Die freundliche Revolution. Philippe Narval
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Der Evolutionsbiologe Martin Nowak hat belegt, dass Systeme, die auf Kooperation aufbauen, langfristig überlebensfähiger sind. Die ersten zivilisatorischen Errungenschaften erlebten sie durch eine Höchstform der Kooperation mit Natur und Tier im Übergang zur Sesshaftigkeit und später im Kollektiv in der Gründung von Städten.
→ Probleme wie der Klimawandel und die Migration fordern unsere Problemlösungskompetenz. Zentralisierte, hierarchische Wege der Entscheidungsfindung sind mit zunehmender Komplexität der Herausforderungen fehleranfälliger als inklusive Prozesse, die auf Zusammenarbeit und die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven setzen.
Die Demokratie als hohe Schule der Kooperation und Friedenswerkzeug ist in die Jahre gekommen – aber was wäre, wenn wir sie in einer freundlichen Revolution neu entdecken? Doch welche Strukturen sind überhaupt dafür geeignet? Wie und wo erlernen wir das Kooperieren im komplexen Umfeld? Wie können wir im Zeitalter der Skepsis Vertrauen zwischen Bürgern, demokratischen Institutionen und der Politik wiederherstellen? Wie die kollektive Intelligenz einer Gesellschaft erfolgreich nutzen? Diese Fragen werden in beispielgebenden Geschichten über freundliche Revolutionäre aus ganz Europa in den kommenden Kapiteln beantwortet.
Die freundliche Revolution
Wir würden uns ja gerne engagieren, aber wie? Fahnenschwenkend am Hauptplatz stehen und für Europa singen wird die Feinde der Demokratie nicht beeindrucken, das wissen wir. Zu lange haben wir Bürger Europas dabei zugeschaut, wie Politik ohne uns gemacht wurde. Es lief ja auch alles so, als würde es immer so weitergehen. Nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs verkündete der US-Politologe und Historiker Francis Fukuyama „das Ende der Geschichte“. Laut seiner Einschätzung hatte das liberale Weltbild des Westens endgültig gesiegt. Heute fühlen wir uns von der Masse an Problemen überwältigt und die Demokratie westlichen Zuschnitts ist im Rückzug begriffen. Doch die Angst, die sich dabei in uns ausbreitet, macht sprichwörtlich dumm, sie lähmt uns und verleitet uns, wie wir aus der Geschichte wissen, im schlimmsten Fall zu extremer Intoleranz anderen gegenüber. Während wir gespannt auf die politischen Brandherde blicken, die da und dort auflodern, gibt es auch eine andere Realität in Europa, der wir zu wenig Beachtung schenken.
→ Viele freundliche Revolutionen greifen um sich und stellen das Gemeinsame über das Trennende, den Kompromiss über den Konflikt. Diese Revolutionen streben ein neues Verhältnis zwischen Politik und Bürgerschaft an.
Diese Veränderungswelle setzt auf Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Sie lebt von Politikern, die offen sind, ein Stück ihrer Macht zu teilen, und Bürgern und Bürgerinnen, die bereit sind, mehr Verantwortung in ihrer Gesellschaft zu übernehmen. Die freundliche Revolution bedeutet Beteiligung und bürgerliches Engagement, um der sozialen Entfremdung, die digitale Netzwerke noch verstärken, entgegenzuwirken. Bei komplexen Problemstellungen, wie dem Klimawandel und der ökologischen Krise, bindet sie das Wissen der vielen ein und verbessert unsere Art der Informationsbeschaffung sowie die Fähigkeit zur effektiven Problemlösung. Dort wo durch sie Bürgerschaft und Politik gemeinsam an Lösungen arbeiten, steigt die Akzeptanz ebendieser und die Wertschätzung füreinander. Das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Autonomie wird gestärkt.
Die Menschen, die mit einer festen Überzeugung und frischen Ideen freundliche Revolutionen vorantreiben und eine neue Form der Demokratie vorleben, machen Mut. Diese Pioniere aus ganz Europa – von einer spanischen Bürgermeisterin bis zu einer Vorarlberger Kindergartenpädagogin – leben vor, wie wir gemeinsam im Zeitalter von Komplexität und Unsicherheit unsere Demokratie retten können. Ihre Beispiele zeigen, dass es für die Beteiligung zu einem großen Teil auch auf die innere Haltung ankommt und wir eine neue Führungskultur brauchen.
→ Politiker müssen erkennen, dass ihr Bild der Zukunft, ihre Sicht, wie etwas zu geschehen hat, nicht die einzig richtige sein muss. Mit der alten Schule des Top-Down-Managements und der Einstellung „Ich weiß alles und zeige euch, wo es langgeht“ kommt niemand mehr weiter.
Sinnvolle Kooperationen und eine Beteiligungskultur entstehen gerade dort, wo es eine Offenheit gibt, die zulässt, dass alle sich mit ihren Ideen einbringen können und die Lösungen, die entstehen, am Ende nicht unbedingt diejenigen sind, die man selbst im Kopf hatte. Dabei geht es gar nicht immer gleich darum, alle Bürger sofort zu erreichen, sondern zuerst einmal jene in unserer Gesellschaft zu stärken und zu vernetzen, die sich schon erfolgreich für das Gemeinwohl engagieren und damit unsere Gesellschaft im Inneren stärken. Aber Vorsicht! Echte Beteiligung ist kein Allheilmittel und immer nur Mittel zum Zweck; wenn der Zweck Manipulation heißt, wird Beteiligung zur Falle und zur Farce.
→ Als Instrument des Akzeptanzmanagements, um Protesten den Wind aus den Segeln zu nehmen oder als Durchsetzungsstrategie von Großbau- und Infrastrukturprojekten, bekommt Beteiligung einen schlechten Ruf.
Grundvoraussetzung für gelungene Beteiligung ist Klarheit über die Machtverhältnisse. Die Politik muss sich deklarieren, wieweit sie bereit ist, Entscheidungsspielräume aufzumachen und wo sie die Grenze sieht, denn man kann den Leuten nur für kurze Zeit vorgaukeln, dass man im gleichen Boot sitzt, wenn man in Wirklichkeit versteckte eigene Interessen vorantreibt.
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