauchen, sind über und über mit Bildern und Bilderschriften verziert.

      „Mayas“, kommentiert Eva knapp und unterbricht damit für eine wohltuende Sekunde: „Bass-Drum,

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