Wie frei wir sind, ist unsere Sache. Ulrich Pothast

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Wie frei wir sind, ist unsere Sache - Ulrich Pothast

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nachträgliche Wegschieben der Rechenschaftserwartung für ein geschehenes Tun, hin zu anderen Instanzen oder Einflüssen, ist in aller Regel eine Form von Selbstbetrug. Denn in der fraglichen Entscheidungslage waren wir selbst als ganzer Mensch das Wesen, aus dem unsere unabtretbare Wahl hervorging – gleichgültig, welche Einflüsse wir bei nachträglicher Analyse feststellen mögen. Schieben wir alles auf fremde Einflüsse, dann berauben wir uns eines unschätzbaren Vorteils, den das Anerkennen der eigenen Urheberschaft mit sich bringt: Bei den vielen Fehlern, auch moralisch tadelnswerten Handlungen, die wir im Lauf des Lebens begehen, ist das offene Eingeständnis, dass wir selbst sie begangen haben, der Türöffner für besser gelingendes Handeln in der Zukunft. Denn wenn wir einräumen, dass wir als ganze Person und nicht etwas längst Vergangenes, nicht unsere Erzieher, nicht äußere Impulse usw. die falsche Tat hervorbrachten, können wir uns die wichtige Frage stellen: Was in uns war es, das entscheidend zu der falschen Tat beitrug?

      In der Rückschau, unbedrängt von den Wahrnehmungen und Affekten der Handlungssituation, können wir am besten sehen, wo wir einem Beweggrund oder Impuls nachgegeben haben, den wir bei distanzierter, beruhigter Überlegung nicht billigen können. Das heißt, wir können erkennen, wo wir im personeigenen Sinn bei der falschen Tat unfrei waren. Wir können versuchen, den relevanten Mangel unserer personeigenen Freiheit in rückblickender Selbstverständigung ausdrücklich zu benennen, ja zu diagnostizieren. Wir können ihn auf seine Ursachen hin befragen. Wir können schließlich versuchen, unser Leben künftig so zu führen, dass Taten der leider geschehenen Art möglichst nicht mehr vorkommen.

      Indem wir nach einem schweren, aber eingesehenen und bewusst analysierten Fehler unser Leben anders führen, können wir uns als lebende Personen verändern. Es kann uns gelingen, die Gesamtheit unserer handlungsrelevanten Dispositionen so zu beeinflussen, dass wir in Zukunft dann, wenn wir versucht sind, in jenen Typ von Fehler zu verfallen, ihn gerade nicht begehen. Zur Gesamtheit unserer handlungsrelevanten Dispositionen gehört vor allem unser Wille, soweit er den Status solcher Dispositionen hat. Wenn wir nach einer Tat, die wir im Rückblick nicht billigen und lieber nicht getan hätten, uns im konkreten Lebensvollzug neu orientieren, nutzen wir eine einzigartige Möglichkeit unseres Personseins. Es ist die Möglichkeit zur absichtsvoll eingeleiteten, indirekten Neu-Orientierung unseres Willens.

      Direkt, durch einen umweglosen Zugriff, der dem Zugriff auf unsere Körperglieder beim Handeln vergleichbar wäre, können wir unseren Willen nicht umformen. Wohl aber können wir uns über Handlungsweisen, die uns offen stehen, nachdenkend ins Bild setzen und sie bewerten. Dabei kann uns ein klarer, durch Argumente verdeutlichter Unterschied vor Augen treten zwischen Formen des Handelns, die wir für richtig halten sowie zu eigen haben möchten, und solchen, die wir für falsch halten und für das eigene Tun ablehnen.

      Bei beruhigter Überlegung klar zu sehen, was unter Einbeziehen aller für uns erkennbaren Aspekte sich als das richtige Tun darstellt, kann dazu beitragen, dass sich unser dispositionaler Wille wie auch unser aktuelles Wollen in Richtung dieser Handlungsweise verändern. Ein solcher Einfluss gelingt nicht immer, aber er gelingt doch oft, wenn auch nie mit erkennbarer Notwendigkeit. Es widerfährt uns leider manchmal, dass wir unter Impulsdruck uns plötzlich mit einem unerwartet anders gerichteten Wollen finden, für das in diesem Augenblick auch scheinbar gute Gründe sprechen. Dann tun wir etwas, das wir nachträglich, wenn die bedrängende Situation vorbei ist, als falsch erkennen können und vielleicht bereuen. Das wiederum kann dazu führen, dass wir aufs Neue nachdenken und die Entstehung unseres Fehlverhaltens rückverfolgen. Wieder können wir dann zwei besonders wichtige Mittel indirekter Beeinflussung unseres Willens in Anschlag bringen. Diese Mittel sind das eigene Überlegen und, in langfristiger Perspektive, das dispositionsbildende eigene Handeln. Indem wir nach einem gravierenden Fehler unser Leben anders führen, das heißt, auch in kleinen Dingen unser Tun an einem neuen Handlungskonzept ausrichten, nehmen wir die Chance wahr, unsere Willensdisposition auf indirektem Weg zu ändern. Auch das kann misslingen, ebenso wie der Versuch, uns durch Überlegen zu einem neuen Wollen zu bringen. Aber im Ganzen bleibt der indirekte Weg, bei verschiedenen Möglichkeiten der Mittelwahl, der einzige, den wir gehen können. Über das enorme Gewicht des Überlegens wie des eigenen haltungsbildenden Handelns in Fragen personeigener Freiheit werden wir bald ausführlicher diskutieren.

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