Träume - Spiegel der Seele, Krankheiten - Signale der Seele. Reinhold Ruthe
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Die Zielrichtung des Traums
Ein Begriff, der das Konzept der therapeutischen Seelsorge und des biblischen Denkens beherrscht, ist der Begriff der Zielgerichtetheit, der Finalität (finis = Ziel). Das Ziel des Menschen besteht darin,
im Geistlichen wie im Menschlichen positive oder auch zerstörerische Vorstellungen zu verwirklichen,
mit praktisch gelebter Liebe, aber auch mit störenden Verhaltensmustern das Leben zu meistern,
von klein auf Hilflosigkeit in Stärke zu verwandeln,
Unsicherheit in Sicherheit zu überführen,
Unvollkommenheit in Vollkommenheit zu verarbeiten, die Minussituation des Lebens in eine Plussituation umzugestalten.
Wo wird im biblischen Denken das zielorientierte Planen und Handeln des Menschen deutlich? Einige Bibelstellen sollen das verdeutlichen:
»Gib dein Bestes im Glaubenskampf, damit du das ewige Leben gewinnst. Zu diesem Leben hat Gott dich berufen, als du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis des Glaubens ablegtest« (l. Timotheus 6,12).
»Im Voraus setzt du (Gott) fest, wie alt er (der Mensch) wird, auf Tag und Monat hast du es beschlossen« (Hiob 14,5).
»Lehre mich, Herr, dass mein Leben ein Ziel hat« (Psalm 39,5).
»Jage nach dem vorgesteckten Ziel« (Philipper 3,14).
»Arbeitet an euch selbst in der Furcht vor Gott, damit ihr gerettet werdet! Ihr könnt es, denn Gott gibt euch nicht nur den guten Willen, sondern er selbst arbeitet an euch, damit seine Gnade bei euch ihr Ziel erreicht« (Philipper 2,12 – 13).
Der Mensch wird angehalten,
zu Gott zu kommen,
eine Hoffnung auf ihn zu setzen,
Vertrauen nicht aufzugeben,
im Glauben Zuversicht zu praktizieren,
zu kämpfen, um den Siegespreis zu erlangen,
die Seligkeit zu schaffen,
auf das Ziel zu schauen usw.
Adler nennt seine Psychologie eine Gebrauchspsychologie, im Gegensatz zur Besitzpsychologie.
Die Besitzpsychologie stellt fest, was ein Mensch mit auf die Welt bringt. Aus dem Besitz wird alles Seelische abgeleitet. Die Gebrauchspsychologie verdeutlicht, was ein Mensch mit seinen Anlagen, Gaben und Möglichkeiten anfängt,
wie er sie benutzt,
was er damit bezweckt,
wie er sie in Dienst stellt.
Im Umgang mit Christen und Nichtchristen und in der Seelsorge mit Ratsuchenden wird deutlich, wie ein Mensch seine Gaben, Anlagen und von Gott geschenkten Möglichkeiten ausnutzt.
Redet er sich auf seinen »Besitz« heraus? Gebraucht er seine vererbten Anlagen als Alibi? Ist er bereit, über seine Verantwortung nachzudenken, darüber,
was er aus Anlage und Umwelteinflüssen gemacht hat?
wie er seine Gaben in Dienst gestellt hat?
wie er Gaben und Talente vergraben oder für Gott und andere Menschen eingesetzt hat?
Im Wachen wie im Traum kommen diese Deutungsmuster zur Sprache.
Die Traumdeutung nach Adler versucht daher schwerpunktmäßig, zwei Fragen zu beantworten:
a) Was ist das Ziel des Traumes?
Was soll damit bezweckt werden?
Welche Lebens-Grundeinstellungen (menschlich oder geistlich) offenbart der Träumer?
b) Wie ist die Stellung des Träumers zur Gemeinschaft?
Handelt er gemeinschaftsfreundlich?
Handelt er partnerschaftsfeindlich?
Handelt er kooperativ oder destruktiv? Das Beispiel eines Flugtraumes soll beide Aspekte beleuchten.
Ein Manager eines mittelgroßen Betriebes, Zulieferer für ein großes Autowerk, kommt mit folgendem Problem in die Seelsorge: »Mein Leben verläuft im Prinzip erfolgreich. Man beneidet mich um meinen geschäftlichen Fortschritt. Aber es macht mir zu schaffen: Ich verstehe die Menschen nicht. Die Menschen verstehen mich auch offensichtlich nicht. Ich denke prinzipiell sachlich und pragmatisch, die anderen haben Beurteilungskriterien, die mir fremd sind. Helfen Sie mir, es muss doch Kompromisse geben!«
Der Mann ist ein ausgesprochener Einzelgänger. Frau und Kinder distanzieren sich von ihm. Die Frau scheint sogar zu signalisieren, dass sie sich trennen will. In der dritten Beratungsstunde bringt er einen Traum mit.
»Ich sehe vor mir ein unbegehbares felsiges Etwas, einen zerklüfteten Hügel. Rechts davon läuft ein kleines Wesen weg. Es kann ein Mensch sein. Ich sehe, wie ich den Kopf schüttele. Einen Augenblick überlege ich, wie ich diesen schwierigen Hügel bezwingen kann. Dann nehme ich einen Anlauf, hebe ab und fliege wie im Gleitflug über das Hindernis hinweg. Auf der anderen Seite komme ich gut an und stehe fest auf der Erde. Ich schaue mich um und lächele. Dann wache ich auf.«
Meine Fragen lauten:
»Was ist Ihr Hauptgefühl an der dichtesten Stelle des Traumes?«
Antwort: »Ich wache auf und bin stolz. Ich habe das Problem gemeistert!«
»Wie sehen Sie sich selbst im Traum?«
»Ich spüre, das bin ich. So gehe ich das Leben an. Vor mir ein dickes Problem. Es sieht unlösbar aus. Man hat den Eindruck, es gibt keinen Weg.«
»Wie sehen Sie die anderen, soweit sie im Traum vorkommen?«
»Ja, das ist eine Schwierigkeit bei mir. Die anderen kommen nicht vor. Es sei denn, das flüchtende Wesen war ein Mensch. Leider ist das meine Schwachstelle im Leben. Die Firma interessiert mich, nicht die Menschen. Der Erfolg interessiert mich, nicht die Mitarbeiter. Mein Ehrgeiz frisst mich auf. Da bleiben nicht selten andere auf der Strecke.«
»Wenn das fliehende Wesen ein Mensch war, was sagt Ihnen das Bild?«
»Es könnte meine Frau sein, aber auch die Kinder. Vielleicht sogar Mitarbeiter der Firma, die vor den Problemen kapitulieren. Aber das reizt mich besonders. Ich fliehe nicht, ich will das Unbegehbare gangbar machen.«
»Was tun Sie im Traum?«