Tatort Heuriger. Sabina Naber

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Tatort Heuriger - Sabina  Naber

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style="font-size:15px;">      Und ist es dann das, was die Lebenden Hölle nennen?

      Oder doch nur Fegefeuer?

      Und wenn es eine Hölle gibt, gibt es dann einen Himmel?

      Und wie sieht der aus?

      Der Himmel ist das endgültige Aufhören. Das Ende von allem. Endlich Ruhe. Endlich Friede. Nichts.

      »Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein, hollaria ho. Es muss ja nicht das letzte sein, hollaria ho.«

      Es hätte mich ja gewundert. RUUUHEEE.

      »Jetzt trink mer noch a Flascherl Wein, hollaria ho …«

      BIIITTEEE.

      »… Es muss ja nicht das letzte sein, hollaria ho.«

      Warum hören die nicht auf mich, ich schreie doch weiß Gott laut genug?

      Richtig, weil sie mich nicht hören können, weil ich Salz im Mund habe, alles voller Salz, verdammtes Salz, ich hasse Salz, das ist doch nicht gut für den Blutdruck, und auf hunderttausend bin ich eh schon die ganze Zeit, und für die Haut ist das auch nichts, das trocknet sie aus, das weiß man doch.

      Wissen Sie, was das Witzige ist? Oder nicht das Witzige, sondern das, was witzig ist, weil es witzig ist, dabei aber gar nicht witzig sein wollte. So was, wo einen das Schicksal in den Arsch tritt. Dafür gibt es ein Wort. Die Dings an dem Ganzen, sagt man. Egal.

      Dass der Heinrich die Strafe ja eher symbolisch gemeint hat. Und dabei ist sie ganz konkret. Das Salz. Als er gesagt hat, damit ich für immer und ewig hier sein kann, hat er natürlich nicht gewusst, dass das wirklich so ist jetzt. Ihm ging es nur darum, dass ich hier bin, im Heurigen. Als Strafe. Oder aus Häme, kann auch sein. Und das mit dem Salz hat er wohl aus dem Internet. Ist extra mit mir noch durch die Gegend gefahren, hat bei den Orangen eingebrochen, den Stadtbetrieben, und dort gleich säckeweise Streusalz geklaut, das ja eh nicht gebraucht wurde in diesem nicht stattgefundenen Winter. Damit ich nicht verfaule und stinke. Damit man ihm nicht draufkommt, wenn man mich findet, immer der Spürhundnase nach. Aber im Salz, nein, da könnt ihr euch eure Schnauzen blutig schnüffeln, mich findet ihr nicht. Und ich denke mir, wenn ich verfaule und stinke, wenn sich also mein Kopf nach und nach zersetzt, dann hört das auf.

      Aber das tut es nicht.

      Und Heinrich weiß auch nicht, wie sehr er mich bestraft, indem er mir meinen Körper weggenommen hat. Nicht, dass ich noch besonders viel damit hätte anfangen können, aber manchmal juckt es dermaßen auf meiner Kopfhaut, dass ich fast verrückt werde. Und dann wieder juckt es mich am Knie. Am Knie, bitteschön, das irgendwo ist, am Kahlenberg oder in einer Jauchegrube oder grad zu einem Fleischlaberl verarbeitet wird mitsamt dem Hintern, der auch juckt wie verrückt, das macht mich krank.

      Ich frage mich, ob Heinrich ab und zu vorbeischaut. Hier im Heurigen. Ob er sich vielleicht mit seinem Glas an mein Fass stellt und genüsslich ein, zwei Schlückchen trinkt und sich dann denkt: Ha.

      Gehört habe ich ihn noch nicht. Aber es ist ja auch noch früh im Jahr. Nehme ich mal an. Es kann noch so manches kommen. Und es zieht den Täter ja immer an den Tatort zurück, nicht wahr?

      Obwohl der Tatort nicht hier ist. Der ist im neunzehnten Bezirk, irgendwo im Wein hat er mich erschlagen.

      Dass der so jähzornig sein kann, hätte ich mir nicht gedacht.

      Man sollte eben nicht so viel denken.

      Vor allem, wenn man auch noch etwas anderes kann.

      Aber daran denkt man erst, wenn es zu spät ist, nicht wahr? So ist es ja immer. Und nachher tut es einem leid.

      Und wenn man lange vor sich hin siecht, wenn man Zeit hat, sich Gedanken zu machen über all das, was man verpasst hat, als man es noch tun hätte können, da kommt man natürlich auf vieles. Wenn man dann aber bedenkt, dass so in etwa eine Ewigkeit vor einem liegt, während der man sich Vorwürfe machen kann, da hat man plötzlich keine Eile mehr, damit anzufangen. Doch das Böse ist, dass man nicht selber entscheiden kann, wann man damit anfängt. Es passiert einfach. Eines Tages wird man wach und denkt sich: Mist, Gelegenheit verpasst. Allerdings schlafe ich nicht. Also kommt dieser Moment einfach so aus dem Nichts. Ohne Vorwarnung. Zack, da, das Gewissen sagt: Hallo, da bin ich, was ich dir noch sagen wollte … Du warst nicht für deine Oma da.

      Wie bitte?

       Genau. Oma. Was war denn mit der? Ha? Die hast du alleingelassen.

      Was soll denn das jetzt hier?

       Ist mir wurscht, was das jetzt hier soll, es ist so, aus, damit musst du jetzt leben.

      Oder tot sein.

       Sehr witzig.

      Geht so.

       Aber es stimmt doch, oder etwa nicht?

      Ja.

       Wo warst du denn?

      Wo war ich denn wann?

       Als sie siechte, deine Oma.

      Ich weiß es nicht.

       Hier warst du, beim Heurigen, hast dich besoffen mit dem Wiener Wein.

      Das ist reine Spekulation.

       Es geht ja auch um das Symbol. Du warst weit weg, nicht bei ihr. Meinst du nicht, sie hätte dich vielleicht ganz gern nochmal gesehen? Ihren Lieblingsenkel?

      Ich glaube nicht, dass ich ihr Lieblingsenkel war.

       Aber vielleicht warst du es ja doch. Ist auch egal. Ihr Enkel warst du. Und trotzdem warst du nicht da.

      Sie hätte es ja eh nicht mehr mitbekommen, sie war dement.

       Ach ja? Sagt wer?

      Die Ärzte.

       Und?

      Und was?

       Und das glaubst du dann einfach so?

      Was?

       Dass sie dann nichts mehr mitkriegt von der Welt und wer sie besucht und ihr die Hand hält? Weil das ja dann klar ist, dass man dann nichts mehr mitbekommt. Weil man nur mehr im Nebel ist. Weil man so was ja weiß, nicht?

      Worauf willst du hinaus?

       Weil auch ein abgetrennter Kopf nichts mitbekommt von laut und falsch singenden Piefke.

      Aha.

       Genau, aha.

      Und hm.

       Und noch was.

      Was?

       Als es angefangen hat.

      Was?

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