Die Forsyte-Saga. John Galsworthy
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Читать онлайн книгу Die Forsyte-Saga - John Galsworthy страница 7
Dann Haymans – Mrs. Hayman war die einzige verheiratete Schwester der Forsytes – in einem Haus oben in Campden Hill, wie eine Giraffe anzusehen und so hoch, daß wer es betrachtete, einen steifen Nacken bekam. Nicholas wohnte in Ladbroke Grove in einer geräumigen Wohnung und billig dazu; und endlich Timothy am Bayswater Road, wo Ann, Hester und Juley unter seinem Schutze lebten.
James hatte die ganze Zeit nachdenklich dagestanden und fragte endlich seinen Gastgeber und Bruder was er für das Haus am Montpellier Square gegeben hatte. Er selber habe seit Jahren dort ein Haus im Auge, aber sie forderten einen zu hohen Preis dafür.
Der alte Jolyon berichtete über die Einzelheiten seines Kaufes.
»Auf zweiundzwanzig Jahre?« wiederholte James, »gerade das Haus, das ich wollte – du hast zu viel dafür bezahlt!«
Der alte Jolyon runzelte die Stirn.
»Ich will es nicht etwa für mich haben,« sagte James hastig, »zu dem Preis paßt es nicht für meine Zwecke. Soames kennt das Haus sehr gut, na – er wird dir sagen, daß es zu teuer ist – auf sein Urteil kann man etwas geben.«
»Ich gebe keinen Pfifferling dafür,« sagte der alte Jolyon.
»Meinetwegen,« brummte James, »du mußt ja immer deinen Willen haben – aber sein Urteil ist gut. Adieu! Wir wollen nach Hurlington hinausfahren. Ich höre, June geht nach Wales. Du wirst morgen allein sein. Was hast du vor? Du solltest zum Essen lieber zu uns kommen!«
Jolyon lehnte ab. Er ging mit an die Haustür, half ihnen in den Wagen und winkte ihnen zu, denn er hatte seinen Unmut schon vergessen. Im Fond saß groß und majestätisch James' Frau mit kastanienbraunem Haar, ihr zur Linken Irene – die beiden Gatten, Vater und Sohn, nahmen eifrig, fast erwartungsvoll, ihren Frauen gegenüber Platz. Auf ihren Sprungfederpolstern hin und her geworfen, gaben sie schwankend jeder Bewegung des Wagens nach und fuhren, von den Blicken des alten Jolyon begleitet, schweigend im Sonnenschein davon.
Während der Fahrt unterbrach James' Frau das Schweigen.
»Ist euch jemals eine solche Gesellschaft schnurriger Leute vorgekommen?«
Soames, der sie unter seinen Lidern hervor flüchtig ansah, nickte und bemerkte, wie Irene ihm einen ihrer unergründlichen Blicke zuwarf.
Höchst wahrscheinlich hatte jeder Zweig der Familie Forsyte auf der Heimfahrt von dem Empfang beim alten Jolyon diese Bemerkung gemacht.
Unter den letzten der aufbrechenden Gäste gingen der vierte und fünfte Bruder, Nicholas und Roger zusammen fort und schlugen die Richtung am Hyde Park entlang nach einer Station der Untergrundbahn ein. Wie alle andern Forsytes in einem gewissen Alter, hielten sie sich eigenes Fuhrwerk und vermieden, wenn es sich irgend tun ließ, eine Droschke zu nehmen.
Es war ein schöner Tag, die Bäume des Parks standen in der vollen Pracht ihres Junilaubes, aber die Brüder schienen nicht auf die Natur zu achten, die nichtsdestoweniger zur Lebhaftigkeit ihres Ganges und der Unterhaltung beitrug.
»Ja,« sagte Roger, »ein schönes Weib, diese Frau von Soames. Ich höre, es stimmt da nicht alles.«
Dieser Bruder hatte eine hohe Stirn und von allen Forsytes die frischeste Farbe. Seine hellgrauen Augen musterten die Häuser der Straßenfront am Wege, und dann und wann hob er seinen Schirm, um die verschiedenen Höhen abzumessen.
»Geld hatte sie nicht,« erwiderte Nicholas.
Er selbst hatte sehr reich geheiratet, und da es noch in der goldenen Zeit vor Einführung des Vermögensrechts der Ehefrauen war, glücklicherweise einen vorteilhaften Gebrauch von dem Gelde machen können.
»Was war ihr Vater?«
»Er hieß Peron, Professor, wie ich höre.«
Roger schüttelte den Kopf.
»Das bringt nichts ein,« sagte er.
»Ihr Großvater von Mutters Seite soll in Cement gearbeitet haben.«
Rogers Gesicht erhellte sich.
»Er machte aber Bankrott,« fuhr Nicholas fort.
»Ja, ja,« rief Roger aus. »Soames wird seine Not mit ihr haben, denk an mich, er wird seine Not mit ihr haben – sie hat was Verdächtiges im Blick.«
Nicholas leckte sich die Lippen.
»Sie ist eine schöne Frau,« sagte er und schob einen Straßenkehrer beiseite.
»Wie kam er eigentlich an sie heran?« fragte Roger darauf. »Ihre Toilette muß ihn ein Heidengeld kosten!«
»Ann sagt,« erwiderte Nicholas, »er war ganz toll hinter ihr her. Fünfmal hat sie ihn abgewiesen. James ist die Sache fatal, das ist ihm anzumerken.«
»Für James tut es mir leid,« fing Roger wieder an, »er hat schon mit Dartie seine Not gehabt.« Das Gehen hatte seine frische Farbe noch erhöht, er schwang den Schirm öfter denn je bis in Augenhöhe. Auch Nicholas' Gesicht hatte einen heitern Ausdruck.
»Zu blaß für meinen Geschmack,« sagte er, »aber die Figur ist prachtvoll!«
Roger erwiderte nichts.
»Ich finde, sie sieht vornehm aus,« sagte er endlich – es war das höchste Lob im Forsyteschen Wortschatz. »Dieser junge Bosinney soll so'n Kunstfex sein – hat sich in den Kopf gesetzt, die englische Architektur zu vervollkommnen; das bringt nichts ein! Ich möchte wissen, was Timothy dazu sagt.«
Sie betraten die Bahnstation.
»Welche Klasse fährst du? Ich fahre zweiter.«
»Nur nicht zweiter,« sagte Nicholas, »man weiß nie, was man sich da holt.«
Er nahm ein Billett erster Klasse nach Notting Hill Gate, Roger eins zweiter nach Kensington. Eine Minute später fuhr der Zug ein, die Brüder trennten sich und jeder stieg in sein Abteil. Beide waren verletzt, daß der andere nicht von seiner Gewohnheit abgewichen war, um seine Gesellschaft etwas länger zu genießen.
»Immer ein alter Starrkopf dieser Nick!« dachte Roger bei sich.
Oder wie Nicholas es im stillen ausdrückte: »Ein unverträglicher Geselle war Roger von jeher!« Sentimentalität war nicht gerade Sache der Forsytes. Wo sollten sie in dem großen London, das sie sich erobert hatten, und in dem sie untergetaucht waren, auch die Zeit hernehmen, sentimental zu sein?
Zweites Kapitel
Der alte Jolyon geht in die Oper
Mit